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Neue Landwirtschafts-Techniken für die Umwelt

Umweltfreundlich, kapitalintensiv: Ein Schleppschlauch-System stösst weniger Gas aus als ein Güllenverteiler. Keystone

In den vergangenen 12 Jahren haben sich die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt verringert. Für den Erhalt der Ressourcen sind aber weitere Massnahmen nötig. Deshalb hat der Bund den Landwirten vorerst 13 Umweltziele gesetzt.

Die Umweltziele der Schweiz sind in Gesetzen und Verordnungen festgehalten. Kaum geregelt sei jedoch, «welche Sektoren welche Beiträge leisten müssen, damit die Ziele erreicht werden», halten das Bundesamt für Umwelt (Bafu) und das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) gemeinsam fest.

Das soll sich nun ändern. 13 Umweltziele für die Landwirtschaft haben die beiden Bundesämter im Rahmen eines Pilotprojektes gemeinsam formuliert, Sie betreffen die Artenvielfalt, das Klima, den Landschaftsschutz, den Gewässerschutz und die Luftreinhaltung.

Konkret sollen etwa die Ammoniak-Emissionen auf maximal 25’000 Tonnen Stickstoff pro Jahr verringert werden. Heute werden die Emissionen auf 44’000 Tonnen geschätzt. Die Dieselruss-Emissionen sollen von 100 auf 20 Tonnen pro Jahr reduziert werden.

«Umweltmassnahmen im Landwirtschaftsbereich haben bisher regelmässig zu Kritik und zu Diskussionen geführt. Die Landwirte fragten sich, wieso ausgerechnet sie gefordert seien und nicht beispielsweise der Verkehr», stellt BLW-Direktor Manfred Bötsch fest.

Investitionen in neue Techniken

In den kommenden zwei Jahren will das Bafu auch für andere Bereiche wie Verkehr, Raumplanung und Bauwesen die Umweltziele festlegen. Das Pilotprojekt betreffe die Landwirtschaft deshalb, «weil sie eine Tradition der ökologischen Ziele hat», begründet Bafu-Direktor Bruno Oberle.

Die nun festgelegten Ziele seien langfristig angelegt: «Zielstabilität ist zwingend, damit Investitionen amortisiert werden können.» Konkret trage der am Montag veröffentlichte Bericht zu den Umweltzielen auch zur Transparenz bei. Landwirte wüssten nun, in welchen Bereichen sie die Umweltverträglichkeit verbessern müssten. Dazu seien auch Investitionen in neue Techniken nötig.

Kritik an fehlenden Fristen

Der Schweizerische Bauernverband bezeichnet die Ziele als «Chance» und als «Risiko». Dass damit die «Planbarkeit und Sicherheit von Investitionen in den Betrieb» verbessert werde, passe grundsätzlich zur «Qualitätsstrategie der Schweizer Landwirtschaft».

«Viele offene Fragen bleiben aber bestehen. So fehlen konkrete Massnahmen, zeitliche Vorgaben und meist auch eine genauere Quantifizierung der Umweltziele für die Landwirtschaft», schreibt der Verband.

Auch Pro Natura kritisiert die fehlenden Fristen für die Umsetzung der Ziele. «Es ist ein guter erster Schritt, der jedoch nur Sinn macht, wenn die Massnahmen auch umgesetzt werden», sagt Marcel Liner, der Projektleiter Landwirtschaftspolitik der Umweltorganisation.

«Es ist sinnlos, etwa im Bereich Verkehr Abgas-Ziele, aber keine Fristen oder Sanktionen bei Zielverfehlungen festzulegen.»

Anreiz für umweltfreundliches Verhalten

Die Landwirte stünden durch die Umwälzungen stark unter Druck, so Liner. «Da ist es nicht mehr kommunizierbar, wieso die Verwaltung mit der Europäischen Union den Agrarfreihandel anstrebt, damit bedeutend mehr Verkehr in Kauf nimmt und gleichzeitig von den Bauern Anstrengungen und Investitionen im Umweltbereich verlangt.»

Deshalb fordert Pro Natura neben verbindlichen Fristen und Kontrollen auch ein Bonus-Malussystem. «Man könnte beispielsweise beim Treibstoff oder beim Dünger Geld abschöpfen und als Anreiz in umweltfreundliches Verhalten umlagern.»

«Wir haben Transparenz und Klarheit darüber geschaffen, was der Gesetzgeber festgelegt hat», sagt BLW-Direktor Manfred Bötsch. Gesetze enthielten selten verbindliche Fristen. «Wenn die Gesetze dem Gesetzgeber (Parlament) nicht passen, muss er sie ändern.»

swissinfo, Andreas Keiser

3,5% der Schweizer Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft.

Der Anteil dieses Wirtschaftszweigs am Bruttoinlandprodukt beträgt 0,5%.

Der Bund gibt jährlich rund 4 Mrd. Franken für die Landwirtschaft aus. Das sind 8% des Bundeshaushalts.

Die Agrarpolitik gehört in der Schweiz zu den meistdiskutierten politischen Themen.

40% der in der Schweiz konsumierten Lebensmittel sind importiert.

Nicht quantifizierbar ist der Anteil der Landwirtschaft an der Marke «Schweiz» und damit der wirtschaftliche Nutzen für den Tourismus.

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