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Friedens-Soldaten im Ausland

swissinfo.ch

Obschon die Schweiz nicht UNO-Mitglied ist, nimmt ihre Armee an Friedens-Operationen teil. So mit der Swisscoy im Kosovo.

Ein Militärbeobachter in Kroatien, insgesamt zehn im Nahen Osten, zwei in der Demokratischen Republik Kongo (Ex-Zaire), vier in Äthiopien und Eritrea, fünf Offiziere an der Waffenstillstands-Linie in Korea, ein Spezialist fürs Minenräum-Programm in Aserbaidschan, einer im Jemen. Und bis zu 160 Soldaten im Kosovo. Die Liste der Schweizer Militärpersonen auf Mission im Ausland ist umfangreich.

«Im Kosovo hat die Schweizer Armee die grosse Chance, einen Live-Peace-Keeping-Einsatz zu machen. Zusammen mit einer international erfahrenen Armee, dem öterreichischem Bundesheer», sagt Major Olivier Savoy, Nachrichtenoffizier des Swiss Company (Swisscoy) im Kosovo.

«Zugewiesene Dienstkompanie» im Ausland

Die Swisscoy ist der bisher grösste Auslandeinsatz der Schweizer Armee. Der Bundesrat entschied sich am 20. Juni 1999 dazu, drei Tage nach dem sich die letzten serbischen Truppen aus dem Kosovo zurückgezogen hatten. Seither ist die Schweiz an der Mission «Joint Guardian» der «Kosovo Force» (KFOR) beteiligt.

Die Swisscoy ist als Dienstkompanie dem Austrian Contingent (AUCON) zugewiesen und unterstützt dieses in seiner Arbeit im Süden Kosovos. Die gegenwärtig bis zu 160 Schweizer Soldatinnen und Soldaten wohnen und arbeiten im «Camp Casablanca» nahe der Stadt Suva Reka/Suharekë.

Wasserspezialisten und Brückenbauer

Wichtige Aufgaben der Schweizer sind die Wasseraufbereitung und -verteilung für andere KFOR-Lager sowie Campbau für sich selber und andere Einheiten. In den ersten Monaten schuf sich die Swisscoy weiter einen guten Ruf als Brückenbauer und bei Renovationen von Schulhäusern.

Insgesamt 52 Bauprojekte wurden bisher beendet. Viele davon wurden von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) mitfinanziert. Diese hat bisher 110 Mio. Franken für den Wiederaufbau des Kosovo gesprochen.

Zur Zeit ist das fünfte Kontingent Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Die Angehörigen der Swisscoy sind grundsätzlich unbewaffnet; für die Sicherheit sind Profi-Soldaten des Festungswachtkorps (FWK) zuständig. Sie werden für jeweils drei Monate in den Kosovo beordert.

Rechts-Politiker fürchten um Neutralität

Das Mittun der Schweiz bei internationalen Militär-Operation wird von der politischen Rechten nicht gerne gesehen. Sie befürchtet eine Aushöhlung der Neutralität.

Der Zürcher SVP-Nationalrat Hans Fehr vertritt im Parlament die Auffassung, die Swisscoy sei eine «NATO-Marionette» die «sinnlose, neutralitätswidrige Einsätze macht und weiterführt».

Vor der Abstimmung ums neue Militärgesetz am 10. Juni 2001 war die Swisscoy direkt ins Fadenkreuz der Gegner der Auslandeinsätze geraten, allen voran der «Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz» (AUNS) um SVP-Nationalrat Christoph Blocher: Plakate von Militärfriedhöfen weckten die schlimmsten Befürchtungen der Bevölkerung oder denunzierten die «Generalität» als «grosskotzige Militärköpfe», die sich aus «Langeweile» im Ausland beschäftigen wollten.

Volksabstimmung gibt der Swisscoy Zähne

Diese Bedenken teilte das Schweizer Volk nicht: An der Referendums-Abstimmung vom vergangenen 10. Juni erlaubte das Schweizer Volk mit 51% die Bewaffnung von Schweizer Truppen bei Friedens-Missionen im Ausland.

Die Bundesversammlung hat darauf hin der Swisscoy Zähne verpasst: Alle Swisscoy-Soldatinnen und Soldaten werden ab Oktober 2002 mit persönlicher Waffe in den Kosovo reisen, die Radschützenpanzer werden mit Maschinengewehr und Nebelwerfern ausgerüstet und ein Helikopter wird Lufttransporte erlauben.

Weiter wurde die maximale Grösse der Truppe von 160 auf 220 Personen erhöht. So kann das bisherige Sicherungs-Element – die Festungwächter – abgelöst und durch die normalen Freiwilligen geleistet werden.

NATO-Standards aber kein NATO-Beitritt

Das alles soll kein Schritt sein hin zur NATO oder zur UNO. Swisscoy-Offizier Olivier Savoy: «Für die Schweizer ist dieser Einsatz ein erster Schritt weg von der reinen Ausbildungsarmee, hin zu einer Armee, die auch in Friedensmissionen eingesetzt werden kann.»

Diese Aussage bestätigt auch der Kommandant der Swisscoy, Oberstleutnant Walter Schweizer. Die einzigen Schritte in Richtung NATO sieht er nicht im Sinne einer Integration, sondern in der Angleichung von internationalen Standards. So habe er gegenwärtig drei Telefone auf seinem Pult in seinem Büro. «Gleiche Standards müssen wir akzeptieren, sonst wird es entweder gefährlich oder sehr aufwändig.»

Philippe Kropf, Suva Reka

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