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Kostenexplosion im Gesundheitswesen: Diese Lösungen sehen die Schweizer:innen im Ausland

Szene aus einem Pflegeheim
Die Alterung der Bevölkerung ist einer der Gründe für den Anstieg der Gesundheitskosten. Keystone, Gaetan Bally

Bekämpfung der medizinischen Überversorgung, Präventionsmassnahmen, Einheitskrankenkasse: Die Lösungen, die unsere Leser:innenschaft im Ausland zur Eindämmung der Gesundheitskosten in Betracht zieht, sind vielfältig. In einem Punkt sind sich jedoch alle einig: Das System muss reformiert werden.

Die meisten Auslandschweizer:innen zahlen in der Schweiz keine Krankenversicherungsprämien. Und doch sind sie sich des Problems bewusst, das die steigenden Gesundheitskosten in der Schweiz verursachen. Unsere Leser:innen haben in der Debatte, die wir auf SWI swissinfo.ch lanciert haben, ihre Befürchtungen und mögliche Lösungen diskutiert.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Katy Romy

Abstimmungen vom 9. Juni: Wie kann der Anstieg der Gesundheitskosten gebremst werden?

Am 9. Juni zielen gleich zwei Initiativen darauf ab, die Gesundheitskosten zu deckeln. Ihre Meinung dazu interessiert uns!

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Zahlreiche Personen äussern in der Debatte ihre Unterstützung für die Schaffung einer Einheitskrankenkasse. Die Stimmbevölkerung hat diese Idee allerdings zuletzt 2007 und 2014 weitgehend verworfen. “Diese Kasse würde die Kosten der medizinischen Grundversorgung decken. Der Bund und die Kantone wären die Mehrheitsaktionäre und würden messbare Erfolgskriterien festlegen”, schreibt dazu Nando, ein in Italien lebender Schweizer.

Er ist mit dem Gesundheitssystem seines Gastlandes zufrieden: “Die Grundversorgung und die Notfalldienste sind für alle kostenlos. Die Grundversicherung wird über die Steuern bezahlt.”

Ein anderer Nutzer unserer Plattform ist überzeugt, dass ein einheitliches System für alle in der Schweiz funktionieren würde. Nicht zuletzt wegen der geringen Grösse des Landes. “Es würde der Verschwendung von Ressourcen ein Ende setzen“, meint er.

Aram ist der Meinung, dass der Staat selbst eine Grundversicherung anbieten sollte. “Das würde die privaten Akteure zwingen, innovativ zu sein und die Kosten zu senken“, schreibt er. Er räumt ein, dass das Modell auch Mängel aufweist. Gleichzeitig ist er überzeugt, dass es ein Schritt in die richtige Richtung wäre.

Vorbeugen statt heilen

Andere Diskussionsteilnehmer:innen empfehlen, die Prävention zu stärken. “Um die Gesundheitskosten zu senken, sollte eine eidgenössische Kampagne gestartet werden, um die wichtigsten Missstände zu bekämpfen: schlechte Ernährung, Exzesse, Drogen- und Alkoholkonsum. Wir sollten uns auf das Wesentliche besinnen, nämlich dass deine Ernährung deine Medizin ist”, schreibt Elena Lacroix Jaeggy.

Achille stimmt zu: “Übermässiges Essen ist sicher ein wichtiger Faktor, aber nicht mehr als Alkohol, von dem man weiss, dass schon der erste Schluck die Wahrscheinlichkeit erhöht, an Krebs zu erkranken.“

Er ergänzt, dass körperliche Bewegung für die Gesundheit unerlässlich sei. Deshalb sollte der Staat Kampagnen starten, die diese verschiedenen Faktoren miteinander verbinden, um die Gesundheit der Bürger:innen zu verbessern.

Ein anderer Diskussionsteilnehmer kritisiert die Haltung der grossen Pharmakonzerne, “die Gewinne machen wollen und Aktionäre haben, die hohe Renditen erwarten“. Er ist der Meinung, dass sich Prävention für diese Akteur:innen nicht auszahlen würde.

Was Sie über die eidgenössischen Abstimmungsvorlagen vom 9. Juni wissen müssen – unsere Übersicht:

All-Inclusive-Mentalität im Visier

Marco ist der Meinung, dass nicht eine schlechte Ernährung, sondern die übermässige Nutzung von Gesundheitsdienleistungen die Ursache für die Kostenexplosion ist. Diese Meinung teilt ein anderer Nutzer. Er zeigt mit dem Finger auf jene, die “wegen einer Erkältung zum Arzt gehen oder wegen nicht dringender Fälle den Krankenwagen rufen“.

Yerly wiederum macht “die Ineffizienz des Gesundheitsapparates” verantwortlich, der nicht in der Lage sei, eingebildete Kranke zu erkennen, die es dann schafften, Medikamente zu erhalten oder die krankgeschrieben würden. Anderma stellt ähnliche Überlegungen an: Seiner Meinung nach sind die Schweizer Beörden zu passiv und bremsen dadurch Innovationen, die die Gesundheitskosten senken würden.

Vera Gottlieb meint, dass die Schweiz vor allem die Medikamentenpreise unter Kontrolle bringen müsse. “Die Pharmaindustrie sollte ihren Teil beitragen“, schreibt sie.

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Eine Belastung für die Haushalte

“In der Schweiz muss jeder sehr teure Krankenkassenprämien zahlen“, schreibt Giacomo Notrevo. Seiner Meinung nach ist dieses System auf Reiche ausgelegt, nicht aber auf Menschen mit geringem Einkommen, die dann auf staatliche Subventionen angewiesen sind. “Das Schweizer Parlament sollte eine nationale Kommission einsetzen, die andere Organisationsformen der Gesundheitsversorgung prüft und das System reformiert“, schlägt er vor.

Eine Leserin weist darauf hin, dass die Gesundheitskosten einer der grössten Posten im Haushaltsbudget sind. Sie zeigt sich von der Lösung der Prämien-Entlastungs-Initiative der Sozialdemokratischen Partei angetan, über welche die Schweiz am 9. Juni abstimmt. “Die Auswirkungen des Prämienanstiegs sollten begrenzt werden, indem man einen sinnvollen Prozentsatz des Haushaltseinkommens für den Posten ‚Krankenversicherung‘ festlegt“, schreibt sie.

Michel Parnia, ein in Kanada lebender Schweizer, fragt sich: “Ich habe mit Lebensmittelkarten gelebt; sind wir jetzt an einem Punkt angekommen, in der die Gesundheitsversorgung rationiert werden muss?“

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Editiert von Samuel Jaberg, aus dem Französischen übertragen von Marc Leutenegger

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