Emotionale Hochs und Tiefs des Demokratie-Jahres 2016
29. Oktober: Birgitta Jonsdottir und Mitglieder der isländischen Piratenpartei bei der Bekanntgabe der Resultate der Parlamentswahlen. Der erhoffte Erfolg wurde allerdings verpasst. (Reuters/Geirix)
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23. April: Grossdemonstration von Bürgerinnen und Bürgern in Hannover (Deutschland) gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der EU. (Reuters/Kai Pfaffenbach)
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4. August: Wüste Beschimpfungen statt Bürgerdialog in Seelisberg/Schweiz. Ein "Wutbürger" lässt seinen Zorn an Barbara Bär aus, Mitglied der Regierung des Kantons Uri. Bär wollte die Bewohner über eine geplante Asylunterkunft informieren. Die Veranstaltung musste abgebrochen werden. (Keystone/Urs Flüeler)
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23. November: Eine Demonstrantin fordert in London die Umsetzung des Brexits. Im Juni hatten die Stimmbürger Grossbritanniens für den Austritt aus der EU gestimmt.(Keystone/EPA/Hayoung Jeon)
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1. Oktober: Mit erhobener rechter Faust begrüssen junge Aktivisten die ungarische Band Romantic Violence. Diese spielte an einer Demonstration von Anhängern von Premier Viktor Orban in Budapest. Die Proteste richteten sich gegen die Quoten der EU zur Übernahme von Flüchtlingen. (Keystone/AP Photo/Vadim Ghirda)
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5. November: Auseinandersetzungen von Demonstranten mit der Polizei in Florenz/Italien. Die Proteste richteten sich gegen den inzwischen abgetretenen Premier Matteo Renzi. (Keystone/Ansa/Maurizio Degl'Innocenti)
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2. Oktober: Das Nein der kolumbianischen Stimmbürger zum Friedensvertrag mit den Farc-Rebellen löst bei dieser Befürworterin in der Hauptstadt Bogota Unglauben aus. (Keystone/AP Photo/Ariana Cubillos)
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28. Februar: Riesiger Jubel bei Flavia Kleiner und ihren Mit-Aktivisten der Bewegung "Operation Libero" über das klare Nein des Schweizer Stimmvolkes zur Durchsetzungsinitiative. Mit dem Begehren wollte die rechtsnationale Schweizerische Volkspartei straffällige Ausländer zwingend ausschaffen. (Keystone/Lukas Lehmann)
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Eine Anhängerin umarmt in Wien Norbert Hofer, den Kandidaten der rechtsnationalen Freiheitlichen Partei Österreichs für das Amt des Bundespräsidenten. Hofer verlor die Wahl, für die insgesamt drei Anläufe nötig waren, schliesslich gegen den grünen Widersacher Alexander Van der Bellen.(Keystone/EPA/Christian Bruna)
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8. November: Grenzenlose Enttäuschung bei jungen Anhängern Hillary Clintons. Völlig überraschend verlor die Demokratin das Rennen um die US-Präsidentschaft gegen den republikanischen Populisten Donald Trump. (Keystone/Nathan Hunsinger)
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9. August: Demonstration für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Australien. (Keystone/EPA/Carol Cho)
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12. November: Studenten mit weisser Maske fordern in Südkorea den Rücktritt von Präsidentin Park Geun-hye, die in einen grossen Politskandal verwickelt ist.(Keystone/AP Photo/Lee Jin-man)
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16. Januar: Taiwanesische Anhänger der Demokratischen Fortschrittspartei feiern den Sieg Tsai Ing-wen's bei den Präsidentenwahlen. Sie wurde erste Frau an der Spitze der Insel, die im Dauerkonflikt mit China steht. (Keystone/EPA/Ritchie B. Tongo)
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US-Wahlen, Brexit, Populismus, Nationalismus, autoritäre Führer: Die einen sehen 2016 das Ende der Demokratien kommen, für die anderen haben Bürgerinnen und Bürger "wahre" Volksentscheide gefällt – gegen den Willen der "abgehobenen" Eliten. Sicher ist: 2016 war das mit Abstand turbulenteste Demokratiejahr seit dem Fall der Berliner Mauer 1989.
Wahlsiege, Abstimmungsniederlagen, Demonstrationen, wütende Proteste: Demokratien produzieren Sieger und Verlierer. Was aber noch viel wichtiger ist: Regelmässige Abstimmungen geben Bürgern und Bürgerinnen die Möglichkeit, «Dampf abzulassen».
Die Schweizer Bürgerinnen und Bürger waren auch 2016 «verwöhnt» mit direkter Demokratie: Sie waren landesweit viermal an die Urnen gerufen, um über Volksinitiativen, Verfassungsänderungen und neue Gesetze abzustimmen. Für die Britinnen und Briten dagegen war die Frage über Verbleib oder Austritt aus der EU die erste Abstimmung seit 40 Jahren.
Doch die politischen Debatten hüben und drüben zeigen: Die Grenzen der Gepflogenheiten für eine harte, aber faire, weil respektvolle demokratische Debatte verschieben sich gewaltig. Immer mehr wird die Gegenseite persönlich angegriffen, verunglimpft oder gar beschimpft. Auch das zeigt die Bilder-Auswahl zum Politjahr 2016.
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Volksinitiativen in Europa und der Schweiz – gleiches Instrument, verschiedene Wirkung
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