Ein Schweizer will US-Wahlsystem optimieren
Der Schweizer Computer-Spezialist Beat Fehr hat einen ehrgeizigen Traum: Er möchte das Schweizer Wahlverfahren in Amerika vermarkten.
Fehr argumentiert, dass die amerikanischen Präsidentenwahlen damit zuverlässiger und preisgünstiger durchgeführt werden könnten.
Der Computerspezialist glaubt, dass mit seinem «Swiss Voting System» die Wiederholung der Panne, die bei den US-Wahlen im Jahr 2000 aufgetreten ist, vermieden werden könnte.
Fast sechs Millionen, das heisst sechs Prozent der Stimmen, gingen damals verloren. Das führte in Florida zu einem Wahlchaos, welches das Schlussresultat in Frage stellte.
Beat Fehr hält das amerikanische Wahlsystem auch heute noch für fehlerhaft. «In den vergangenen zwei Jahren haben sie vier Milliarden Dollar zur Verbesserung des Wahlsystems ausgegeben. Keiner ist jedoch glücklich damit», so Fehr zu swissinfo.
Am Mittwoch – gut einen Monat vor der US-Präsidentschaftswahl – hat auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Mängel im Wahlsystem der USA kritisiert. Im Fokus der OSZE-Kritik stehen unter anderem die neuen digitalen Wahlmaschinen.
Die OSZE prüfte auf Einladung der US-Regierung die Vorbereitungen für die Wahl. Rund 100 OSZE-Beobachter unter der Leitung der Zürcher Nationalrätin Barbara Haering werden den Urnengang vom 2. November beobachten.
Das Angebot
Mehr als 1500 Stunden haben Fehr und seine Mitarbeiter verbracht, um die Wahlsysteme in der Schweiz zu ergründen. Potentiellen Kunden bietet die Firma nun ihre Erkenntnisse in Form von Richtlinien an.
«Unser Hauptprodukt ist ein Bericht mit Beispielen von Wahlsystemen, genauen Kosten und einem Vergleich der Systeme. Wir bieten aber auch unser Logo an, welches Wahllokale als Qualitäts-Label verwenden können.»
Die erste Regel des von Fehr entwickelten «Swiss Voting System» ist, dass die Stimmenden ihren Stimmzettel in eine Wahlurne werfen oder per Post einsenden können.
Eine zweite Regel befasst sich mit den Geheimhaltungs- und Sicherheitsregeln und eine dritte organisiert das Recht auf den Zugang zu Informationen.
Eine «Swiss Voting»-Beglaubigung setzt voraus, dass die Resultate von jedem Wahllokal einzeln publiziert werden. «Ein Wahlresultat ist glaubwürdiger, wenn jeder die Resultate von 200’000 Wahllokalen zusammenzählen kann, statt lediglich von 51 Staaten», argumentiert Fehr.
Eine anmassende Idee?
Er gibt zu, dass manche Amerikaner nun denken, es sei arrogant, aus dem Ausland Empfehlungen abzugeben. Aber er besteht darauf, dass seine Firma nützliche Ratschläge erteilen kann, um das US-Wahlsystem zu verbessern.
Fehr erwähnt, dass sich vor den Wahllokalen in der Schweiz nur selten Schlangen bilden und dass die Wahlzettel relativ schnell ausgezählt sind.
«Die Schweiz ist bekannt für die Präzision und Zuverlässigkeit ihrer Produkte und Dienstleistungen. Wie Schokolade, Armeemesser und Uhren, ist auch das Schweizer Wahlsystem für das Schweizer Volk etwas wertvolles», sagt Fehr.
Kostengünstig
Auch der Kostenfaktor spielt eine bedeutende Rolle in Fehrs Argumentation. «In den USA kostet ein Wähler zwischen 25 und 40 Dollar. Wir hier in der Schweiz haben pro Wähler Kosten in der Höhe von umgerechnet rund zwei Dollar. Wir sind also 20 Mal billiger.»
Er ist überzeugt, dass das Schweizer Wahlsystem in den USA funktionieren würde, gesteht jedoch ein, dass es für die Präsidentenwahlen zu spät ist. «Vor rund zwei Monaten haben wir 1500 E-Mails an Wahlbehörden in den USA versandt, aber nur eine oder zwei Antworten erhalten», sagt Fehr und fügt an: «Dann warten wir halt bis nach den Wahlen.»
swissinfo, Robert Brookes, Basel
(Ubertragung aus dem Englischen: Andreas Keiser)
Eine neue Basler Firma möchte ihre Erkentnisse aus den Schweizer Wahlsystemen im Ausland vermarkten.
In einer ersten Phase hat die Firma die amerikanischen Präsidentenwahlen im November im Visier.
Die amerikanischen Behörden zeigen bisher allerdings kein Interesse.
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