Hilfsorganisationen trotzen der Gewalt in Kenia
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist über die Gewalteskalation in Kenia tief besorgt.
Das IKRK unterstützt verschiedene Hilfsorganisationen im von Unruhen geprägten Land. Auch andere Schweizer Hilfsorganisationen fahren mit ihrer Arbeit trotz der schwierigen Lage fort.
Der Dialog zwischen den Konfliktparteien in Kenia kommt nach der jüngsten Vermittlung des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan nur schleppend in Gang. Annan hatte sich allerdings zuversichtlich gezeigt, dass die Unruhen in dem ostafrikanischen Land innerhalb von vier Wochen eingedämmt werden könnten.
Seit der Präsidentenwahl Ende Dezember ist es in Kenia zu blutigen Auseinandersetzungen mit mehr als 800 Toten gekommen.
Die USA warnten vor systematischen Vertreibungen in den kenianischen Konfliktgebieten. Es sei der organisierte Versuch zu erkennen, bestimmte Volksgruppen aus dem Rift Valley zu vertreiben, sagte die für Afrika zuständige US-Vizeaussenministerin Jendayi Frazer. «Es handelt sich eindeutig um eine ethnische Säuberung», betonte sie.
«Neue Phase von Gewalt»
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zeigte sich ebenfalls äusserst besorgt. «Die Gewalt ist in eine neue Phase getreten», sagte der Chef der regionalen IKRK-Delegation in Nairobi, Pascal Cuttat. «Ausgebrochen anlässlich der Wahlen, wird sie nun von ethnischen Rivalitäten angetrieben.»
Die Organisation rief die politischen Führer in Kenia dazu auf, den Respekt vor dem Leben und die Würde nicht aufzugeben und sicherzustellen, dass die humanitären Organisationen Zugang zu den Notleidenden hätten.
Auswirkungen auf Hilfsprojekte
Die Stiftung für ökologische Entwicklung BioVision mit Sitz in Zürich unterstützt nachhaltige Entwicklungsprojekte in Kenia. «Alles verlangsamt sich jetzt, die ganze Wirtschaft liegt am Boden», sagt BioVision-Geschäftsleiter Andreas Schriber gegenüber swissinfo.
«Für Leute, die reisen müssen, ist die Lage im Moment äusserst unsicher und gefährlich geworden. Daher brauchen sie für die gleiche Arbeit viel mehr Zeit als zuvor. Dies sind die Nebeneffekte, die unsere Projektarbeit zur Zeit behindern», ergänzt Schriber.
Noch würden die laufenden Projekte weitergeführt, etwa die Beratung im biologischen Landbau oder biologische Moskito-Bekämpfung, meint Schriber weiter, aber die veränderte Situation könnte dazu führen, dass dies in Zukunft neu überdacht werden müsse.
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IKRK
Notprogramme
Auch das Hilfswerk Caritas führt seine Arbeit weiter. «Unser Büro in Nairobi ist nach wie vor offen und unsere Projekte gehen alle weiter wie gewohnt», sagt Caritas-Sprecher Stefan Gribi gegenüber swissinfo.
«Was sich verändert hat, ist, dass wir zusammen mit Caritas in Kenia ein Notstandsprogramm begonnen haben, das 25’000 intern vertriebenen Menschen in Kenia hilft – mit Nahrungsmitteln, Wasser und Unterkünften», sagt Gribi.
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) schliesslich, die Anfang Januar 200’000 Franken Nothilfe für Kenia leistete, lässt vernehmen, dass sie die Situation weiter beobachte.
swissinfo, Isobel Leybold-Johnson
(Übertragung aus dem Englischen und Adaption: Susanne Schanda)
Nach den Präsidentschaftswahlen im Dezember wurde Amtsinhaber Mwai Kibaki zum Sieger erklärt, was die Anhänger seines Herausforderers Raila Odinga anfochten. Kurz darauf brachen Unruhen aus.
Kenias 36 Mio. Einwohner verteilen sich auf mehr als 40 verschiedene Volksgruppen, von denen viele eine eigene Sprache sprechen.
Den grössten Stamm bilden die Kikuyu (22%), gefolgt von den Luhya (14%), den Luo (13%), den Kalenjin (12%) und den Kamba (11%).
Präsident Mwai Kibaki gehört den Kikuyu an, die vor allem aus dem zentralen Hochland kommen und in wirtschaftlich starken Gebieten leben.
Oppositionschef Raila Odinga ist ein Luo. Der Stamm lebt im Westen Kenias in der Nähe des Viktoriasees an der Grenze zu Uganda.
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