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Initiative gegen Minarette eingereicht

Ulrich Schlüer (rechts) und Daniel Zingg vom Initiativkomitee mit den gesammelten Unterschriften. Keystone

Die Volksinitiative "Gegen den Bau von Minaretten" ist am Dienstag mit rund 115'000 Unterschriften eingereicht worden. Der Bundesrat hat die Anti-Minarett-Initiative einmal mehr verurteilt.

Mit der Initiative soll der Bau von Minaretten in der Schweiz verboten werden. Das Initiativ-Komitee, bestehend aus Politikern der Schweizerischen Volkspartei (SVP) un der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU), will damit ein «Symbol eines religiös-politischen Macht- und Herrschaftsanspruchs» verhindern.

Laut den Initianten hat das Komitee relativ wenig Sammelaktionen durchgeführt. Mehr als die Hälfte der eingegangenen Unterschriften seien von Einzelpersonen gesammelt worden.

«Islamisierung der Gesellschaft»

Die Initianten begründen ihr Anliegen mit der «Islamisierung unserer Gesellschaft», die es aufzuhalten gelte. Minarette seien keine religiösen Symbole, sondern Zeichen eines politischen Machtanspruchs, sagte die St. Galler SVP-Nationalrätin Jasmin Hutter.

Mitinitiant Ulrich Schlüer betonte, dass die Initiative die Religionsfreiheit vollumfänglich respektiere. Muslime könnten ihren religiösen Bräuche schliesslich auch in einer Moschee ohne Minarett ausüben. «Die Religionsfreiheit wäre erst dann eingeschränkt, wenn die Moscheen verboten würden.»

Bundesrat empfiehlt Ablehnung

Der Bundesrat hat die Anti-Minarett-Initiative einmal mehr verurteilt. Es stehe ausser Zweifel, dass der Bundesrat den Stimmberechtigten und dem Parlament die Ablehnung empfehlen werde, heisst es in einer Stellungnahme vom Dienstag.

Die Initiative sei von einer Gruppe von Einzelpersonen lanciert worden und komme nicht aus der Regierung oder dem Parlament, heisst es in der Mitteilung weiter. Das Begehren richte sich lediglich gegen den Bau von Minaretten. Es stelle die Religionsfreiheit nicht
in Frage.

Es ist aussergewöhnlich, dass sich die Landesregierung bereits vor der Behandlung des Volksbegehrens durch das Parlament äussert. Hintergrund dafür ist der internationale Druck, dem sich der Bundesrat in dieser Sache ausgesetzt sieht.

Zunehmende Islamfeindlichkeit

Mitte März dieses Jahres hatte die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) anlässlich ihres Gipfels in Dakar vor zunehmender Islamfeindlichkeit gewarnt. Dabei wurde auch die in der Schweiz lancierte Minarettverbots-Initiative aufgeführt.

Mit «Beunruhigung» hatte die OIC damals auf die Initiative reagiert. Das Vorhaben in der Schweiz wurde im gleichen Kapitel erwähnt wie die islamfeindlichen Karikaturen und der Koran-feindliche Kurzfilm des niederländischen Abgeordneten Geert Wilders.

Aussenministerin Micheline Calmy-Rey war zuvor Mitte Januar in Madrid mit OIC-Generalsekretär Ekmeleddin Ihsanoglu zusammengetroffen. Dabei versicherte sie Ihsangoglu, dass die Schweizer Regierung das Ansinnen nicht unterstütze. Die Initiative war zuvor schon von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie von der UNO kritisiert worden.

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Volksinitiative

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Volksinitiative erlaubt den Bürgerinnen und Bürgern, eine Änderung in der Bundesverfassung vorzuschlagen. Damit sie zu Stande kommt, müssen innerhalb von 18 Monaten 100’000 gültige Unterschriften bei der Bundeskanzlei eingereicht werden. Darauf kommt die Vorlage ins Parlament. Dieses kann eine Initiative direkt annehmen, sie ablehnen oder ihr einen Gegenvorschlag entgegenstellen. Zu einer Volksabstimmung kommt es…

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Widerspricht Völkerrecht

Ob die Anti-Minarett-Initiative bei einer Annahme durch das Volk tatsächlich umgesetzt werden kann, ist fraglich.

«Die Initiative ist zu absolut formuliert. Dass Minarette, egal an welchem Standort, in welcher Grösse und in welcher Funktion verboten sein sollen, würde einen unverhältnismässigen Eingriff in die Religionsfreiheit darstellen» sagt Daniel Thürer, Völkerrechtler an der Universität Zürich.

Nach der Beglaubigung der eingereichten Unterschriften müssen sich National- und Ständerat darüber einig werden, ob die Initative überhaupt zulässig ist und Volk und Ständen zur Abstimmung vorgelegt wird. Zu prüfen ist laut Thürer insbesondere, ob damit ein Verstoss gegen zwingendes Völkerrecht vorliegt oder die Grundsätze der Verfassung verletzt werden.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz leben rund 340’000 Muslime.
Rund 12% sind Schweizer Staatsbürger.
Die meisten Muslime in der Schweiz kommen aus Südosteuropa, auch in der Folge des Jugoslawien-Kriegs, oder aus der Türkei.
Ihre Zahl hat in den letzten Jahren zugenommen. Ihr Anteil an der Bevölkerung stieg von 2,2% 1990 auf 4,3% im Jahr 2000.
In der Schweiz sind drei Viertel der Bevölkerung Christen. Davon sind 42% Katholiken, 35% Protestanten und 2,2% andere christliche Bekenntnisse.

Am Dienstag wurde die Minarett-Initiative eingereicht. Das heisst jedoch noch längst nicht, dass ein Verbot zum Bau von Minaretten durchkommt.

Die Volksinitiative erlaubt den Bürgerinnen und Bürgern, eine Änderung in der Bundesverfassung vorzuschlagen. Damit sie zu Stande kommt, müssen innerhalb von 18 Monaten 100’000 gültige Unterschriften bei der Bundeskanzlei eingereicht werden.

Darauf kommt die Vorlage ins Parlament. Dieses kann eine Initiative direkt annehmen, sie ablehnen oder ihr einen Gegenvorschlag entgegenstellen. Zu einer Volksabstimmung kommt es in jedem Fall.

Zur Annahme einer Initiative sind sowohl das Volks- wie auch das Ständemehr (Kantone) nötig.

Volksinitiativen haben einen schweren Stand: Seit der Einführung dieses Volksrechts im Jahr 1893 wurden lediglich rund 2% der Initiativen angenommen.

«Unterstützen Sie die Volksinitiative gegen den Bau von Minaretten» fragte swissinfo die Leserschaft zwischen dem 10 und 18.7.2008.

An der nicht repräsentativen Umfrage beteiligten sich 440 Personen. Das Resultat: 204 (46%) sagten Ja, 236 (54%) Nein.

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