Harte Kritik an UNO-Initiative
Im Vorfeld des "Global Compact"-Gipfeltreffens in Genf haben mehrere Nichtregierungs-Organisationen (NGO) scharfe Kritik an der Initiative der Vereinten Nationen geübt.
Bundespräsidentin Calmy-Rey jedoch findet die Initiative zur globalen Beachtung der Menschenrechte durch die Wirtschaft eine gute Idee. Sie wurde 1999 vom damaligen UNO-Generalsekretär Annan lanciert.
Am Tag vor Beginn des Gipfeltreffens des Globalen Pakts der Vereinten Nationen (UNO) mit grossen Unternehmen in Genf haben Nichtregierungs-Organisationen heftig protestiert.
Die Erklärung von Bern (EvB), welche die Pressekonferenz leitete, sprach von einem «zahnlosen Papiertiger».
UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon müsse das «Abkommen mit dem Big Business grundsätzlich überdenken», hiess es am Mittwoch.
«Wir haben dieses Abkommen von Beginn weg als Feigenblatt für die Unterzeichnerfirmen statt als echte Verpflichtung verurteilt», sagte EvB-Sprecher Olivier Classen an der Medienkonferenz.
Laut Classen reichten freiwillige Deklarationen multinationaler Konzerne jedoch nicht aus. Nötig seien verbindliche Richtlinien. «Global Compact» schade der UNO und behindere verbindliche Normen für soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen.
«Auf globalem Niveau gibt es heute keinen effektiven Schutz für Angestellte, Konsumenten oder die Umwelt», betonte Classen.
Amnesty International (AI) bedauerte, dass im Abkommen mit der Wirtschaft keine Sanktionen für Firmen vorgesehen sind, die Arbeits- oder Umweltnormen verletzen.
Auch umstrittene Firmen dabei
Aftab Alam Khan von der NGO Action Aid kritisierte, dass sich Firmen wie der britische Minenkonzern Anglo American an dem Pakt beteiligen könnten.
Über ihre afrikanische Tochterfirma AngloGold Ashanti plündere das Unternehmen die Goldminen Ghanas seit Jahren mit verheerenden Auswirkungen auf die Menschen der Region, sagte Khan.
Greenpeace: «Grünes Mäntelchen»
Anglo American-Chef Mark Moody Stuart nimmt am «Global Compact»- Gipfel in Genf teil. Am Donnerstag versammeln sich fast tausend Wirtschaftsführer in der Rhonestadt. Als Schwerpunkt des Treffens gilt der Kampf gegen den Klimawandel.
Es sei nicht die Aufgabe der UNO, Manager nach Genf einzuladen, kritisierte Daniel Mittler von Greenpeace. «Der UNO-Generalsekretär muss sich von diesem grünen Mäntelchen distanzieren und auf verbindliche Normen hinarbeiten», erklärte Mittler.
Calmy-Rey verteidigt Pakt
Im Gegensatz zu den grossen Nichtregierungs-Organisationen hält Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey die UNO-Initiative für eine Idee, von der beide Partner – die UNO wie die Wirtschaftsbetriebe – profitieren.
«Es ist die Idee, dass Unternehmen eine unersetzliche Rolle bei der Umsetzung der UNO-Ziele spielen», sagte sie in Genf bei einem Empfang am Vorabend des Gipfels.
«Global Compact» habe der Geschäftswelt geholfen, Bürgerpflichten zu übernehmen, erklärte die Bundespräsidentin. Umgekehrt profitierten die UNO und ihre Mitglieder von Erfahrungen aus der Wirtschaft.
Calmy-Rey betonte zudem, dass der «Global Compact»-Gipfel weitgehend von der Privatwirtschaft finanziert werde.
swissinfo und Agenturen
«Global Compact» war 1999 am Weltwirtschaftsforum in Davos vom damaligen UNO-Generalsekretär Kofi Annan lanciert worden.
Die Initiative hat zum Ziel, die Wirtschaft dazu zu bringen, die UNO-Menschenrechte global zu beachten.
Um daran teilzunehmen, muss ein Unternehmen in einem kurzen Brief an den UN-Generalsekretär den Willen erklären, sich in Zukunft um die Einhaltung bestimmter sozialer und ökologischer Mindeststandards zu bemühen.
Anfang 2007 machten 3800 Teilnehmende, darunter 2900 Firmen aus über 100 Ländern, bei «Global Compact» mit.
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