Geschichte der Grünen in der Schweiz
Am Anfang stand 1971 der Protest gegen ein Autobahnprojekt, 1983 raufte man sich zur nationalen Partei zusammen, 1991 war der bisherige Höhepunkt der Grünen, es folgten Rückschläge und in den letzten zwei Jahren neue Erfolge bei kantonalen Wahlen.
Eine Chronologie.
Dezember 1971
In Neuenburg wird die erste regionale grüne Partei der Schweiz gegründet, um ein Autobahnprojekt zu verhindern
Mai 1972
Die Neuenburger Grünen gewinnen bei den Wahlen in das Gemeindeparlament von Neuenburg acht Sitze. Erstmals nehmen Schweizer Grüne Einsitz in einem Parlament.
November 1977
Jean-Claude Rochat wird in den Conseil municipal von Lausanne gewählt. Es ist der erste grüne Sitz in einer Gemeinderegierung.
Oktober 1979
Mit Daniel Brélaz wird der erste Grüne in den Nationalrat gewählt. Er ist auch weltweit der erste Grüne in einem nationalen Parlament.
28. Mai 1983
Verschiedene grüne Gruppierungen aus der ganzen Schweiz schliessen sich in Freiburg zur Föderation der Grünen Parteien der Schweiz zusammen.
Juni 1983
Die links-alternativen Grünen gründen in Bern die Grüne Alternative Schweiz (GRAS)
Oktober 1983
Die Grünen erzielen bei den Nationalratswahlen 4 Sitze, einen weniger als für die Bildung einer Fraktion notwendig ist.
April 1986
Mit der Wahl von Leni Robert und Benjamin Hofstetter in den Regierungsrat des Kantons Bern sind die Grünen erstmals in einer kantonalen Regierung vertreten.
Oktober 1987
Die Grünen steigern bei den Nationalratswahlen ihren Anteil auf 11 Sitze und werden damit fünftgrösste Partei und grösste Nichtregierungspartei. Sie bilden erstmals eine Grüne Fraktion im Nationalrat.
25. Oktober 1987
Die Grüne Partei der Schweiz wird Mitglied der Europäischen Grünen.
Juni 1989
Werner Schaffitz wird in Rickenbach ZH als erster grüner Gemeindepräsident der Schweiz gewählt.
Mai 1990
Die Fusionsgespräche zwischen den beiden nationalen grünen Organisationen scheitern. Die Grüne Partei der Schweiz bleibt nach den Beitritten von Sektionen der alternativen Grünen faktisch die einzige nationale grüne Partei in der Schweiz.
September 1991
Die Grünen ergreifen erstmals ein Referendum. Die Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT) werden bekämpft. Begründung: Die Umlagerung auf die Schiene sei nicht garantiert, die Finanzierung nicht gesichert und das Projekt überdimensioniert.
Oktober 1991
Die Grünen ziehen neu mit 14 Vertreterinnen und Vertretern in den Nationalrat ein.
November 1994
Die Grünen lancieren erstmals eidgenössische Volksinitiativen. Mit der Initiative «Für eine gesicherte AHV – Energie statt Arbeit besteuern» soll eine ökologische Steuerreform durchgeführt werden. Mit der Initiative «Für ein flexibles Rentenalter ab 62 für Frau und Mann» wird auf die Erhöhung des Frauenrentenalters im Rahmen der 10. AHV-Revision reagiert.
Oktober 1995
Bei den Nationalratswahlen verlieren die Grünen 5 ihrer bisher 14 Sitze. Durch den Eintritt weiterer Ratsmitglieder beträgt die Grösse der Fraktion schliesslich 11 Mitglieder.
Mai 1996
Die Initiativen «Für eine gesicherte AHV – Energie statt Arbeit besteuern» sowie «Für ein flexibles Rentenalter ab 62 für Frau und Mann» werden mit je rund 120’000 Unterschriften eingereicht.
Januar 1997
Philippe Biéler, Waadtländer Regierungsrat, übernimmt als erster Grüner das Präsidium einer Kantonsregierung.
Juni 1997
Der Grüne Thomas Merkli wird in einer Kampfwahl als Ersatzrichter ans Bundesgericht gewählt. Die Grünen nehmen damit erstmals Einsitz im Bundesgericht.
März 1998
In Illnau-Effretikon (ZH) wird mit Martin Graf der erste grüne Stadtpräsident der Deutschschweiz gewählt.
Dezember 1998
Thomas Merkli wird als erster Grüner zum hauptamtlichen Bundesrichter ernannt.
Mai 1999
Die Zürcherin Verena Diener ist die erste grüne Frau, die zur Regierungspräsidentin eines Kantons gewählt wird.
Oktober 1999
Die Grünen halten ihre 9 Sitze. Wiederum schliesst sich der CSP-Nationalrat Hugo Fasel der Fraktion an, die somit 10 Mitglieder umfasst.
November 2000
Die erste Grüne Initiative «Für ein flexibles Rentenalter ab 62 für Frauen und Männer» gelangt zur Abstimmung. Die Mehrheit der Stimmenden lehnt die Initiative ab. 46% unterstützen sie, in den lateinischen Kantonen wird die Initiative sogar angenommen.
Dezember 2000
Die Luzernerin Cécile Bühlmann kandidiert für den Bundesrat und macht im ersten Wahlgang das zweitbeste Resultat.
Dezember 2001
Die zweite Grüne Initiative «Für eine gesicherte AHV – Energie statt Arbeit besteuern» gelangt zur Abstimmung, erhält aber nur Unterstützung von 23% der Stimmenden.
Mai 2003
Obschon das Volk am 18. Mai alle der von den Grünen unterstützten Volksinitiativen deutlich bachab schickt, gibt sich Ruth Genner, Co-Präsidentin, für die nationalen Wahlen vom 19. November optimistisch und rechnet mit 2 bis 4 weiteren Sitzen. Diese Zuversicht schöpft sie aus den kantonalen Wahlen der vergangenen zwei Jahre, bei denen die Grünen zulegen konnten.
swissinfo, Rita Emch
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