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Italien-Schweizer ergreifen in Mailand das Wort

Aus allen Ecken Italiens kamen die Schweizerinnen und Schweizer nach Mailand. swissinfo.ch

Die Auslandschweizer in Italien haben sich am Wochenende in Mailand zum 70. Mal getroffen. Sie bekräftigten die Unterstützung für die "Gazzetta Svizzera" und die Wichtigkeit der Schweizer Schulen als Kulturbrücken.

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Auslandgemeinde in Italien trafen sich am 17. Mai in Mailand, um mit Schweizer Politikern und Diplomaten über die wichtigsten und dringendsten Themen zu diskutieren.

Mehr als Rhetorik

Der Tessiner Ständerat Filippo Lombardi betonte auf der Bühne des «Centro Svizzero», es sei besonders nötig, aus der nur rhetorischen Dimension des Gemeinplatzes auszubrechen, der von allen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern erwartet, «Botschafter der Schweiz» zu sein.

Für Lombardi ist klar, dass die Mitglieder der Fünften Schweiz voll und ganz Schweizer Bürger sind. Sie seien fähig, in ihren Ländern die speziellen Charakteristiken der Schweizerischen Eidgenossenschaft verständlich zu machen. Besonders, wenn diese kritisiert würden, wie etwa der fiskalische Föderalismus oder das Nein zum Beitritt zur Europäischen Union (EU).

Folglich sei die Auslandgemeinde von der Schweiz als regelrechte Ressource und nicht als eine Last anzusehen. Gleichzeitig lud er die Landsleute im Ausland dazu ein, sich umso mehr zu zeigen. Namentlich bei Abstimmungen und bei der Unterstützung der Schweizer Schulen.

Brücke über drei Kulturen

Die Schweizer Schule in Milano mit 360 Schülerinnen und Schülern vom Kindergarten bis zur Maturität zeige die Wichtigkeit dieser Art von Institution, die auch von Nicht-Schweizern sehr geschätzt werde.

Direktorin Christine Urech zählte folgende Charakteristiken auf: Erstens würden die Kinder eine Schulbildung erhalten, die ihnen, falls gewünscht, ein Studium in der Schweiz ermögliche.

Zweitens erlaubten die Schweizer Schulen «eine Brücke zu schaffen zum Gastland, indem autonome und verantwortungsbewusste Individuen ausgebildet werden, die verschiedene Sprachen lernen; auf diese Weise tragen wir bei zur Förderung des Images der Schweiz», sagte Urech.

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Fünfte Schweiz

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Fünfte Schweiz bezeichnet die Gesamtheit der Schweizer Gemeinden im Ausland. Der Begriff Fünfte Schweiz nimmt Bezug auf die vier sprachregionalen Gemeinden der Schweiz (deutsch-, französisch-, italienisch- und romanischsprachige Schweiz). Über 600’000 Schweizerinnen und Schweizer leben im Ausland, der grösste Teil in Ländern der Europäischen Union. Ihre Interessen werden durch die Auslandschweizer-Organisation (ASO) vertreten.

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Unterstützung für «Gazzeta Svizzera»

Zu den grössten Befürchtungen des Auslandschweizer-Kongresses in Mailand gehören namentlich die möglichen Konsequenzen der neuen Sparrunde des Bundes auf die «Gazzeta Svizzera», wie Robert Engeler, Präsident des Dachverbands der Schweizer Vereinigungen in Italien, betonte.

Diese Publikation für die italienischsprachigen Mitglieder der Fünften Schweiz in aller Welt erscheint elfmal jährlich in 29’000 Exemplaren.

Weil das Blatt von Zuwendungen der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer sowie des Bundes abhängt, befürchten die Italien-Schweizer eine Redimensionierung oder gar die Einstellung der Publikation, um die Mittel in die Internet-Version zu investieren.

Ausserdem könnte die Gazzetta statt wie bisher an alle bei Schweizer Vertretungen registrierten italienischsprachigen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer nur noch an Abonnenten verschickt werden.

Dagegen hat die Generalversammlung in Milano einstimmig eine Motion überwiesen, die der bisherigen Art der Publikation den Rücken stärkt.

Wählerbecken

Jacques-Simon Eggly, Präsident der Auslandschweizer-Organisation (ASO), betonte den steigenden Einfluss der Schweizer Diaspora auf das politische Profil der Schweiz: Ende 2007 hatten sich rund 120’000 Personen in einem Stimm- und Wahlregister eingetragen.

Die Vorlieben dieser Wählergruppe, so Eggly, würden von verschiedenen Parteien erkannt, die sich im letzten Wahlkampf aktiv um Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger im Ausland bemüht hätten.

Trotzdem hätten die Parteien nicht immer die richtigen Töne getroffen, bemerkte der ehemalige Nationalrat. Das Teilnahmeniveau der Diaspora sei tief geblieben. Seiner Ansicht nach ist daher eine verstärkte Bemühung nötig, besonders in der Organisation von Debatten, die speziell auf die Auslandgemeinde zugeschnitten sind.

Auch für die Möglichkeit der elektronischen Stimmabgabe will sich die ASO starkmachen. Sie verlangt, dass diese bis zu den nächsten Wahlen 2011 eingeführt wird.

Appell an Diaspora

Schliesslich lancierte Eggly einen Appell an die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer: «Die Schweiz braucht Ihre Erfahrungen und Meinungen. Verschaffen Sie sich Gehör, wählen Sie, nehmen Sie aktiv an den Diskussionen, am politischen Leben teil.»

Denn die anderen Möglichkeiten, der Fünften Schweiz mehr Sichtbarkeit zu geben wie zum Beispiel eine gesetzlich vorgeschriebene Anzahl Sitze im Parlament, seien so schnell nicht realisierbar. Dazu wären Änderungen der Bundesverfassung nötig.

swissinfo, Andrea Clementi, Mailand
(Übertragen aus dem Italienischen: Christian Raaflaub)

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ASO

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) vertritt in der Schweiz die Interessen der rund 650’000 Auslandschweizerinnen und -schweizer. Sie informiert die Landsleute im Ausland über das Geschehen in der Schweiz und bietet ihnen eine breite Palette von Dienstleistungen an. Die 1916 gegründete Organisation wird von rund 750 Schweizervereinen und schweizerischen Institutionen in aller Welt getragen.

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Im April 2008 hat der Bundesrat eine Botschaft und einen Gesetzesentwurf verabschiedet, nach dem die finanzielle Unterstützung von Auslandschweizer-Institutionen sowie der im Ausland in Not geratenen Schweizer Touristen eine Daueraufgabe des Bundes ist.

In dauerhaftes Recht überführt wurde einerseits die Unterstützung der Auslandschweizer-Organisation (ASO) und der ihr angeschlossenen Institutionen. Diese erhielten bisher jährlich rund drei Millionen Franken.

Ausserdem gewährt der Bund Schweizer Touristen, die im Ausland in Not geraten, rückzahlbare finanzielle Vorschüsse. Auf diese Weise konnte in den letzten Jahren etwa 150 Personen mit rund 500 Franken pro Fall geholfen werden.

In Italien lebt die viertgrösste Schweizer Gemeinde im Ausland, nach Frankreich, Deutschland und den USA.

47’953 Schweizerinnen und Schweizer lebten 2007 laut Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) in Italien, 37’401 waren Doppelbürger.

Vier der 15 Schweizer Schulen befinden sich in Italien: in Bergamo, Catania, Mailand und Rom.

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