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Natalie Rickli: Mit Wahlresultat Respekt verschafft

Natalie Rickli kommt nach Bern. Im Bild: noch in Zürich. Keystone

Am 3. Dezember ziehen 70 neue Politikerinnen und Politiker ins Eidgenössische Parlament. Dazu gehört auch Natalie Rickli. Die 31-jährige Winterthurerin war eine der Spitzenkandidatinnen der SVP bei den Parlamentswahlen im Oktober.

In ihrem Heimatkanton Zürich hat die Internetmedien-Spezialistin bereits eine steile Politkarriere hinter sich.

Respekt verschaffen konnte sich Natalie Rickli mit ihrem Wahlresultat auch unter den rechtskonservative (Alt-)Herren ihrer Partei: Zum Beispiel gegenüber Bruno Zuppiger (55-jährig), Hans Kaufmann (59) oder gar Ulrich Schlüer (63).

Wie findet die junge Frau, die sich auch beruflich stark von den anderen Parteimitgliedern unterscheidet, eine gemeinsame Sprache mit ihnen? «Ich bin schon lange in der Partei, habe mir aber diese Frage nie gestellt», sagt sie gegenüber swissinfo. «Es sind eher die Medien, die sich dafür interessierten…»

Altmänner-Bild der SVP ist passé



Man stehe eben für dieselben Grundwerte ein und ziehe am selben Strick. Früher allerdings habe die SVP oft das Bild alter Männer und Bauern vermittelt. «Und die Medien haben die SVP oft als Altmänner-Partei dargestellt.»

«Es gibt viele Junge in der Partei. Mittlerweile sind auch diese schon erfolgreich, was in der Öffentlichkeit auch sichtbar wird.»

Internet statt Kuhstall

Sie sei sich auch bewusst, sich beruflich in etwas anderen Sphären zu bewegen als viele Mitglieder und Wähler der SVP. Denn als Product Managerin einer Internet Medien Agentur beschäftigt sie sich mehr mit elektronischen Kommunikationsmärkten und globalen Werbebudgets als mit Agrarsubventionen oder regionalen Zuckerrüben-Zuschüssen.

«Meine berufliche Nähe zu den Medien ist für mich auch eine Chance. Im Nationalrat in Bern werde ich die Medienpolitik sicher thematisieren», versichert Rickli. «Mein Anliegen einer liberalen Politik sehe ich zum Beispiel bei einer Stärkung der privaten Medien und meinem Einsatz gegen Werbeverbote.»

Lieber Weltmärkte statt Brüsseler Blockaden

Trotz ihrer Nähe zu globalen Märkten gibt sich Rickli betont kritisch gegenüber einem Europa als staatenübergreifender Gemeinschaft: «Zwischen den Anforderungen globalisierter Märkte, auch Medienmärkte, und meiner Forderung nach politischer Eigenständigkeit der Schweiz sehe ich keinen Widerspruch.»

Das Beispiel des Streits um die Einführung neuer Digitaltechnologien innerhalb der EU illustriere deutlich, wie sich die Brüsseler Bürokratie und die Mitgliedstaaten dauernd blockierten.

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Nationalrat

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Der Nationalrat ist die Schweizer Parlamentskammer (Legislative) der Volksvertreter oder Abgeordneten (Grosse Kammer). Der Rat zählt 200 Parlamentarierinnen und Parlamentarier und vertritt das Schweizer Volk. Auf je 35’000 Einwohnerinnen und Einwohner eines Kantons kommt derzeit ein Mitglied im Nationalrat. Das einzelne Ratsmitglied wird «Nationalrat» oder «Nationalrätin» genannt. Nationalrat und Ständerat bilden zusammen die Vereinigte Bundesversammlung…

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e-Voting-Support für Auslandschweizer

Trotz ihrer EU-Gegnerschaft trifft sich die frischgebackene SVP-Nationalrätin in ihrer globalen Sichtweise mit den Ansichten vieler Auslandschweizer. Zum Beispiel beim Naheliegenden, beim Wahl- und Stimmverfahren: «e-Voting und auch e-Government sind mir wichtige Anliegen.»

Im Ausland werde die Schweiz, obschon nicht EU-Mitglied, für ihre Unabhängigkeit, ihre direkte Demokratie und auch für die Freiheit bewundert. «Dafür werde ich mich in Bern einsetzen.»

Trotz ihres jugendlichen Alters ist Rickli schon viel in der Welt herum gekommen. Auslandschweizer gibt es in ihrer Familie ebenfalls – und das gleich am anderen Ende der Welt – in Neuseeland. «Auslandschweizer lernt man auf Reisen oft kennen – der Gedankenaustausch mit ihnen ist immer sehr interessant.»

Frühenglisch als erste Fremdsprache

Nicht immer jedoch verlaufen Ricklis Gedanken – und Überzeugungen – auf der Parteilinie. Entgegen den meisten SVPlern, wie sie selber einschätzt, aber mit Blick auf die Anforderungen der Wirtschaft, spricht sich Rickli für Frühenglisch als erste Fremdsprache in der Primarschule aus.

Im Prinzip befürwortet Rickli das Bildungssystem, wie es heute steht. Dennoch kritisiert sie gewisse Punkte: «Zwar stehe ich für den Föderalismus ein. Aber es gibt Sachen, wo es sinnvoll wäre, sie würden kantonsübergreifend geregelt, wie Schulbücher.»

Wobei laut Rickli die gegenwärtigen Probleme in den Schulen weniger von der Schulbücher-Vielfalt als von der Schüler-Vielfalt her rühren, «von den vielen fremdsprachigen Schülern, dem überforderten Lehrpersonal, dem Erziehungsdefizit der Eltern und der Jugendgewalt.»

Fussball global: Schwäche für AC Milan

Auch im Fussball liebt es die junge Politikerin global: Als erklärter Fan von der AC Milan besitzt sie sogar eine Saisonkarte und reist – wenn die Arbeit es zulässt – übers Wochenende nach Mailand.

Nach der bitteren Niederlage der Schweizer Nationalmannschaft gegen Nigeria falle es ihr nicht ganz leicht, in Fussball-Euphorie zu verfallen.

Das kühle Wetter und Weihnachten fördere die Euro-2008-Begeisterung auch nicht unbedingt. «Ich glaube aber, dass die Freude bei den Schweizern noch kommen wird.»

Natürlich hofft sie, dass die Schweiz gewinne – «und wenn nicht, bin ich für Italien!»

swissinfo, Alexander Künzle

Nationalrat 2007 (2003):

neu gewählte Mitglieder: 25,0 (29,5)%
nicht mehr Gewählte: 11,5 (11,5)%
Frauenanteil: 29,0 (25,0)%
Durchschnittsalter: 51,3 (51,6) Jahre
Jüngstes Mitglied: 25,1 (25,5) Jahre
Ältestes Mitglied: 76,2 (69,2) Jahre

Mit rund 2,5%-Twen-Anteil ist das Parlament in Bern zwar weit von einer altersgemässen Vertretung der Bevölkerung entfernt, aber immer noch jünger als die Parlamente in Italien oder Frankreich.

Natalie Rickli, 31, vertritt die Schweizerische Volkspartei (SVP).
Im letzten Oktober erhielt die Winterthurerin 146’742 Stimmen. Die Zürcher Kantonsrätin (Grossrätin) zieht nun in den Nationalrat ein.
Die SVP ist mit 28,8% die stärkste Fraktion im Parlament.

Parteikarriere:

Beitritt zur jungen SVP: 1996
Sekretärin JSVP Winterthur: 1997 – 2000
Geschäftsführerin JSVP Kt. Zürich: 1998 – 2000
Aussenpol. Kommission SVP Schweiz: seit 2003
Vorstand SVP Kt. Zürich: seit 2000
Beitritt AUNS: 2000
Gemeinderätin Winterthur: 2002 – 2007
Kantonsrätin: seit Mai 2007
GPK-Mitglied: seit Mai 2007

Neu gewählte «80er»: Bastien Girod, 1980 (GPS), Christian Wasserfallen 1981 (FDP), und Lukas Reimann 1982 (SVP).

Neu gewählte «70er»: Natalie Rickli, 1976 (SVP), Tiana Angelina Moser, 1979 (GLP), Andrea Geissbühler, 1976 (SVP), Ada Marra, 1973 (PS), Adèle Thorens, 1971(PES), Christian Levrat (SP).

Bereits «alte» 70er:

Evi Allemann, 1978 (SP), Pascale Bruderer 1977 (SP), Chantal Galladé, 1972 (SP), Ursula Wyss, 1973 (SP), Toni Brunner, 1974 (SVP) und Jasmin Hutter, 1978 (SVP), Christa Markwalder, 1975 (FDP), Isabelle Moret, 1970 (PRD), Roger Nordmann, 1973 (PS) – sie sind bereits früher gewählt worden.

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