Petition gegen Armeewaffen zu Hause
Die Frauenzeitschrift Annabelle hat 17'400 Unterschriften gesammelt, um die privaten Haushalte von den Armeewaffen zu befreien.
Die Bogen wurden am zweiten Tag der Session den Kommissionen des Parlaments übergeben. Dieses debattiert auch über die Tradition der Aufbewahrung der Dienstwaffe zu Hause im Schrank.
Die Sammelfrist für die Petition lief am Dienstag ab. Das Resultat sei gut, sagte eine Sprecherin der Zeitschrift.
Die Petition fordert die Verbannung von Armee-Schusswaffen aus den Haushalten. Auch sollen die Armeeangehörigen die Waffen nach Ablauf der Wehrpflicht defintiv abgeben müssen.
Das Begehren fordert ausserdem die rasche Einführung eines nationalen Waffenregister. In der Herbstsession, die am Montag im bündnerischen Flims begonnen hat, steht das Waffengesetz im Nationalrat zur Debatte.
Hintergrund des Vorstosses ist laut Initiantinnen die steigende Zahl von Morden innerhalb von Familien in der Schweiz. Meist seien Frauen und Kinder die Opfer und die Männer die Täter. Die Petition richtet sich sowohl an Parlament wie auch Regierung.
Konfiskation von Waffen bei Familiendramen
Seit Inkrafttreten einer entsprechenden Verordnung Anfang 2004 sind in der Schweiz 439 Armeewaffen von Armeeangehörigen eingezogen worden, wie Armeesprecherin Eva Zwahlen sagte.
Dies zeige, dass die Armee nicht untätig sei im Kampf gegen die Verwendung von Armeewaffen bei Familiendramen.
Konfisziert werde die Waffe, wenn ein Armeeangehöriger Anlass gebe zur Annahme, dass er mit seiner Waffe sich selbst oder andere gefährden könnte.
Gegenwärtig befinden sich laut Zwahlen in der Schweiz rund 231 000 Sturmgewehre und 51 600 Ordonnanzpistolen in privater Aufbewahrung durch Armeeangehörige.
Keine Taschenmunition mehr
Die sozialdemokratische Ständerätin aus Basel-Stadt, Anita Fetz, hat ihrerseits eine Motion eingereicht, die es der Armee verbieten will, den Soldaten die Munition für ihre persönliche Waffe mit nach Hause zu geben.
Wohl gehe eine Mehrheit der Soldaten verantwortungsvoll mit der Taschenmunition um, so Fetz. Aber es gebe leider immer wieder auch Ausnahmen, und die seien dann tödlich. Innerhalb der Familie würden zahlreiche Selbstmorde oder Tötungsdelikte mit der Dienstwaffe und der dazugehörigen Munition begangen.
Sie habe überdies im Zuge der öffentlichen Diskussion in den letzten Tagen viele Klagen von Frauen erhalten, die zu Hause mit der Dienstwaffe bedroht würden, erklärte die Motionärin.
Der Ständerat (kleine Kammer) ging zu Sessionsbeginn auf die Motion ein und will die Abgabe von Taschenmunition durch eine vorbereitende Kommission prüfen lassen.
swissinfo und Agenturen
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Miliz-Armee
Es steht in der Schweizer Verfassung: Jeder Bürger muss Militärdienst leisten. Junge Männer haben eine Rekrutenschule von 18 oder 21 Wochen und danach sechs oder sieben Wiederholungskurse zu absolvieren. Diese dauern drei Wochen.
Die Dienstpflicht dauert für einfache Soldaten und Korporale bis zum 34. Lebensjahr. Jeder Armeeangehörige erhält für diese Zeit eine persönliche Waffe – ein Sturmgewehr oder eine Pistole mit Munition – die er zu Hause aufbewahren muss. Schätzungen gehen von rund zwei Millionen privater und Armeewaffen in der Schweiz aus.
Gemäss aktuellen Studien, beispielsweise derjenigen des Lausanner Kriminologen Martin Kilias, besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl Waffen im Umlauf und der Anzahl Morde und Selbstmorde.
Über das vergangene Wochenende ist aus einer Truppenunterkunft bei Freiburg Armeematerial gestohlen worden.
Ausser 82 Sturmgewehren wurden 3 Pistolen, 10 Nachtsicht-Geräte, 3 Infrarot-Pointer und über 2100 Schuss Munition entwendet.
Das Diebesgut war Teil des Truppenmaterials, das die Soldaten während des Wochenendes in den Magazinräumen liessen. Diese waren gewaltsam aufgebrochen worden.
Der Diebstahl geschah im Rahmen eines Wiederholungskurses der Kompanie 3 des Führungsunterstützungsbataillons 15 (FU Bat 15) einer Logistikbrigade.
Laut Verteidigungsministerium gibt es noch keine Indizien über die Täterschaft.
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