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Ex-Schweizergardist setzt Vertrauen ins Parlament

Segmüller betrachtet sich selber als Vertreter der politischen Mitte. Keystone

Sicherheitspolitische Themen liegen Pius Segmüller, dem ehemaligen Kommandanten der Schweizergarde, am Herzen. Mittlerweile als Politiker.

Segmüller, Mitglied der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP), gehört zu den etwa 50 Abgeordneten, die nach den eidgenössischen Wahlen vom vergangenen Herbst neu ins Parlament einzogen.

Nicht oft können Neulinge in der politischen Szene in der Hauptstadt Bern auf eine derart beeindruckende berufliche Laufbahn zurückblicken wie Pius Segmüller, früher Lehrer, heute Sicherheitschef des Weltfussball-Verbandes FIFA.

Bevor er sich im Jahr 2004 entschied, einer politischen Partei beizutreten, war der heute 56 Jahre alte Segmüller unter anderem Kommandant der Schweizergarde, Polizeikommandant, Armee-Instruktor und Unternehmens-Manager gewesen.

Heute sitzt der Luzerner Pius Segmüller im Nationalrat und ist mit seiner Körpergrösse von 1,94 Metern kaum zu übersehen.

Wenn man ihn beobachtet, wie gerade er da sitzt, den Rednern und Rednerinnen am Podium zuhört, während viele andere Abgeordnete Zeitung lesen, ihre Mobiltelefone nutzen oder herumlaufen, kommt einem das Bild eines übereifrigen Studenten in den Sinn.

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«Es ist hart, sich zu konzentrieren, wenn rundherum so viel los ist. Man muss sich an das Leben eines Parlamentariers etwas gewöhnen», sagt der Luzerner Volksvertreter.

Er habe nach dem ersten Tag fürchterliche Kopfschmerzen gehabt, als er versucht habe, eine Debatte trotz zahlreicher Unterbrechungen und Ablenkungen zu verfolgen.

Doch nach zwei Sessionen hat Segmüller gelernt, mit diesen und andern Tücken des Amtes umzugehen. Während er in der Wandelhalle Fragen von Journalisten beantwortet, wartet er auf das Signal, das ihn zu einer Stimmabgabe rufen wird.

Auffassungen

«Die Armee trägt zum Frieden in der Region bei», erklärt Segmüller. Polizisten könnten diese Aufgabe aber genau so gut erfüllen, fügt er hinzu.

Es ist kaum erstaunlich, zu sehen, dass er die Rolle der Armee verteidigt. Segmüller betrachtet sich selber jedoch nicht als einen Vertreter von Recht und Ordnung im engeren Sinne, auch nicht als einen Hardliner, wie ihn einige seiner politischen Gegner sehen.

«Für mich gehört Sicherheit zu den Hauptaufgaben des Staates. In den vergangenen Jahren waren wir in einigen Sicherheitsbereichen etwas zu sorglos.»

Sicherheit, erklärt Segmüller, schaffe man nicht nur durch Repression, es brauche Prävention und Aufklärungs-Kampagnen.

«Er glaubt zwar an starke Behörden – Polizei, Staat, Kirche – und an strenge Richtlinien, weniger an die Tugend von Einwand und Argumentation, aber er ist ein anständiger politischer Gegner», sagt Josef Lang, Nationalrat der Grünen.

Selber sieht Segmüller sich als einen traditionellen Christlichdemokraten der politischen Mitte. Doch er räumt ein, dass er aus heutiger Sicht betrachtet wohl eher zum rechten Parteiflügel gehöre, zumindest in Wirtschafts- und Sicherheitsfragen.

«Segmüller weiss, wovon er spricht, man kann sich auf seine Position verlassen, anders als bei vielen seiner Parteikollegen. Und die Zusammenarbeit mit ihm ist angenehm», sagt Roland Borer von der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) mit einem Seitenhieb auf die CVP.

Walter Donzé von der Evangelischen Volkspartei (EVP) betont seinerseits, was ihn mit Segmüller verbinde, seien die christlichen Werte, denen sich beide verpflichtet fühlten.

«Pius ist jemand, der die Dinge vorsichtig abwägt, bevor er eine Entscheidung fällt. Er ist ruhig, kompetent und hat ein grosses Kontaktnetz.»

Werte

Es sei ihm als Mitglied der Christlichdemokratischen Partei wichtig, dass sein Leben und seine Politik auf christlicher Ethik aufbauten, betont Segmüller.

«Ich bin absolut überzeugt, dass der Glaube die Basis unseres Staates ist, aber auch die Basis für unser Dasein und unser Tun», erklärt er.

Es gebe jedoch keinen Grund, wieso es in der Politik nicht auch Raum geben sollte für Emotionen und für Leute, die ihre Meinung sagten, wie etwa bei der Bundesratswahl vom letzten Dezember.

«Es war ein grosser Wirbel. Was wirklich zählt, ist, dass man sich konzentriert auf die Inhalte und auch jenen Leuten mit Respekt begegnet, die eine andere Meinung haben.»

Was sind denn seine Ziele für die nächsten vier Jahre im Parlament? «Wir müssen sicherstellen, dass die Schweiz ein sicheres Land bleibt. Wir sind nicht isoliert vom Rest der Welt.»

Zudem will Segmüller sich dafür einsetzen, dass die Steuerbelastung für Familien mit Kindern verringert wird. Und er möchte das Sozialversicherungs-System auf eine gesunde finanzielle Basis stellen.

«An erster Stelle steht die Verantwortung des Einzelnen, der Staat soll nur einschreiten, wenn es nötig wird», sagt er.

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Nationalrat

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Der Nationalrat ist die Schweizer Parlamentskammer (Legislative) der Volksvertreter oder Abgeordneten (Grosse Kammer). Der Rat zählt 200 Parlamentarierinnen und Parlamentarier und vertritt das Schweizer Volk. Auf je 35’000 Einwohnerinnen und Einwohner eines Kantons kommt derzeit ein Mitglied im Nationalrat. Das einzelne Ratsmitglied wird «Nationalrat» oder «Nationalrätin» genannt. Nationalrat und Ständerat bilden zusammen die Vereinigte Bundesversammlung…

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Wurzeln

Segmüller und seine Familie sind viel in der Schweiz und im Ausland herumgekommen.

Das Leben als Auslandschweizer habe sein Bewusstsein für Besonderheiten der Schweizer Mentalität geschärft.

Es sei eine etwas provinzielle Denkart, ein bisschen kleinmütig. Oft sähen die Leute nicht über die Grenzen hinaus, sagt Segmüller.

«Die Schweizer wollen, dass alles perfekt ist. Wir neigen zu einem gewissen Egoismus, und vergessen, in Betracht zu ziehen, was für andere gut ist.»

Allerdings, jetzt wo er wieder in der Schweiz lebt, kann er dem provinziellen Charakter und der Schlichtheit wieder mehr abgewinnen. «Man kann seine Wurzeln nicht verleugnen», so Segmüller.

Er wünscht sich aber dennoch, dass Auslandschweizer im Parlament eine wichtigere Rolle spielen würden. «Es wäre nicht einfach für Abgeordnete, die im Ausland leben, doch ihr Beitrag wäre sehr wertvoll.»

swissinfo, Urs Geiser
(Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)

Pius Segmüller ist einer der mehr als 50 Abgeordneten, die bei den eidgenössischen Wahlen im Oktober 2007 neu ins Parlament gewählt wurden.

Seine Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) gehört zu den vier grossen Parteien in der Schweizer Regierung und im Parlament.

Die CVP gilt als bürgerlich-konservativ. Ihre Wurzeln lagen traditionell in katholischen Landesgegenden.

In den letzten zehn Jahren befasste sich die Partei oft mit familienpolitischen Fragen.

Der Nationalrat ist die grosse der beiden Parlamentskammern und hat 200 Sitze.

Das Parlament kommt normalerweise vier Mal im Jahr zu einer dreiwöchigen Session zusammen.

Segmüller ist der Sicherheitschef des Weltfussball-Verbandes FIFA in Zürich.

Von 1998 bis 2002 war er im Vatikan Kommandant der Schweizergarde.

Segmüller ist ein ehemaliger Lehrer. Er war auch Armee-Instruktor, Kommandant der Stadtpolizei Luzern und Vorsteher des Amts für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz im Kanton Bern und hatte eine Stelle als Manager bei einer Pharmafirma.

Seit knapp vier Jahren ist Segmüller Mitglied der Christlichdemokratischen Volkspartei. Der Sitz im Nationalrat ist sein erstes politisches Mandat.

Der 56 Jahre alte Segmüller und seine Ehefrau haben zwei Kinder. Sie leben in Luzern.

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