Neues humanitäres Weltforum für die Schweiz
Der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan will in Genf ein internationales humanitäres Forum einrichten. Das Schweizer Aussenministerium arbeitet in der Projektphase mit.
Über das offizielle Engagement der Schweiz und andere Aspekte des Projekts soll die Schweizer Regierung noch in diesem Jahr Beschlüsse fassen.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) arbeite mit unterschiedlichen Partnern an dem Projekt. Dabei gehe es um eine neue Stiftung im humanitären Bereich mit Sitz in Genf, bestätigte EDA-Sprecher Johann Aeschlimann einen Bericht der NZZ am Sonntag.
Die tragende Rolle in der geplanten Stiftung komme Kofi Annan zu. Das EDA wollte keine Angaben machen, in welcher Form die Schweiz sich schliesslich an dem Forum beteiligen könnte.
Erst in Entwicklungsphase
Das Projekt müsse zuerst ausgereift sein. Derzeit stehe es in der ersten Entwicklungsphase, betonte Aeschlimann.
Über das offizielle Engagement der Schweiz und andere Aspekte des Projekts sollte der Bundesrat noch im Laufe des Jahres Beschlüsse fassen.
Humanitäre Version des WEF
Aeschlimann machte keine näheren Angaben über den Zweck des Forums. Die NZZ am Sonntag berichtete, es könnte jedes Jahr eine grosse humanitäre Konferenz durchgeführt werden, begleitet von kleineren thematischen Konferenzen – nach dem Vorbild des Weltwirtschaftsforums (WEF).
Sollte das Forum zustande kommen, würde dies eine weitere Aufwertung des internationalen Genfs bedeuten. Die Rhonestadt ist bereits europäischer Sitz der UNO sowie Hauptsitz zahlreicher internationaler Organisationen, darunter etwa der Welthandelsorganisation (WTO) oder des WEF, dessen Sitz in Cologny GE ist.
Humanitäre Welthauptstadt
In Genf werde es sehr begrüsst, dass sich Annan in der Stadt mit einer neuen humanitären Organisation engagieren wolle, schreibt die NZZ am Sonntag. Und zitiert UNO-Sonderberichterstatter Jean Ziegler: «Es ist die Krönung Genfs als Welthauptstadt des humanitären Rechts.» Ziegler wertet es – nach der Schaffung unter anderem des UNO-Menschenrechts-Rates – «als weiteren ganz konkreten Erfolg der Schweizer Aussenpolitik».
Annans Pläne sind auch für die liberale Genfer Nationalrätin Martine Brunschwig-Graf «ein sehr gutes Zeichen für Genf». Sie hofft auf eine sehr enge Zusammenarbeit auch mit den universitären Institutionen der Stadt.
Auch der Kanton Genf involviert
Laut NZZ am Sonntag ist auch der Kanton Genf in das Projekt involviert. Er ist Eigentümer der Villa, die dem neuen Zentrum Kofi Annans gratis zur Verfügung gestellt werden soll.
Kofi Annan gab Ende 2006 nach zehn Jahren sein Amt als Generalsekretär der Vereinten Nationen ab. Der 69-Jährige hat in Genf Wohnsitz genommen.
swissinfo und Agenturen
Kofi Annan ist am 8. April 1938 in Ghana geboren. Dort und in den USA studierte er Wirtschaftswissenschaften. Anschliessend studierte er für ein Jahr am Institut universitaire des hautes études internationales (IUHEI) der Universität Genf. 1972 erlangte er einen Master of Business Administration.
Am 1. Januar 1997 trat Annan sein Amt als 7. Generalsekretär der Vereinten Nationen (UNO) an. 2002 trat er seine zweite fünfjährige Amtsperiode an, die Ende Dezember 2006 endete. Sein Nachfolger ist seit Anfang 2007 der Südkoreaner Ban Ki-moon.
2001 erhielt Annan den Friedensnobelpreis zu gleichen Teilen mit den Vereinten Nationen. Unter seiner Ära trat die Schweiz im Herbst 2002 der UNO bei, wie das zuvor in einer Volksabstimmung gutgeheissen wurde.
2003 erhielt Annan den Freiheitspreis der Max Schmidheiny-Stiftung an der Universität St. Gallen. Und 2006 erhielt er den Stiftungspreis für Genf als Dank für sein Engagement für die Calvin-Stadt.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch