Luftbrücke des IKRK nach Darfur
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat eine Luftbrücke von Genf nach Darfur eingerichtet. Es ist die grösste Luftoperation des IKRK seit dem Irakkrieg.
Die Organisation will damit ihre Präsenz in der Krisenregion Darfur verstärken.
Mit sechs Flügen will das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) von Genf aus Hilfsgüter in die Region Darfur im Westen Sudans bringen.
Der erste Flug nach Khartum startete am Dienstagabend. Insgesamt sollen gemäss den Angaben des IKRK bis am 5. September 720 Tonnen Material und Hilfsgüter nach Khartum gebracht werden.
Hilfe bis in bisher unerreichtes Gebiet
«Diese Operation ermöglicht es uns, Regionen zu erreichen, in die sich bisher keine einzige humanitäre Organisation begeben konnte», sagte IKRK-Sprecher Marco Jiménez gegenüber swissinfo. Es handelt sich um die grösste Hilfsaktion dieser Art des Roten Kreuzes seit dem Irakkrieg.
Das IKRK wird zu diesem Zweck Dutzende von Fahrzeugen einsetzen, darunter 55 Lastwagen und 27 Geländefahrzeuge. Die Fracht wird mit einer Antonov 124 transportiert, einem der grössten Grossraum-Transportflugzeuge der Welt.
Auch 10 Grosszelte werden transportiert. Sie können als Lagerhäuser benutzt werden. Von der sudanesischen Hauptstadt aus soll das Material innerhalb von zwei Wochen auf dem Landweg in die Hauptstädte der drei Darfur-Provinzen gebracht werden, so Jiménez weiter.
Zahlreiche Konvois werden weiteres Material wie Treibstoff, Wasser und Ersatzteile über sehr schwierige Landwege transportieren.
Nahrungsmittelflüge seit vergangenem März
«Das IKRK hat bereits sechs Flüge zwischen Genf und Khartum durchgeführt», so Jiménez. «Wir müssen mit zwei Wochen Fahrzeit über Land rechnen, bis El-Geneia erreicht ist, die Hauptstadt einer der drei Provinzen von Darfur.»
Die Flüge ab Genf ermöglichen es auch, Medikamente und medizinische Ausrüstung zu befördern. Was die Nahrungsmittelhilfe betrifft, so organisiert das IKRK seit letztem März zwei wöchentliche Flüge zwischen Nairobi und Khartum.
Die humanitäre Organisation möchte auf diese Weise die Gebiete, in denen sie intervenieren kann, rund um die Hauptstädte der drei Provinzen des Darfur ausweiten. Damit lasse sich schneller bis zu den Opfern des Konflikts vorankommen.
In Abuja wird weiterverhandelt
In der nigerianischen Hauptstadt Abuja wurden am Dienstag die Verhandlungen zwischen der sudanesischen Regierung und den Darfur-Rebellen fortgesetzt.
Die Regierung in Khartum beschuldigte die Rebellen, am Dienstag sechs Zivilisten entführt zu haben. Damit hätten sie gegen das Anfang des Monats beschlossene Waffenruhe-Abkommen verstossen.
«Wie auch immer das Resultat der Verhandlungen in Abuja ausfällt, wir hoffen, dass wir unsere humanitäre Aktion weiterführen können», sagte der IKRK-Sprecher. «Seit letztem März haben wir die Zustimmung aller Konfliktparteien erhalten.»
Die schweizerische Aussenpolitik hat sich aktiv für die Lösung des Konflikts im Suden eingesetzt. Ende Juni besuchte die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Micheline Calmy-Rey, die Region Darfur und die sudanesische Regierung in Khartum.
Sie befand damals, dass humanitäre Hilfe allein nicht ausreiche, um den Konflikt zwischen den Darfur-Rebellen und den regierungsgestützten Milizen beizulegen.
Vor zwei Wochen hat sich ebenfalls eine schweizerische Delegation nach Darfur begeben, um die Flüchtlings-Camps an der Grenze zum Tschad zu besuchen, die rund 40’000 Personen aufgenommen haben.
swissinfo und Agenturen
Seit langem bekämpfen die Darfur-Rebellen-Organisationen Sudanesische Befreiungsbewegung (SLM) und Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM) die sudanesische Armee und die regierungsfreundlichen arabischen Milizen Dschendschawids.
Laut UNO hat der Konflikt bereits 30’000 bis 50’000 Tote gekostet.
Die Folge war die Flucht von mehr als einer Million Menschen, wovon sich rund 200’000 in den benachbarten Tschad abgesetzt haben.
In Darfur leben ungefähr 6 Millionen Menschen.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch