Mit Elan und Millionen gegen Stubenhocker
Zur Zeit sind rund 37 Prozent der Schweizer Bevölkerung sportlich nicht aktiv. Der Anteil ist sogar im Steigen begriffen.
Die Regierung will diesen Missstand in den nächsten Jahren mit einer Vielzahl von Massnahmen beheben.
«Wir sind ein Volk von Stubenhockern geworden», bedauerte Bundesrat Samuel Schmid am Dienstag bei der Präsentation seiner Massnahmen. Und er forderte: «Dies muss anders werden.»
Der Schweizer Sportminister, der täglich ausgiebige Spaziergänge mit seinen Hunden unternimmt und regelmässig schwimmt, geht im Kampf gegen die Inaktivität mit dem guten Beispiel voran.
Der 2001 erstellte, vielfältige Ideenkatalog «Konzept des Bundesrates für eine Sportpolitik» soll nun realisiert und wie Mosaiksteine zu einem Ganzen zusammengefügt werden.
Schulen und Verbände im Visier – 4 Mio. Franken zusätzlich
Zwischen 2003 und 2006 werden primär in drei Bereichen signifikante Verbesserungen angestrebt: Die Bewegungsaktivität der Bevölkerung soll pro Jahr um ein Prozent gesteigert werden, 60 Prozent der Schulen sollen bis 2006 die Bewegungs- und Qualitäts-Standards für einen guten Sportunterricht erreichen, und ebenfalls bis 2006 soll jeder Leistungssport-orientierte Verband eine auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Lösung des Konflikts zwischen Schule und Spitzensport vorliegen haben.
Um der Umsetzung des Sportkonzeptes Schub zu verleihen, hat der Bundesrat zusätzlich vier Mio. Franken gesprochen.
«Seit 20 Jahren haben wir auf solche Massnahmen gewartet», zeigte sich Marco Blatter, Direktor von Swiss Olympic, erfreut.
Bewegungsfreundliche Siedlungsräume
Im Jahr 2003 soll insbesondere auf Gemeindeebene die Zusammenarbeit zwischen Behörden, Vereinen, Schulen und kommerziellen Anbietern verbessert und ein lokales Bewegungs- und Sportnetz geschaffen werden.
Sportanlagen beispielsweise könnten so besser ausgelastet werden. Auch der Seniorensport erhält durch eine Vielzahl von Neuerungen einen höheren Stellenwert.
Eine weitere Massnahme betrifft den Kampf für bewegungsfreundliche Siedlungsräume, um den Bewegungsdrang der Kleinsten nicht abzuwürgen.
Ab 2004 wird in einer nationalen Kampagne mit Sympathieträgern versucht, den Funken der Begeisterung für die sportliche Aktivität auf die Bevölkerung überspringen zu lassen. Die Schweiz belegt bezüglich Bewegungsaktivität der Bevölkerung im europäischen Vergleich einen Platz im hinteren Mittelfeld. Die führenden Länder sind im Norden angesiedelt.
Nur schon 20 Minuten tägliche Bewegung wie zügiges Spazieren, Radfahren oder Schwimmen reichen aus, um markant positive Auswirkungen auf die Gesundheit zu erreichen. Wer dreimal wöchentlich je 20 Minuten schweisstreibenden Sport betreibt, darf sich statistisch gesehen zu den Bewegungsaktiven zählen.
Bekenntnis zum Spitzensport
Das Sportkonzept des Bundesrates wartet gegenüber der traditionellen Sportunterstützung durch den Staat mit zwei wesentlichen Änderungen auf. Erstens wird die gesamte Bevölkerung angesprochen und nicht bloss einzelne Segmente, zweitens bekennt sich der Bundesrat klar zur Nachwuchsförderung im Leistungssport.
Bundesrat Schmid ist sich bewusst, dass im nationalen Nachwuchssport zahlreiche Probleme nicht gelöst sind. Im Vordergrund steht die häufig nur mit Mühe oder gar nicht mögliche Vereinbarung der Bedürfnisse von Schule oder Berufslehre und sportlichem Training.
Durch den Aufbau einer nationalen Lenkungsstelle, die direkt in die Spitzensport-Förderungsstrukturen von Swiss Olympic integriert wird, soll die Nachwuchsförderung ganzheitlich aufgebaut und entwickelt werden.
swissinfo und Agenturen
Am 20. Dezember 1999 beauftragte die Regierung das Departement Schmid, ein nationales Sportpolitik-Konzept zu erarbeiten.
Das Bundesamt für Sport in Magglingen führte den Auftrag aus.
Swiss Olympic, die Sportkommission des Bundes, die Kantone und Gemeinde wurden einbezogen.
Ende 2001 entscheid die Regierung über den Kredit von 3,95 Mio. Fr. für die Umsetzung.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch