Kulturpolitik als Faktor der Aussenpolitik
Das Kompetenz-Zentrum für Kultur-Aussenpolitik hat ein Handbuch verfasst und will damit die Kulturarbeit der Schweiz im Ausland koordinieren.
In der Schweiz kümmern sich fünf staatliche Organisationen mit Kulturvermittlung und Kultur-Austausch.
Das Kompetenz-Zentrum für Kultur-Aussenpolitik wurde als Ersatz für die Abteilung Kultur und UNESCO der politischen Abteilung III des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) geschaffen.
Ein Handbuch für Diplomaten
In erster Linie soll das Zentrum den kulturellen Austausch zwischen der Schweiz und dem Ausland koordinieren. Zu diesem Zweck wurde ein Handbuch für die kulturelle Arbeit im Ausland verfasst.
Das Handbuch umfasst Überlegungen zur Arbeit von Diplomaten, Künstlern und Institutionen im kulturellen Bereich im Ausland. Zudem wird die Aufteilung der Aufgaben zwischen den fünf Bundesstellen festgehalten, die sich mit Kultur im Ausland befassen.
Neben dem Zentrum sind dies Pro Helvetia, Präsenz Schweiz, das Bundesamt für Kultur und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). Zudem werden die Kriterien aufgeführt, die ein Projekt erfüllen muss, um die Unterstützung des Zentrums zu erhalten.
Im Juli wird das Handbuch den Kultur-Attachés der Schweizer Botschaften präsentiert. Bei der Jahreskonferenz der Botschafter Ende August soll es dann auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Politik und nicht Kultur
Als das Zentrum ins Leben gerufen wurde, äusserten mehrere Kultur-Verantwortliche, darunter auch Pro-Helvetia-Direktor Pius Knüsel, ihre Bedenken. Sie fürchteten, dass ein politisches Instrument für die Promotion von Schweizer Interessen im Ausland auf Kosten der Künstler gehen könnte.
«Wir machen Politik, keine Kultur», erwidert der Leiter der Abteilung, Nicolas Bideau darauf. Die Projekte müssten die Werte der Schweizer Diplomatie reflektieren. Dazu gehörten die Friedensförderung, die Solidarität und die Menschenrechte.
«Die anderen, mehr künstlerischen als politischen Projekte, können die Unterstützung von Bundesstellen wie Pro Helvetia erhalten», erklärt Bideau weiter. Diese verfügten über mehr Mittel als das Kompetenzzentrum.
Entwicklungsländer und Konfliktgebiete
Konkurrenz sieht Bideau auch im Bezug auf Präsenz Schweiz nicht. Diese Organisation habe zum Ziel, das Image der Schweiz in zehn wirtschaftlichen Hauptmärkten der Schweiz zu verbessern. «Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf Länder in Konfliktgebieten und Entwicklungsländer», sagt Bideau.
Inzwischen haben bereits zahlreiche Projekte die Unterstützung des Zentrums erhalten. So ist die Schweiz am 8. Juli am ersten Filmfestival in Ramallah vertreten. Unter anderem sollen im Rahmen des Projekts auch palästinensische Filmschaffende ausgebildet werden.
Unterstützung erhält auch eine Ausstellung in Kabul im Juli. Dabei werden Werke des afghanischen Fotografen Zalmaï gezeigt, der in Genf lebt.
Insgesamt verfügt das Zentrum über ein Budget von einer Million Franken für 2004. Es beschäftigt zehn Personen, das Sekretariat der Schweizer Kommission für die UNESCO eingeschlossen.
swissinfo und Laurent Sierro, sda
Seit 6 Monaten ersetzt das Kompetenz-Zentrum für Kultur-Aussenpolitik die Abetilung Kultur und UNESCO.
Pro Helvetia ist zuständig für den Austausch von Schweizer Künstlern und Kulturprogrammen mit dem Ausland.
Das neue Kompetenz-Zentrum hingegen versteht sich als Teil der schweizerischen Friedenspolitik.
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