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Obdachlose im Wettlauf mit der Zeit

Überlebende des Bebens haben nun einen harten Winter vor sich. Keystone

Zwei Monate nach dem Beben in Asien mit über 73'000 Todesopfern haben noch nicht alle Überlebenden Schutz vor dem harten Winter gefunden.

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) warnt, dass ohne eine zweite internationale Hilfswelle viele Obdachlose den Winter nicht überleben würden.

In der vergangenen Woche hiess es aus Kreisen der Internationalen Organisation für Migration (IOM), dass die meisten Zelte, welche an die rund 3,5 Mio. Obdachlosen im Erdbebengebiet verteilt wurden, den harten Winterbedingungen nicht standhielten.

Noch vor Wintereinbruch verteilte das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) 2000 wintersichere Zelte mit Öfen, 20’000 Decken und 2500 Kochsortimente. Der Wintereinbruch könne schnell erfolgen, sagt auch das SRK. Das SRK setzt für die nächsten fünf Monate 3,5 Mio. Franken ein, woran sich auch die Glückskette beteiligt.

Karl-Friedrich Glombitza, der Projektleiter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Pakistans Mansehra-Bezirk sagte gegenüber swissinfo, dass dringend Baumaterial für stabilere Unterkünfte gebraucht würde.

«Im Moment verteilen wir mit Hochdruck Wellbleche und Werkzeuge an rund 10’000 Personen, damit sie stabile Bauten mit Öfen bauen können, um den Winter zu überleben», so Glombitza.

«Es mangelt an Blechen, weil nicht genügend davon hergestellt wurden. Wir rennen hier wirklich gegen die Zeit an, damit die Leute überleben können.»

Gemäss Glombitza hätten es bis heute noch längst nicht alle Überlebenden aus den Berggebieten geschafft, ins Tiefland zu kommen. Man versuche nun, sie dorthin zu bringen.

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Anstrengungen koordinieren

Die DEZA hat in den Bezirken Batagram und Manshera Koordinationszentren aufgebaut. Sie arbeitet mit der pakistanischen Armee, den lokalen Behörden und andern Hilfsorganisationen zusammen, um die dringend benötige Hilfe zu leisten.

Für Glombitza besteht die Hauptherausforderung darin, die Prioritäten der Hilfe festzulegen und die daraus folgende Logistik zu meistern. Es gelte ein Gleichgewicht zwischen Essen verteilen und Unterkünfte bauen zu finden.

«Im Moment besteht keine Nahrungsmittelknappheit. Wir sind etwas frustriert, weil die limitierte Kapazität an Helikoptern vor allem für die Nahrungsmittel-Transporte verwendet werden und weniger für Material zum Bau von Unterkünften.» Eigentlich wäre es sinnvoller, Baumaterial in die höher gelegenen Gebiete zu fliegen, so Glombitza.

«Wenn die Leute nicht bleiben können, wo sie sind, weil sie keine Unterkünfte haben, macht es wenig Sinn, Essen dorthin zu bringen.»

An Ort bleiben können

Die DEZA sagt, das Ziel der Hilfe sei, den Überlebenden zu erlauben, in der Nähe ihres bisherigen Wohnortes zu bleiben.

«Unsere Erfahrungen von andern Beben her oder auch aus Kriegen und Konflikten heisst: Wenn Leute ihre Heimat verlassen müssen und in Lagern aufgefangen werden, ist es später sehr schwierig, sie wieder zu integrieren. Deshalb drängen wir auf wintersichere Behausungen und Nahrung.»

Glombitza erklärte weiter, er sei optimistisch, dass die vielen Tausend Obdachlosen überlebten. Erfolg oder Misserfolg hänge jedoch von der Infrastruktur und der Strenge des Winters ab.

Die DEZA sagt, dass sie vor Ort bleiben werde und sich bereits auf «Phase 2» der Hilfe im Frühjahr vorbereite. Dann werde es um die Widereingliederung der Leute ins tägliche Leben gehen.

swissinfo, Ramsey Zarifeh
(Übertragung aus dem Englischen: Urs Maurer)

Bis November hat die Schweiz 9,6 Mio. Franken für die Hilfe in Pakistan aufgewendet.

Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) setzt für die nächsten fünf Monate weitere 3,5 Mio. Franken ein.

Das Erdbeben vom Oktober forderte rund 73’000 Menschenleben.

Rund 3,5 Mio. Personen wurden obdachlos.

Die meisten von ihnen im Nordwesten von Pakistan und im pakistanischen Teil von Kaschmir.

Hunderttausende müssen den Winter in Zelten verbringen.

Hilfsorganisationen fürchten, dass so weitere Leute den harten Winter nicht überleben werden.

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