Für Weiterexistenz der Schweizer Schulen im Ausland
Die Existenzsicherung der Schweizer Schulen im Ausland und die kaum reelen Chancen der Auslandschweizer ins nationale Parlament gewählt zu werden: Diese Themen standen im Zentrum der Frühjahrssession des Auslandschweizerrats.
«Der bekannteste Schweizer im Ausland ist Roger Federer. Aber selbst er hätte keine Chance, in den Nationalrat gewählt zu werden, wenn er als Auslandschweizer kandieren würde», bemerkte ein Mitglied des Auslandschweizerrats und erinnerte damit daran, dass auch bei den jüngsten nationalen Wahlen kein Auslandschweizer den Sprung in den Nationalrat geschafft hatte.
Im Gegenteil: Die 45 Auslandschweizer auf den Listen verschiedener Parteien in verschiedenen Kantonen schnitten bei den Wahlen schlechter ab als die in der Schweiz lebenden Kandidaten.
«Wir waren Gegner der andern Kandidaten», bilanzierte der in England lebende Edgar Studer, der im Kanton Schaffhausen für die Schweizerische Volkspartei (SVP) kandidiert hatte.
Demnächst wird sich das Parlament mit Vorstössen befassen, die zwei fixe Sitze im Ständerat und einen eigenen Wahlkreis – einen virtuellen 27. Kanton – für den Nationalrat verlangen.
Idee: runder Tisch
Das führte an der Sitzung des Auslandschweizerrats im Berner Rathaus zu Voten und Anträgen, die Diskussionen am runden Tisch mit den grossen Parteien und dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) forderten.
Die Antragsteller argumentierten, dass das Ziel einer besseren Vertretung der Auslandschweizer im Parlament auf diesem Weg schneller und sicherer erreicht werde.
Jacques-Simon Eggly, der Präsident des Auslandschweizerrates, plädierte für eine Verbesserung der bestehenden Strukturen, eine Stärkung des Rates und die Einführung der elektronischen Stimmabgabe. Damit würde die Beteiligung an den eidgenössichen Wahlen und Abstimmungen für die Auslandschweizer vereinfacht.
Er erinnerte zudem an die Lobbyarbeit der Auslandschweizer Organisation ASO und der parlamentarischen Gruppe Auslandschweizer.
Nicht übers Ziel schiessen
«Es gilt entschlossen anzupacken, unsere Initiativen aber klug zu dosieren, gezielt zu intervenieren, dabei jedoch nicht übers Ziel zu schiessen», hatte Eggly zu Beginn der Sitzung bereits in seinem Jahresbericht gemahnt.
Markus Börlin, der Chef des Auslandschweizer-Dienstes im EDA, stellte klar, dass sich sein Departement aus rechtlichen Gründen nicht an einem runden Tisch beteiligen könnte. Die Anträge wurden darauf zurück gezogen oder von der grossen Mehrheit abgelehnt.
Einstimmig hiess der Rat jedoch eine Resolution zugunsten der Schweizer Schulen im Ausland gut. Diese fordert das Parlament und die Regierung auf, die Existenz der Schulen zu sichern und den Kredit von jährlich 20 Millionen nicht wie geplant zu kürzen.
Verschiedene Ratsmitglieder bezeichneten die Schulen als Botschafter der Schweiz im Ausland. Und das in Zeiten, wo die im Alltag sichtbare Präsenz des Landes seit dem Verschwinden der Swissair und den Konsulatsschliessungen abgenommen habe.
Meyer-Kaelin neu im Vorstand
Schliesslich hat der Rat die Christlichdemokratische Freiburger Nationalrätin Thérèse Meyer-Kaelin mit 52 von 65 Stimmen neu in den Vorstand gewählt. Meyer ist auch Präsidentin der überparteilichen parlamentarischen Arbeitsgruppe Auslandschweizer.
Die SVP hatte erfolglos den Zürcher Nationalrat Hans Kaufmann als neues Vorstandsmitgleid vorgeschlagen.
swissinfo, Andreas Keiser, Bern
Der Auslandschweizerrat (ASR) ist das höchste Organ (Parlament) der Auslandschweizer-Organisation (ASO).
Er vertritt die Interessen aller Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer gegenüber Behörden und Öffentlichkeit in der Schweiz.
Der ASR tritt zweimal jährlich in der Schweiz zu einer ganztägigen Sitzung zusammen, dabei einmal gleichzeitig mit dem jährlichen Auslandschweizer-Kongress.
Es wird über wichtige Fragen der Auslandschweizer-Politik beraten und zu aktuellen Themen aus der Sicht der Fünften Schweiz Stellung genommen.
Dem ASR gehören 130 Vertreterinnen und Vertreter der Auslandschweizer-Gemeinschaften aus der ganzen Welt sowie 40 Mitglieder aus dem Inland an.
Rund 670’000 Schweizerinnen und Schweizer lebten Ende Dezember 2007 im Ausland.
Gegenüber 2006 bedeutet dies eine Zunahme von 23’097 Personen oder 3.6 %.
Mehr als 120’000 sind in Schweizer Stimmregistern eingetragen.
Die Mehrheit der Auslandschweizer (402’839 lebt in der Europäischen Union (EU). Die grösste Gemeinschaft befindet sich in Frankreich (176’723). Es folgen Deutschland (75’008) und Italien (47’953).
Ausserhalb Europas gibt es am meisten Schweizer in den USA (73’938), Kanada (37’684), Australien (22’004), Argentinien (15’372), Brasilien (14’374), Israel (13’151) und Südafrika (9078).
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