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«Feste feiern, keine Festung bauen»

Überwachung der Fussball-Fans von der Tribüne aus. Keystone

Unter dieses Motto hat Sportminister Samuel Schmid das Sicherheitskonzept für die Fussball-Europa-Meisterschaften 2008 gestellt. Damit soll die Euro 08 trotz Risiken ein Fussballfest werden.

Die Sicherheit soll durch intensive Kooperation aller Sicherheitskräfte gewährleistet werden. Entscheidend wird aber auch die Auslosung der Spielpartner sein.

Zusammen mit Martin Jaeggi, Projektleiter Öffentliche Hand, Beat Hensler, Präsident der Polizeidirektorenkonferenz, und Inland- Nachrichtendienstchef Urs von Daeniken orientierte Schmid am Freitag in Bern über die Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte. Die Strategie lautet «Sicherheit durch Kooperation».

«Wir haben uns zum Ziel gesetzt, perfekte Gastgeber zu sein, und gemeinsam mit Österreich ein völkerverbindendes Fussballfest zu organisieren» sagte Sportminister Schmid vor den Medien.

Bei der Abschätzung der Risiken spiele die Nationalität der Mannschaften, die sich an den Matches gegenüberstehen werden, eine grosse Rolle, wurde betont.

Erst nach der Auslosung der Spielpartner Anfang Dezember werde man wissen, wer in Basel, Bern, Genf oder Zürich spiele und wo die Fussballer ihr Quartier beziehen und trainieren werden. Deshalb wird der Bedarf an Unterstützung durch ausländische Polizeikräfte erst dann definiert.

In den drei Wochen der Euro 2008 werden in der Schweiz zwischen 1 und 3,2 Mio. Zuschauer erwartet. Und die Risiken sind vielfältig: Die Palette reicht von Diebstahl und Betrug über Hooliganismus bis zu Terrorismus.

Diskret aber wirksam

Nur wenn die Sicherheitskräfte der Austragungsorte Basel, Bern, Zürich und Genf, der Kantone und des Bundes durch «diskrete und dennoch wirksame» Massnahmen einen sicheren Rahmen spannten, könne der drittgrösste wiederkehrende Sportanlass weltweit zum unbeschwerten Fussballfest werden, hiess es.

Im Juni 2008 werden während Wochen Angehörige der Polizeikorps, des Grenzwachtkorps, der Armee, der Sanitäts- und Rettungsdienste sowie privater Sicherheitsdienste rund um die Uhr im Einsatz stehen. Das Sicherheitskonzept teilt ihnen die Verantwortlichkeiten zu und gibt ihnen gemeinsame Verhaltensrichtlinien.

Für die Umsetzung verantwortlich sind in erster Linie die Austragungsorte (Host Cities) und die Kantone. Der Bund unterstützt sie subsidiär. «Es ist ein Test für unser föderales System», so Schmid.

Das Parlament hat einen Einsatz von maximal 15’000 Armeeangehörigen im Assistenzdienst unter ziviler Führung bewilligt.

Auslandkontakte

Der Schweizerische Fussballverband (SFV) und die Gesellschaft Euro 2008 als Ausrichter tragen die Verantwortung für die Sicherheit in den vier Stadien, in deren Umfeld und an den Teamstandorten.

Die Sicherheitskräfte der Schweiz sind auf eine enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern angewiesen. Zu diesem Zweck werden bis zum Start des Turniers Konferenzen mit den Anrainer-, Transit- und Teilnehmerstaaten der Euro 2008 durchgeführt.

Die erste von dreien fand Ende letzten Jahres in Wien statt.

swissinfo und Agenturen

Die Fussball-Europameisterschaften 2008 finden vom 7. bis 29. Juni in der Schweiz und in Österreich statt.

Von den 31 Spielen werden 15 in der Schweiz und 16 in Österreich durchgeführt (mit Final in Wien).

Insgesamt werden 1’050’000 Tickets ausgestellt. In der Schweiz werden 1 bis 3,2 Mio. Zuschauer erwartet.

Die Gesamtkosten werden auf 182,1 Mio. Franken geschätzt.

Der Beitrag des Bundes beläuft sich auf 82,8 Mio.: 35,7 Mio. für die Sicherheit, 10,8 Mio. für die Ausstattung der Stadien, 7 Mio. für die Projektleitung, 4 Mio. für den öffentlichen Verkehr und 5 Mio. für die Promotion und 10 Mio. für die Werbung.

Die Schweiz hat seit dem 1. Januar 2007 ein Hooligan-Gesetz.

Es wurde im Hinblick auf die Euro 2008 ausgearbeitet, aber auch nach wiederholten Ausschreitungen in der Schweizer Fussballmeisterschaft.

Herzstück ist eine Datenbank, in der gewaltbereite Hooligans erfasst sind.

Das Gesetz sieht für gewaltbereite Hooligans Stadion- und Rayonverbote vor, eine Meldepflicht während Spielen sowie vorsorgliche Haft.

Für die Euro 2008 schaffen Zürich, Bern, Basel und Genf 1200 neue Gefängnis-Plätze.

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