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Expo 2020 zur Eröffnung des Gotthard-Tunnels?

Mit über 200 km/h werden die Züge dereinst durch den Gotthard-Basistunnel brausen. Keystone Archive

Die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels sollte mit einer Landesausstellung im Tessin und in Uri gefeiert werden, schlägt Tessin-Tourismus-Präsident Marco Solari vor.

Sein Vorschlag, den er in einem Interview mit dem Tages Anzeiger äusserte, hat positive wie negative Reaktionen ausgelöst.

Zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels brauche die Schweiz eine neue Landesausstellung. Dieser Ansicht ist Marco Solari, Präsident des Filmfestivals in Locarno und seit kurzem Präsident des Tessiner Tourismusbüros (ETT).

Die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels bedeute eine Revolution, sagte Marco Solari im Interview. Da genüge es nicht, ein Band durchzuschneiden, wie man es beim Lötschberg-Basistunnel gemacht habe.

Europäische Dimension

Die Expo 2020 ist für Solari ein «Stichwort, bei dem alle aufschreien werden», wie er selbst sagt. Dabei müsse es gelingen, an den beiden Tunnelportalen in Uri und im Tessin etwas auf die Beine zu stellen, das eine europäische Dimension habe.

Die Landesausstellung, die dem 63-jährigen Solari vorschwebt, brauche ein Urkomitee von ein paar Leuten, die «daran glauben, vielleicht auch 60-Jährige». Sie müssten etwas auslösen, das die nächste Generation verwirklichen könne. Die Expo 2020 müsse ein Projekt der ganzen Schweiz werden.

Noch keine Sponsoren-Namen

Solari hat auch schon Vorstellungen davon, wer als Sponsor der nächsten Landesausstellung in Frage kommt. Namen wollte er indessen noch nicht nennen. Die Geldgeber müssten jetzt beginnen, jedes Jahr einen Betrag auf die Seite zu legen. «Bis 2020 käme eine stattliche Summe zusammen – eine Milliarde, anderthalb.»

Schon 2002 hatte Solari von einer Landesausstellung im Tessin zur NEAT-Eröffnung gesprochen. «Kein Vorwand, keine Ausrede und kein Lobbying kann uns die nächste Expo nehmen», sagte er damals.

Zustimmung

Der Präsident der Sozialdemokratischen Partei (SP), Hans-Jürg Fehr, findet Marco Solaris Idee gut. Der Begriff «Expo» wecke allerdings falsche Erwartungen. Man verbinde damit ein Fest im nationalen Rahmen.

«Der Gotthard-Basistunnel ist gerade nicht ein nationaler Bau», sagte Fehr. Europa beteilige sich über die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) erheblich an der Finanzierung des Bauwerkes. Deshalb schlägt er vor, Vertreter aus europäischen Staaten bei der Weiterentwicklung der Idee einzubeziehen.

Franz Steinegger hat sich von der Idee einer Expo 2020 in der Gotthardregion angetan gezeigt. Die Idee einer Landesausstellung sei nicht tot, erklärte der ehemalige Expo.02-Präsident. «Aber es hat gegen jede Landesausstellung Widerstände gegeben. Und am Schluss waren trotzdem immer alle zufrieden», so Steinegger.

Skepsis

Die Schweiz müsse sich nicht immer gegenüber Europa darstellen, sagte Ueli Maurer, Präsident der Schweizerischen Volkspartei (SVP), zu Marco Solaris Idee. Der Gotthard-Basistunnel eigne sich nicht als Anlass für eine Landesausstellung. «Er ist einer der grössten Flops.» Weiter stellt er deren Finanzierbarkeit in Frage.

Für eine Landesausstellung, die dem inneren Zusammenhalt diene, könnte sich Maurer dagegen schon erwärmen.

Auch Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi reagierte mit Skepsis. Ein grosses Fest dagegen befürwortet die Aargauer Politikerin von der Freisinnig Demokratischen Partei (FDP). «Es ist immer schön, wenn ein Land mit vier Kulturen ein Fest plant», sagte Egerszegi. Darüber, ob es eine Landesausstellung sein müsse, habe sie gewisse Zweifel.

«Wir machen ein Fest und laden die anderen ein», sagte Egerszegi zur Eröffnung des Gotthardtunnels im Jahre 2020. Die Schweizerinnen und Schweizer würden dazu neigen, immer alles perfekt gestalten zu wollen. Und dies lasse sich dann zuweilen nicht einhalten. «So bleibt dann ein bitterer Geschmack zurück.»

swissinfo und Agenturen

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