Putin verlangt rasche Entschädigung für Überlingen
Der russische Präsident Wladimir Putin und Bundespräsident Pascal Couchepin haben sich für eine rasche Entschädigung für die Hinterbliebenen der Flugzeugkatastrophe von Überlingen ausgesprochen.
Couchepin bat die Russen um Geduld bis die Schuldfrage restlos geklärt sei.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Freitag bei seinem Treffen mit Bundespräsident Pascal Couchepin verlangt, dass die Hinterbliebenen rasch und unbürokratisch entschädigt werden.
Er sei überzeugt, dass weder Russland noch die Schweiz daran interessiert seien, dass sich die Entschädigungsfrage zu einem juristischen Dauerproblem entwickelt, sagte Putin an die Adresse Couchepins.
Zu den in der Vergangenheit gespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern, sagte Putin, dass es «im Prinzip keine Probleme» gebe ausser eben der Absturz von Überlingen.
Couchepin versicherte, dass die Schweiz alles tun werde, um die Hinterbliebenen der Katastrophe über dem Bodensee rasch zu entschädigen. Auch er sprach sich für eine aussergerichtliche Lösung aus. Die Schweiz wolle die Hinterbliebenen der 71 Opfer entschädigen, aber nicht die Anwälte reich machen, erklärte er.
Couchepin bittet um Geduld
Couchepin bat die Russen aber um Geduld, weil der Unfallbericht des deutschen Büros für Flugunfall-Untersuchungen noch nicht fertig sei. Man wisse aber inzwischen, wer für den Unfall verantwortlich war, aber noch nicht wer wie viel Schuld trage, sagte Couchepin.
Weiter wies er auf die verzwickte juristische Lage hin. Diese war entstanden, weil der Zusammenstoss des Passagierflugzeugs aus der russischen Teilrepublik Bashkirien mit einer Frachtmaschine am 1. Juli 2001 über deutschem Boden geschah.
Der Luftraum über Süddeutschland wird jedoch seit Jahrzehnten von der Schweizer Skyguide kontrolliert, ohne dass dies durch einen Staatsvertrag geregelt wäre.
Wirtschaftsbeziehungen
Weitere Gesprächs-Themen der Unterredung zwischen Couchepin und Putin bildeten unter anderem die wirtschafts-politischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland sowie Fragen der Menschenrechte und die Gefahr durch Chemiewaffen-Arsenale.
Konkrete Vereinbarungen wurden jedoch nicht getroffen. Erst die Zukunft werde weisen, welche Früchte das Treffen mit dem russischen Präsidenten bringen werde, meinte der Vorsteher des Departement des Innern (EDI).
Erstes Treffen
Es war das erste Treffen eines Mitglieds der Schweizer Regierung mit dem russischen Präsidenten. Noch bei den Feiern zum 300. Gründungstag Ende Mai von St. Petersburg hatte die Schweiz vergeblich auf eine Einladung gewartet.
Putin erwähnte auch dies im Gespräch mit Couchepin. Die Schweiz habe nicht eingeladen werden können, da sie weder Teil der Europäischen Union sei noch zum baltischen Gürtel gehöre, sagte er.
Beim Treffen nahmen auf russischer Seite auch der russische Botschafter in der Schweiz, Dmitry Cherkashin, und Vize- Aussenminister Sergej Rasow teil.
swissinfo und Agenturen
Die Schweiz hat in Russland wenig Bedeutung, auch wirtschaftlich nicht.
2002 wurden nach Angaben der schweizerisch-russischen Wirtschafts-Kommission Waren im Wert von 882 Mio. Franken nach Russland exportiert.
Die Importe beliefen sich auf 1,6 Mrd. Franken.
Um Schweizer Firmen zu helfen, wurde im Dezember 2002 in Russland ein Business-Hub gegründet, welcher der Botschaft angegliedert ist.
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