Kantonale Wahlen: Zwei Finanzdirektoren gescheitert
Im Tessin ist die umstrittene freisinnige Regierungsrätin Marina Masoni abgewählt worden. Im Kanton Luzern wurde Finanzdirektor Daniel Bühlmann nicht wiedergewählt.
Bei den Wahlen vom Wochenende wurden in den Kantonen Tessin, Luzern und Waadt die bürgerlichen Mehrheiten bestätigt. Im Tessin triumphierte die rechtspopulistische Lega.
Masoni und Bühlmann stolperten über Affären. Masoni, die vor zwölf Jahren als erste Frau in die Tessiner Regierung gewählt worden war, wurde wegen einer Steueraffäre sowie einem umstrittenen Millionenmandat für den ehemaligen Tourismusdirektor kritisiert.
Bühlmann, der sein Amt vor zwei Jahren als erster Luzerner SVP-Regierungsrat angetreten hatte, geriet wegen privater Betreibungen, einer Steueraffäre und der Entlassung des Steuerverwalters in die Schlagzeilen.
Sadis statt Masoni
Die Stimmbürger beider Kantone brachten ihre Missbilligung am Sonntag deutlich zum Ausdruck. Im Tessin wurde mit Marina Masoni erstmals seit 1923 ein Mitglied des Freisinns (FDP) aus der Regierung abgewählt. Masonis Sitz im fünfköpfigen Staatsrat nimmt neu FDP-Nationalrätin Laura Sadis ein.
Die übrigen vier Staatsräte wurden souverän bestätigt. Als grosser Sieger ging Lega-Vertreter Marco Borradori aus den Regierungsratswahlen hervor. Seine Partei gewann im Vergleich zu den Wahlen vor vier Jahren 8% mehr Stimmen.
Stärkste Partei bleibt die FDP, deren Fraktion sich aber von 30 auf 27 Mitglieder verringert. Zwei Mandate musste auch die CVP abgeben, die nun noch 21 Abgeordnete stellt. Die SP ist mit 18 Sitzen die drittgrösste Fraktion und legte um zwei Mandate zu.
Unverändert an vierter Stelle folgt die Lega. Sie machte aber wie schon bei den Regierungswahlen am meisten Boden gut und baute ihre Vertretung von elf auf 15 Parlamentsmitglieder aus. Die SVP stellt nach einem Sitzverlust noch fünf Abgeordnete. Die Grünen konnten ihre Mandatszahl auf vier verdoppeln.
Debakel für Bühlmann
Im Kanton Luzern verpasste Bühlmann das absolute Mehr bei weitem, während die anderen vier Regierungsräte überraschend bereits im ersten Wahlgang bestätigt wurden. Die SVP hat ihr Vorgehen für den zweiten Wahlgang noch offen gelassen.
Die Auseinandersetzungen um Bühlmann könnten sich auch auf die Wahlen in den Grossen Rat ausgewirkt haben: Die SVP verlor drei Sitze. Drei Sitze büsste allerdings auch die SP ein. Zugelegt haben die bürgerliche Mitte und die Grünen.
Alles beim Alten im Waadtland
Gewählt wurde am Sonntag auch im Kanton Waadt. Die Regierung bleibt in bürgerlicher Hand. Im zweiten Wahlgang gelang es den linken Parteien nicht, die bürgerliche 4:3-Mehrheit zu sprengen.
Das Waadtländer Stimmvolk bestätigte die bisherige Regierungszusammensetzung: Zwei Mitglieder der FDP, ein Liberaler und ein SVP-Vertreter stehen zwei Vertretern der SP und einem Grünen gegenüber.
swissinfo und Agenturen
Die Schweiz besteht aus 20 Kantonen und 6 Halbkantonen, die mit den deutschen Bundesländern oder mit den amerikanischen Staaten verglichen werden können.
Diese 26 souveränen Kantone, die eine eigene Regierung und ein eigenes Parlament haben, bilden zusammen die Eidgenossenschaft.
Seit der Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 sind die Kompetenzen der Kantone eingeschränkt worden.
Dennoch verfügen sie auch heute noch über eine grosse Autonomie, insbesondere im Steuerbereich und im Bildungswesen.
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