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Ein klareres Profil für die Schweizer Kultur

Den grösste Beitrag von Pro Helvetia erhielt 2002 die Expo.02 . Keystone

Zum ersten mal traten das Bundesamt für Kultur (BAK) und die Kulturstiftung Pro Helvetia gemeinsam vor die Medien.

Die beiden wichtigsten Kultur-«Sponsoren» wollen die Kulturförderung im In- und Ausland besser koordinieren. Anlass ist die Beratung des neuen Kulturgesetzes.

«Die Zusammenarbeit war noch nie so eng», freut sich BAK-Direktor David Streiff an der gemeinsamen Medienkonferenz mit der Kulturstiftung Pro Helvetia am Montag in Bern.

Der erste gemeinsame Auftritt der beiden sich oft konkurrenzierenden Institutionen, sollte ein Zeichen setzen, damit die eidgenössischen Räte auf eine Klärung der künftigen Rollen von BAK und Pro Helvetia hinarbeiten.

Es sei eine dringende Notwendigkeit, dass das neue Kulturförderungs-Gesetz und die Revision des Pro-Helvetia-Gesetzes zusammen beraten werden. Das Ziel liege darin, den heutigen «diffusen Zustand» zu überwinden, um eine für die Kulturschaffenden einsichtige Förderpolitik zu betreiben.

Die geplante enge Zusammenarbeit sei ein echter Meilenstein, betonte Pro Helvetia-Sprecherin Sabina Schwarzenbach gegenüber swissinfo. Es gehe darum, Synergien zu nutzen, anstatt sich voneinander abzugrenzen.

Konkrete Ergebnisse der künftigen Arbeitsteilung sollen jedoch erst nach den Sommerferien bekannt gegeben werden. Mit dem Inkrafttreten der zwei neuen Gesetze wird für das Jahr 2007 gerechnet.

So viele Gesuche wie noch nie



Anlass für den gemeinsamen Auftritt war die Jahrespressekonferenz von Pro Helvetia. «Wenn wachsende Zahlen Zeichen für Gesundheit sind, könnte man sagen, es gehe Pro Helvetia besser denn je», heisst es in ihrem Tätigkeitsbericht 2002.

Tatsächlich hat die Zahl der Gesuche im vergangenen Jahr eine Rekordhöhe erreicht: 4568 Anfragen für Unterstützung hat die Schweizer Kulturstiftung im Jahre 2002 geprüft. Das sind 321 mehr als im Jahr 2001. Von den 4568 Anfragen wurden 2129 positiv beurteilt. Insgesamt hat die Stiftung dafür 21,25 Mio. Franken aufgewendet.

Der grösste Beitrag, 1,5 Mio. Franken, ging an die Expo.02 für eine Reihe von Musik-, Tanz- und Literaturveranstaltungen, der kleinste betrug genau 100 Franken und ermöglichte der Kantonsschule Zürich Enge eine Filmvorführung. 890 Beiträge bewegen sich im mittleren Bereich zwischen 5000 und 20’000 Franken, nur 34 übersteigen 50’000 Franken.

Steigende Qualität

Der starke Anstieg der Gesuchszahl um 7,5 Prozent hat gemäss Pro Helvetia verschiedene Gründe: Die Anzahl qualifizierter Künstler und Künstlerinnen nehme, entsprechend dem höheren Ausbildungsstandard der Kunstschulen zu.

Zudem lehre die Kulturmanagement-Ausbildung die Kulturschaffenden, wie man Gesuche effektiv einreicht. Nicht zuletzt sei, dank der hohen Qualität, die ausländische Nachfrage nach künstlerischen Programmen und Projekten aus der Schweiz gestiegen.

Budget hält nicht mit



Doch die Mittel, die der Bund Pro Helvetia gewährt, bleiben hinter der Zunahme der Gesuche zurück.

Im Herbst entscheidet das Parlament über die Botschaft des Bundesrates, der Kulturstiftung für die Jahre 2004 bis 2007 einen Finanzrahmen von 137 Mio. Franken zur Verfügung zu stellen. Das ist ein bisschen mehr wie bis anhin, aber 42,5 Millionen weniger als von der Kulturstiftung ursprünglich beantragt.

Pro Helvetia verzichtet laut ihrem Direktor Pius Knüsel deshalb auf die Schwerpunkte «Film» und «Digitale Kunst und Kultur». Sollte das Budget von Pro Helvetia jedoch noch weiter schrumpfen, sei in Zukunft mit noch weiteren Abstrichen zu rechnen.

Führungsrolle im Ausland



Eine klare Führungsrolle beansprucht Pro Helvetia künftig bei der Darstellung der kulturellen Schweiz im Ausland. In diesem Bereich wolle die Stiftung wieder eine Schlüsselposition einnehmen, die Image-Organisation Präsenz Schweiz soll sich demgegenüber primär um kommunikative Belange und Beziehungspflege kümmern.

Pro Helvetia wird zudem auch weiterhin Mandate der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Osteuropa wahrnehmen.

swissinfo

Budget Pro Helvetia 2002: 34,9 Mio. Fr., davon 33,5 Mio. vom Bund
2002 wurden 2129 Gesuche positiv beantwortet und mit insgesamt 21,25 Mio. unterstützt.

Mit 15 Aussenstellen ist Pro Helvetia in ebenso vielen Ländern tätig. Rund 95 Mitarbeitende teilen sich 75 Stellen.
2002 unterstützte die Kulturstiftung 2129 Veranstaltungen, davon 31% in der Schweiz.

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