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Eine Reise zu neuen Horizonten

Kantha Bopha bei Phnom Penh: Das Kinder-Spital des Schweizer Arztes Beat Richner. (Bild: RDB)

Am Montag beginnt Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey einen einwöchigen Staatsbesuch, der sie nach Kambodscha und Indonesien führt.

Das von einer tragischen Vergangenheit gezeichnete Kambodscha findet nur schwer zum Wachstum zurück. Doch Indonesien blüht und entwickelt sich zur regionalen Macht in Südostasien.

Die erste Reise-Etappe der ersten Auslandmission von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey in ihrer Funktion als Bundespräsidentin heisst Kambodscha. Mit der Reise wird auch das 50-jährige Jubiläum der Anerkennung dieses Landes durch die Eidgenossenschaft begangen.

Die Vorsteherin des Aussenministeriums (EDA) wird in Phnom Penh von König Norodom Sihamoni und Regierungsvertretern empfangen. Auf der Themenliste stehen Wirtschaft, Entwicklung, Menschenrechte und gute Regierungsführung.

Neben den Feierlichkeiten zum Jubiläum stehen Besuche von einigen Schweizer Entwicklungs-Projekten auf dem Programm. Damit ist auch die Priorität praktisch vorgegeben.

Kambodschas fragile Wirtschaft

Kambodscha befindet sich in einem noch fragilen Stadium der Entwicklung und bleibt vorderhand von fremder Hilfe abhängig. Diese macht zwei Drittel des Staatsbudgets aus.

Micheline Calmy-Rey wird unter anderem das Spital von Kantha Bopha besuchen. Kantha Bopha ist eines der vier grossen Zentren für Kinder, die dank dem Schweizer Arzt Beat Richner, dank privaten und Bundes-Geldern entstanden.

«Die Projekte von Beat Richner tragen wesentlich zum Funktionieren des kambodschanischen Gesundheitswesens bei», betont EDA-Sprecher Lars Knuchel gegenüber swissinfo.

Indonesien als neue Macht

Für Mittwoch ist die Weiterreise nach Indonesien vorgesehen. Das Bruttosozialprodukt des Landes dürfte für 2007 eine Wachstumsrate von 6% ausweisen. Auch zählt der Insel-Staat zu den bevölkerungsreichsten der Welt.

«Indonesien entwickelt sich zum wichtigen politischen und wirtschaftlichen Partner», sagt Knuchel. «Der Schweiz liegt darum viel daran, die Beziehungen zu diesem Land auszubauen.»

Praktisch alle grossen Schweizer Unternehmen seien in Indonesien bereits aktiv, bestätigt Massimo Baggi gegenüber swissinfo. Der Leiter der Abteilung Asien/Ozeanien beim Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) fährt fort: «Der Markt ist immens und reich an Rohstoffen – und das bei einer sich gut entwickelnden Volkswirtschaft.»

Die gegenseitigen Handelsbeziehungen seien gut, und an Potenzial für weiteres Wachstum fehle es nicht.

Gespräche mit Religionsvetretern

In Jakarta wird die Bundespräsidentin nach den Treffen mit den Politikern Gespräche mit den Vertretern der Religionen führen, in erster Linie mit Muslimen – vor dem Hintergrund der inzwischen schon chronisch gewordenen internationalen Spannungen im Bereich des friedlichen Zusammenlebens von Religionen und Kulturen.

Auch Indonesien ist in der Vergangenheit verschiedentlich von islamistischen Attentaten heimgesucht worden.

«Es scheint, als ob sich die Situation normalisiere», so Baggi, «obschon einige Unsicherheiten bestehen bleiben. Klar ist jedenfalls, dass Sicherheit und Stabilität lebenswichtig für wirtschaftliche Beziehungen sind».

Nach dem Tsunami

Die letzte südostasiatische Reiseetappe führt die Schweizer Delegation schliesslich in die Provinz Aceh, ganz im Norden der Insel Sumatra. Dort hatte der Tsunami am 26. Dezember 2004 fast 170’000 Tote gefordert und eine völlige Zerstörung hinterlassen.

Micheline Calmy-Rey wird dort eine Trinkwasser-Anlage einweihen, die dank schweizerischer Finanzierung im Umfang von 4 Mio. Franken wieder aufgebaut werden konnte.

«Im Rahmen der humanitären Hilfe und des Wiederaufbaus nach dem Tsunami hat die Schweiz bis heute rund 12,5 Millionen Franken in Indonesien investiert», sagt Lars Knuchel.

Darüber hinaus unterstützt die Eidgenossenschaft den Friedensprozess in der Provinz Aceh, die von 1976 bis 2005 von einem langen Sezessionskonflikt geprägt war.

swissinfo, Marzio Pescia
(Übertragung aus dem Italienischen: Alexander Künzle)

Fläche: 181’035 km2
Bewohner: 14 Mio.
BIP pro Kopf: 346 Dollar
Auslandschweizer: 114

Kambodscha war bis 1953 unter französischer Verwaltung. 1957 erfolgte seitens der Eidgenossenschaft die Anerkennung des neuen Landes.

Das Land gehört zu den ärmsten der Welt, und noch heute zahlt es den Preis für drei Jahrzehnte blutiger Bürgerkriege.

Die Schweiz unterstützt das Königreich von Norodom Sihamoni mit humanitärer Hilfe, Spitalfinanzierung, Teilnahme an internationalen Programmen zur Unterstützung der Privatwirtschaft und mit einem UN-Gericht, das sich mit den Gräueltaten der Roten Khmer beschäftigt.

Fläche: 1,92 Mio. km2
Bewohner: 222 Mio.
BIP pro Kopf: 1258 Mio. Dollar
Auslandschweizer: 786

Die Eidgenossenschaft anerkennt Indonesien 1949. Von 1971 bis 1997 figuriert das inselreiche Land als eines der Prioritätsländer schweizerischer Entwicklungshilfe, im Umfang von 277 Mio. Franken.

Heute positioniert sich Indonesien als neue Regionalmacht. 2005 wuchsen die Schweizer Exporte um 13,4% auf 324 Mio. Franken.

Doch erinnern die Attentate von 2005 und 2002 in Bali, dass der grösste muslimische Staat der Welt auch von gefährlichen sozialen Spannungen geprägt bleibt.

Die Schweiz engagiert sich in Indonesien heute hauptsächlich in Friedens- und Menschenrechts-Politik. Der Tsunami von 2004 löste eine grosse Solidaritäts-Welle aus.

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