Gute Chancen für Öffnung
Der Gotthard-Tunnel ist weniger beschädigt als befürchtet. Das zuständige Bundesamt ist optimistisch. Derweil wird klar,dass das Offenhalten des Passes teuer ist.
Die häufigen Unfälle auf der A13 und der näher rückende Winter zeigen es klar: Der Gotthard-Tunnel soll baldmöglichst wieder geöffnet werden.
Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet – und gemäss Michael Gehrken, Informations-Chef des Bundesamtes für Strassen (Astra), komme man rasch voran. Wenn alles nach Programm verlaufe, seien sie vor Weihnachten so weit fortgeschritten, dass der Tunnel mit dem gleichen Sicherheitsstandard wie vor dem Brand wieder befahren werden könnte, erklärte er am Dienstag (27.11.) gegenüber dem «Bund».
Das Mauerwerk sei nicht so schlimm beschädigt, wie man zuerst angenommen habe. Die Reparatur der elektrischen Installationen komme gut voran.
Uneinig über Teilöffnung
Die Urner Regierung informierte am Montagabend über die Details: Bereits angelaufen sei die Reinigung des Tunnels ausserhalb der «roten Zone». Zurzeit werde die Zwischendecke vorfabriziert, die anschliessend im Tunnel eingesetzt werden soll. Zusicherungen, dass die Strecke wirklich bis Weihnachten bereit sein werde, wagte allerdings auch in Altdorf niemand zu geben.
Weiterhin uneinig sind sich Bund und Kantone über eine Teilöffnung, konkret eine Öffnung bloss für Personenwagen, nicht aber für den Schwerverkehr. Während der Bund von dieser Lösung weiterhin nichts wissen will, betonte der Urner Baudirektor einmal mehr, dass Lastwagen erst wieder durch den Gotthardtunnel fahren sollen, wenn das Risikoprofil merklich gesenkt worden ist.
Passstrasse als Notlösung
Klar ist für die Regierungen von Tessin und Uri auch, dass die Passstrasse so lange wie möglich und verantwortbar offen gehalten werden soll. Seit der Katastrophe vom 24. Oktober musste sie einzig kürzlich bei Schneesturm (vom 22. November 24 Uhr bis 24. November 10 Uhr) geschlossen werden.
Diesen Ersteinsatz und das künftige Offenhalten des Passes kosten gemäss Angaben des Urner Baudirektors Oskar Epp 4 Mio. Franken.
Die Frequenzen auf der Passstrasse sind beträchtlich, wie Epp erklärte. So wurden allein am 4. November 14’179 Fahrzeuge registriert. Und auch nach dem Wintereinbruch fuhren am letzten Sonntag noch rund 3000 Fahrzeuge über den Gotthardpass.
Pass kaum den ganzen Winter offen
An den Gotthard als wichtigster Transitachse der Schweiz müssten höhere Sicherheits-Ansprüche gestellt werden als an eine regionale Passstrassen, sagte Epp. Mit temporären Sperrungen und künstlichen Lawinenauslösungen allein sei diese Sicherheit nicht zu erreichen. Die Massnahmen zur Sicherheit umfassen neben Schneeräumung und Glatteisbekämpfung auch Fahrzeugkontrollen.
Diese lange Liste der Bedingungen ist auch der Schweizer Regierung klar. Seit 1990 werde geprüft, ob der Gotthardpass jeweils auch im Winter geöffnet bleiben könne, erinnerte sie sich auf Anfrage des Tessiner Freisinnigen Parlamentariers Dick Marty. Gemäss diesen Studien würde die ganzjährige Befahrbarkeit Lawinenschutz-Massnahmen für 400 Mio. Franken erfordern.
Eine Reduktion der Wintersperre von Ende Dezember bis Ende März würde immer noch Schutz-Massnahmen von rund 300 Mio. Franken auslösen. Der Bundesrat ist der Ansicht, dass diese Aufwendungen in keinem Verhältnis zum Nutzen stünden.
swissinfo und Agenturen
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