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«Die Gewissheit, etwas zu bewirken, gab mir Kraft»

Jeden Tag braucht das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) zwei Millionen Dollar für die Versorgung der syrischen Bevölkerung mit Lebensmitteln. Der Schweizer Jakob Kern hat diese Mission seit Dezember 2015 geleitet. Kurz vor Ende seines Mandats traf ihn das Schweizer Fernsehen in Genf.

Nach knapp zweieinhalb Jahren verlässt Kern die syrische Hauptstadt Damaskus. Von dort aus leitete er als WFP-Direktor für Syrien die grösste Hilfsoperation der UNO.

Zu Kerns Aufgaben gehörte die Leitung von 350 Mitarbeitenden und neun Feldbüros in vier Ländern. Auch begleitete er Hilfskonvois in dem von einem nunmehr sieben Jahre andauernden Krieg zerstörten Land. Der WFP-Einsatz in Syrien sei wohl die «komplexeste Hilfsoperation» der UNO, sagte er in einem auf dem WFP-BlogExterner Link veröffentlichten Interview.

Kerns Mitarbeitende versorgen in SyrienExterner Link vor allem ältere Menschen, Behinderte, Frauen und Kinder. Es sind Monatsrationen für fünf Leute, die das Welternährungsprogramm verteilt: Rund 50 Kilo Grundnahrungsmittel wie Bohnen, Linsen, Weizen, Öl, Zucker und Salz.

Stockende Spenden

Das UNO-Welternährungsprogramm kämpft mit Geldproblemen. Laut dessen Leiter, David Beasley, fehlen in Syrien in diesem Jahr rund 310 Millionen Dollar. Ziel sei es, vier der 6,5 Millionen Menschen zu erreichen, deren Nahrungsversorgung ernsthaft ungewiss sei, sagte er kürzlich dem GuardianExterner Link. «Aufgrund fehlender Ressourcen erreichen wir derzeit aber nur drei Millionen.»

Für die syrischen Flüchtlinge in der Türkei, in Jordanien, im Libanon und in Ägypten liege der Finanzierungsbedarf für 2018 bei 1,4 Milliarden Dollar, 340 Millionen fehlten vorläufig. «Deshalb müssen wir die Versorgung von 500’000 Menschen in Jordanien von Juni an kürzen.»

Am schlimmsten erlebte Kern die Situation während seines Mandats anfangs Jahr, als die Kampfhandlungen nochmals zunahmen. Aufgrund der massiven Luftangriffe sei die Nahrungshilfe für die Menschen in den belagerten Städten schon fast zweitrangig, zitierten ihn Medien Mitte Februar. «Gegenwärtig geht es schlicht darum, die Bombardements zu überleben.»

Kern kehrt zurück nach Rom

Kraft und Sinn für seinen Einsatz gab Kern die Gewissheit, dass seine Arbeit etwas bewirkt, wie er immer wieder betonte. «Wir wussten, dass die Lebensmittellieferungen jeden Monat kommen, und das hat uns am Leben erhalten», hätten Menschen ihm und seinem Team gesagt.

Sein neues Mandat bringt Kern zurück an den WFP-Hauptsitz in Rom. Hier übernimmt er die Verantwortung für sämtliche Lebensmitteleinkäufe des Welternährungsprogramms, sowie deren Transport in rund 80 Länder der Welt.

Herausforderung Familienleben

Mit seiner Frau und den beiden Söhnen lebte und arbeitete er bereits während elf Jahren in der italienischen Hauptstadt. Zurzeit wohnt seine Familie aber in Bangkok. Das Familienleben mit seinem Berufsleben zu kombinieren, bezeichnet Kern als seine grösste Herausforderung.

Damaskus hat die höchste Gefahrenklassifikation, dorthin können UNO-Mitarbeiter ihre Familien nicht mitnehmen. Während seines Einsatzes in Syrien besuchte Kern seine Familie alle vier bis sechs Wochen. Ansonsten blieben sie via Skype und Facetime täglich in Kontakt.

Geboren 1961 im Kanton Appenzell Ausserrhoden, wanderte Kern vor fast 30 Jahren nach Amerika aus und lebte seither in mehr als zehn Ländern auf vier Kontinenten. Seine Arbeit beim Welternährungsprogramm begann er vor rund 20 Jahren in Liberia. Es folgten Einsätze in Eritrea, Nordkorea und Aufgaben am WFP-Hauptsitz in Rom.

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