Entführter Schweizer IKRK-Mitarbeiter ist frei
Andreas Notter ist nach über drei Monaten in der Gewalt von philippinischen Rebellen freigekommen. Das Schweizerische Aussenministerium reagierte mit Erleichterung. Ein italienischer IKRK-Mitarbeiter ist aber weiterhin verschleppt.
Der 38-jährige Notter war am Freitag auf der auf der südphilippinischen Insel Jolo freigekommen. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, sagte IKRK-Sprecher Florian Westphal. Notter sei erleichtert, dass er bald seine Familie sehen werde.
Notter selbst zeigte sich ob der Umstände seiner Freilassung nach 93-tägiger Entführung «immer noch ein wenig durcheinander». Den entscheidenden Moment schilderte er so: «Ich lief hinaus und bin glücklich, in Sicherheit und am Leben zu sein.» Er bedankte sich bei allen, die zu seiner Befreiung beigetragen hatten.
Seine Sorge gelte nun seinem italienischen Kollegen Eugenio Vagni, der verletzt sei.
Appell zur Freilassungs Vagnis
«Wir sind sehr glücklich und erleichtert, dass Notter frei ist und wir appellieren an die Entführer, auch die letzte festgehaltene Geisel, den IKRK-Mitarbeiter Eugenio Vagni, sofort freizulassen», sagte Andreas Stauffer, Sprecher des Eidgenössischen Departmenents für auswärtige Angelegenheiten (EDA).
Der 62-jährige Italiener Vagni wurde am 15. Januar zusammen mit Notter und einer Philippinerin von Mitgliedern der islamistischen Rebellengruppe Abu Sayyaf verschleppt. Die Frau ist seit Anfang Monat wieder auf freiem Fuss. Vagni soll an einer Hernie, einem Eingeweidebruch, leiden und muss dringend operiert werden.
Umstände noch im Dunkeln
Nach Angaben eines Sprechers des philippinischen Verteidigungsministeriums wurde Notter im Haus des Provinzgouverneurs Abdusakur Tan untergebracht und dort medizinisch versorgt. Die Ärzte erklärten den Aargauer darauf für gesund.
Die Umstände, unter denen Notter freikam, sind bisher noch unklar. Namentlich sind die Angaben darüber widersprüchlich, ob es sich um eine Freilassung oder eine Befreiung handelt oder er einfach von den muslimischen Rebellen zurückgelassen wurde.
Gemäss einem philippinische Regierungssprecher wurde Notter bei einer Polizeiaktion befreit. Der IKRK-Mitarbeiter sei von Polizisten und freiwilligen Helfern aus den Händen einer Gruppe Militanter befreit worden, erklärte ein örtlicher Polizeichef.
Zur Befreiung sei es gekommen, als militante Rebellen einen Ring von Sicherheitskräften in der Region hätten durchbrechen wollen, die als Hochburg der Abu Sayyaf gilt.
Calmy-Rey unterrichtet
Ein Sprecher des philippinischen Verteidigungsministeriums sagte dagegen, er wisse nicht, ob Notter befreit oder freigelassen worden sei.
Auch Bern wollte zu den Umständen der Freilassung oder Befreiung Notters zunächst keine Angaben machen. Das EDA sei in engem Kontakt mit dem IKRK und den philippinischen Behörden, sagte EDA-Sprecher Stauffer.
Aussenministerin Micheline Calmy-Rey, die sich bis Samstag auf einer Westafrikareise befindet, sei informiert.
swissinfo und Agenturen
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat die Aufgabe, die Einhaltung der Genfer Konventionen weltweit zu überwachen.
Das IKRK, 1863 gegründet, ist das wohl älteste international tätige humanitäre Werk.
Seine weltweiten Aktivitäten beinhalten die Vermittlung zwischen Kriegsparteien, die Pflege von Verwundeten, den Besuch von Kriegsgefangenen und politischen Häftlingen, die Wiederherstellung des Kontakts zu Angehörigen, den Schutz der Zivilbevölkerung, die Versorgung mit Nahrungsmitteln und weitere Formen der Unterstützung von Konfliktopfern.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch