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Einsatz in Afghanistan

Minenräumung in Afghanistan: Eine Arbeit von Jahren Keystone

Schweizer Minenspezialisten sind in Afghanistan seit Wochen tätig. Das Land ist von amerikanischen Splitterbomben übersäht. Doch die USA geizen mit Informationen.

Nach drei Monaten in Afghanistan haben vier Equipen der Féderation Suisse de Déminage (FSD) rund 4000 Minen zerstört. Doch es bleibt noch viel zu tun. Splitterbomben, die die US-Luftwaffe gestreut hat, erschweren die Arbeit erheblich.

«Diese Splitterbomben sind noch gefährlicher als Anti-Personen-Minen. Sie sind nämlich in einem Umkreis von 70 Metern tödlich», sagt Michel Diot, FSD-Sprecher und früherer technischer Direktor der Nichtregierungs-Organisation.

«Die von US-Kampfflugzeugen am Anfang des Krieges abgeworfenen Trägerbomben öffnen sich in einer vorgegebenen Höhe und sind in der Lage, Panzer-Verkleidungen zu durchbohren. Allerdings explodieren 30 bis 40 Prozent von ihnen nicht und werden so zu einer Bedrohung für die Bevölkerung», betont der Experte.

Zivilisten als Opfer

Die Situation sei dramatisch. Nach mehreren Monaten Trockenheit wollten die afghanischen Bauern vom Regen profitieren, der kürzlich gefallen ist, und ihre Felder bebauen. Sie seien nicht immer bereit zu warten, bis die Minenräumer ihre Arbeit beendet haben, sagt Diot.

In der letzten Januarwoche seien 20 Zivilisten wegen Splitterbomben getötet worden, die sich auf den Feldern der Region um die westafghanische Stadt Herat befanden. Unter den Opfern seien zahlreiche Kinder gewesen, betont Diot.

«Unsere Equipen bilden derzeit afghanische Minenräumer aus, damit sie Typen von Sprengkörpern entschärfen lernen, die sie bisher nicht kannten», sagt der FSD-Experte.

Gemäss Diot ist es schwierig abzuschätzen, wie viele Minen die Taliban und wie viele Splitterbomben die Amerikaner im afghanischen Boden versenkt haben. Dies sei umso schwieriger, als die Kämpfe im Osten des Landes weitergingen, wo die Amerikaner die letzten Taliban- und El-Kaida-Kämpfer jagten.

Wenig Unterstützung aus den USA

Diot glaubt, dass die Minenräumer – unter den insgesamt 5000 etwa 4000 aus Afghanistan – noch mehrere Jahre zu tun haben werden. «Wir haben Höhlen gesehen, die gefüllt waren mit Hunderten von Tonnen Sprengmaterial. Die Mehrzahl der afghanischen Dörfer gleichen einem Pulverfass», sagt der FSD-Sprecher.

In diesem Zusammenhang beklagt Diot, dass die USA kaum Informationen darüber gäben, wo überall ihre Luftwaffe Bomben abgeworfen habe.

Sichern der Infrastruktur

Die vier FSD-Equipen umfassen insgesamt gut 20 Personen, darunter ist auch ein Mitglied des Festungswachtkorps. Ihr Einsatzgebiet liegt im nordafghanischen Masar-i-Scharif, in Herat, im südlichen Kandahar sowie in der Hauptstadt Kabul. Ihre Mission soll sechs Monate dauern. Zur Verfügung stehen ihnen 650 000 Dollar.

Im Auftrag des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) sichern die FSD-Experten Verkehrswege und wichtige Infrastruktur wie öffentliche Plätze und Gebäude. Sie beschützen auch die Vorratslager des UNO-Ernährungsprogramms und garantieren deren Zugang für die lokale Bevölkerung.

swissinfo und Agenturen

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