Elisabeth Kopp nun auch im Kino
Der Dokumentarfilm "Elisabeth Kopp - Eine Winterreise" erinnert an ein Stück jüngerer Schweizer Geschichte. Die erste Bundesrätin der Schweiz musste im Januar 1989 zurücktreten.
Ein Telefonanruf, in dem Bundesrätin Kopp ihrem Mann den Rücktritt aus dem Verwaltungsrat der Shakarchi-Trading nahelegte, setzte sie dem Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung aus.
Die frühere Justizministerin und erstes weibliches Mitglied der Schweizer Landesregierung musste ruhmlos zurücktreten.
Die Ereignisse damals lösten eine Vertrauenskrise aus, die auch im Bundeshaus und in der Öffentlichkeit noch lange nachhallte.
Doch jetzt ist Elisabeth Kopp plötzlich wieder da. Nach ihrem applaudierten Auftritt an den Solothurner Filmtagen vor zwei Wochen hat sie seither auch in anderen Städten an Premieren zu «ihrem» Film «Elisabeth Kopp – Eine Winterreise» teilgenommen.
Dabei wird sie vom Publikum fast ebenso freundlich empfangen wie damals, als sie noch Bundesrätin war. Selbst ihr Mann Hans W. Kopp, der sie etwa nach Solothurn begleitet hat, kann mit der Sympathie des Publikums rechnen.
Ihre Sicht der Dinge
Der Dokumentarfilm von Andres Brütsch ist eine Reise mit Frau Kopp im grauen Mercedes durch eine grauverhangene Winterlandschaft an die wichtigen Orte ihres Wirkens. Dabei kann sie ausführlich ihre Sicht der Dinge darstellen. In dazwischen geschnittenen Archivaufnahmen wird der «Fall Kopp» dabei nochmals aufgerollt.
Brütsch stellt auch kritische und schwierige Fragen, die Kopp meist offen und souverän beantwortet. Von einer eigenen Schuld will sie dabei auch heute nichts wissen. Da im Film nur Kopp zu Wort kommt, sind kaum neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Mit manchmal bewegter Stimme beklagt Elisabeth Kopp das Unrecht, das ihr und ihrer Familie, besonders auch von der Presse, angetan worden sei. Dabei stellt sie sich mehrmals schützend vor ihren Mann.
Verhängnisvolles Telefonat
Elisabeth Kopp, eine Kämpferin für das Frauenstimmrecht, wurde 1974 in Zumikon eine der ersten Gemeindepräsidentinnen der Schweiz und zehn Jahre später als erste Frau in den Bundesrat gewählt. Am 7. Dezember 1988 wurde sie Vizepräsidentin des Bundesrates. Sie wäre 1990 die erste Bundespräsidentin geworden.
Es kam jedoch anders. Am 27. Oktober 1988 erfuhr Kopp intern vom Verdacht der Geldwäscherei, in den die Handelsfirma Shakarchi Trading AG geraten war, deren Verwaltungsratsmitglied ihr Mann Hans W. Kopp war. Sie riet ihm per Telefon, aus dem Verwaltungsrat auszutreten, was umgehend geschah. Der Vorwurf des Geldwäschereiverdachts gegen die Firma erwies sich Jahre später als unbegründet.
Dieser «Tipp», den sie und ihr Mann zunächst verschwiegen hatten, beendete die politische Karriere von Elisabeth Kopp. Unter grossem politischem und medialem Druck gab Kopp am 12. Dezember ihren Rücktritt aus dem Bundesrat auf Ende Februar 1989 bekannt.
Öffentlich geächtet
Am 19. Dezember beauftragte der Bundesrat einen Staatsanwalt mit einem gerichtspolizeilichen Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Amtsgeheimnisverletzung. Am 11. Januar 1989 verlangte dieser die Aufhebung der Immunität von Elisabeth Kopp.
Tags darauf gab die erste Bundesrätin ihren sofortigen Rücktritt bekannt. Am 31. Januar setzten National- und Ständerat jene Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) ein, welche den Fichenskandal aufdecken sollte. Elisabeth Kopp jedoch wurde eine kompetente Amtsführung bescheinigt.
Am 23. Februar 1990 sprach das Bundesgericht Elisabeth Kopp vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung frei. Dennoch blieben das Ehepaar Kopp öffentlich geächtete Personen.
Der Film leistet nun eine Art Rehabilitierung von Elisabeth Kopp. Und er dürfte, zumindest bei einem interessierten jüngeren Publikum, das die Zeit nicht aktiv miterlebt hat, als filmische Geschichtslektion auf Interesse stossen.
swissinfo und Agenturen
Sie wuchs als Anna Elisabeth Iklé in Bern auf.
Elisabeth Iklé studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich.
1957 trat sie den freisinnigen Frauen bei.
1963 heirate sie den Wirtschaftsanwalt Hans W. Kopp.
Von 1974 bis 1984 war sie Gemeindepräsidentin von Zumikon.
1979 wurde sie für die Zürcher FDP in den Nationalrat gewählt.
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