Der Fotograf Alberto Campi traf auf den Fluchtrouten Migranten, die Zuflucht in Europa suchten. Eine Ausstellung zeigt sein Werk und hinterfragt den Begriff der Grenzen.
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Als Journalistin mit Sitz in Bern interessiere ich mich besonders für gesellschaftliche Themen, aber auch für Politik und soziale Medien. Zuvor hatte ich für regionale Medien gearbeitet, auf den Redaktionen des Journal du Jura und von Radio Jura Bernois.
Palavan setzt eines dieser Lächeln auf, das einen die Grausamkeiten dieser Welt vergessen lässt. Auf seiner improvisierten Schaukel, die wie ein fliegender Teppich aussieht, schwebt der afghanische Flüchtling in einem verlassenen Lagerhaus im italienischen Hafen von Triest. Ein Moment der Hoffnung auf den oft harten Pfaden der Migration, aufgenommen vom Genfer Fotografen Alberto Campi.
«Man könnte es als Kurve der Hoffnung beschreiben», bemerkt er. Der Fotograf erzählt vom intensiven Stress der Migranten an jedem Grenzübergang, der Hoffnung auf ein besseres Leben, die bei der Ankunft in einem neuen Land auflebt. Dann stirbt der Hoffnungsschimmer wieder angesichts der vielen Hindernisse.
Der Gewinner des Swiss Photo Award 2012 reiste von 2012 bis 2017 durch Europa und verewigte die Situation der Migranten. Zu seinen Arbeiten gehört eine von der NGO Alliance Sud organisierte Ausstellung «Grenzen überschreitenExterner Link«. Im Mittelpunkt steht der Begriff der Grenze, der geographischen und derjenigen, welche die Menschen verschiedener Horizonte voneinander trennt.
Aufgewachsen an der Grenze
Alberto Campi wurde 1982 in Italien geboren, nur wenige Kilometer von der Schweiz entfernt. «Ich gehöre zu jenen Menschen, die während der guten Zeiten der Europäischen Union an der Grenze aufgewachsen sind», sagt er. Für ihn ist es absurd, die Bewegungsfreiheit der Menschen zu behindern. Im Jahr 2012, zu Beginn der syrischen Krise, verbrachte er drei Monate in Griechenland. «Ich war schockiert von der Gewalt der Behörden und der Polizei gegenüber Migranten», erinnert er sich.
Die Reise führte ihn dann in den Balkan. In Serbien entdeckte er «eine wunderbare Beziehung zwischen Bevölkerung und Flüchtlingen». «Für mich war es ein Beispiel für eine menschenwürdige Begegnung mit Migranten. Sie wurden gut aufgenommen, ohne Opfer zu werden», sagt Alberto Campi.
Durch sein Objektiv beobachtet der Fotograf die Grenzen, aber die Veränderungen, die er dabei sieht, machen ihm Angst. «Alles ist geschlossen. Wir schaffen Grenzen in den Köpfen der Menschen», sagt er. Er hat die Hoffnung verloren, dass die Gesellschaft in Europa den Migranten ein Leben zugestehen will. Deshalb will er mit dieser Ausstellung einen Schlusspunkt unter seine Arbeit zum Thema Migration setzen.
Seine Bilder werden demnächst Kindern begegnen, weil sie im nächsten Jahr – nachdem sie in den Büros von Alliance Sud in Lausanne präsentiert wurden – in Schulen reisen werden. «Das macht mehr Sinn, als eine Ausstellung in einer Galerie zu präsentieren. Man muss das Publikum dort abholen, wo es sich befindet», sagt der Fotograf.
(Übertragung aus dem Französischen: Peter Siegenthaler)
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