Peking startet Countdown für Olympische Spiele 2008
China hat auf den Tag genau ein Jahr vor Beginn der Olympischen Spiel in Peking am Mittwoch mit grossen Feierlichkeiten den Startschuss zum Countdown gegeben.
Unter den Delegationsleitern aller Länder befindet sich auch der Schweizer Werner Augsburger.
Die spektakuläre Feier am Abend auf dem Platz des Himmlischen Friedens begann mit einem Feuerwerk und Darstellern in Folklorekostümen. Mehr als 100 Sänger sangen erstmals die offizielle Countdown-Hymne «We are ready» («Wir sind bereit»).
«Ich hätte nie ein solch grandioses Spektakel erwartet, ein Jahr vor dem eigentlichen Beginn der Spiele», schwärmt der künftige Leiter der Schweizer Delegation in Peking, Werner Augsburger. «Bis jetzt hat niemand so was realisiert.»
Augsburger, der die Feier zusammen mit drei weitern Vertretern von Swiss Olympic verfolgte, bezeichnete die Organisation als «bisher tadellos». Er geht davon aus, «dass das auch in einem Jahr so sein wird».
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, weihte gemeinsam mit Vertretern der chinesischen Führung eine Countdown-Uhr ein, die fortan die Minuten bis zum Start der Spiele 2008 zählt.
Bereits am Morgen hatten sich mehr als eine Million Menschen in Pekinger Parks versammelt, um zur Feier des Tages in der Morgensonne an gemeinsamen Übungen und Tänzen teilzunehmen.
Luftverschmutzung problematisch
Die ausgelassene Stimmung in der Bevölkerung wurde überschattet durch Kritik von IOC-Präsident Rogge. Zwar sei er generell mit den Vorbereitungen zufrieden, sagte der IOC-Präsident dem US-Fernsehsender CNN.
Sollte es jedoch nicht gelingen, die Luftqualität in Peking zu verbessern, müssten einzelne Wettkämpfe möglicherweise auf andere, besser geeignete Tage verschoben werden. Dies werde zwar nicht bei allen Sportarten notwendig. Als Beispiele nannte er jedoch Ausdauerwettkämpfe wie das sechsstündige Velorennen.
Im Vorfeld der Feierlichkeiten hatte es auch von anderer Seite Kritik an der chinesischen Regierung gegeben. Journalistenverbände wiesen auf mangelnde Pressefreiheit hin, Menschenrechtsorganisationen auf die unzureichende Rechtslage und die unverminderte Anwendung der Todesstrafe.
Ausgerechnet auf dem Tiananmen-Platz
Auch die Themen Lebensmittelsicherheit und der Umgang mit Tibet kamen in den vergangenen Tagen vermehrt in die Schlagzeilen. Kritisiert wurde zudem, dass die Hauptfeier ausgerechnet auf dem Tiananmen-Platz abgehalten wurde.
Dort hatte die chinesische Regierung 1989 den friedlichen Protest der Demokratiebewegung blutig niedergeschlagen. Durch die Zensur der Behörden ist den meisten Bürgern im Land die internationale Kritik jedoch nicht bewusst.
Aus Protest gegen die Situation in China forderten acht US-Republikaner in einer am Dienstag (Ortszeit) ins Repräsentantenhaus eingebrachten Resolution einen Boykott der Spiele, sollte Peking die schweren Menschenrechtsverletzungen nicht einstellen.
swissinfo, Mathias Froidevaux und Agenturen in Peking
Ein Jahr vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking hat Amnesty International (AI) von den chinesischen Behörden verlangt, auch die Einhaltung der Menschenrechte zum Teil ihrer Vorbereitungen zu machen.
Es werde Zeit, dass die chinesische Regierung ihre Versprechen erfülle, die sie bei der Bewerbung für die Austragung der Spiele gemacht habe, erklärte Amnesty-Generalsekretärin Irene Khan am Dienstag bei der Vorstellung eines Berichts mit dem Titel «China: Der olympische Countdown».
«Solange die chinesischen Behörden nicht dringend Massnahmen ergreifen, um Menschenrechtsverletzungen im kommenden Jahr zu stoppen, nehmen sie in Kauf, dass das Bild Chinas und die Bilanz der Olympischen Spiele in Peking getrübt werden», mahnte Kahn.
In der Schweiz haben AI und die Erklärung von Bern mit Aktionen in verschiedenen Städten auf die Missstände im Reich der Mitte hingewiesen.
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