So sahen Schweizer Karikaturistinnen und Karikaturisten das Jahr 2019
Petwal statt Pottwal: Die Verseuchung der Weltmeere mit Plastikabfällen wird immer mehr zum Killer der Meeressäuger und der anderen Bewohner des "grössten Kontinents" der Erde. (Christoph Biedermann für "Reformiert")
Biedermann Christoph Reformiert
"Meine Babies", schreit ein Soldat. Gemeint sind seine zig Gewehre, die er nicht hergeben will. Am 19. Mai sagte das Schweizer Stimmvolk Ja zu einem neuen, EU-konformen Waffengesetz. Darin ist der Besitz von halbautomatischen Waffen strengeren Regeln unterworfen. (Caroline Rutz für "Vigousse")
Caroline Rutz (Caro) Vigousse
Grönland-Deal und Brexit-Chaos: "The New Normal", verkörpert durch Donald Trump und Boris Johnson. (Felix Schaad für "Tages-Anzeiger")
Felix Schaad Tages-Anzeiger
Klimawandel oder wenn die Ozeane überquellen: Laut einer Studie werden ab 2050 rund 300 Millionen Menschen von Überschwemmungen betroffen sein, die auf die Klimaerwärmung zurückgehen. Und das jedes Jahr. Das sind dreimal mehr als bisher angenommen. (Bénédicte Sambo für "24heures")
Bénédicte Sambo
Ob der Brexit, der nun besiegelt ist, sich als politischen Suizid Grossbritanniens erweisen wird, wie dies einige Kommentatoren befürchten, wird sich weisen. Tatsache aber ist, dass Premierministerin Theresa May das Chaos um den Austritt des ehemaligen Weltreichs aus der EU politisch nicht überlebt hat. (Tom Künzli für "Nebelspalter")
Tom Kuenzli
"Rauchen kann die Kathedrale Notre Dame in Brand setzen." Am 15. April stand das grosse Wahrzeichen von Paris in Flammen. Als Auslöser werden eine Zigarette oder ein Kurzschluss vermutet. (Bénédicte Sambo für "24 Heures")
Bénédicte Sambo 24 Heures
"Max Spring für "Solidarisch")
Max Spring
Kindersitz für den Schweizer Bundespräsidenten: Am 16. Mai empfing US-Präsident Donald Trump Bundesrat und Finanzminister Ueli Maurer im Weissen Haus. Punkto Kräfte – und wohl auch punkto Selbstvertrauen ihrer Präsidenten – herrschen zwischen den beiden Ländern klare Verhältnisse. (Alexandre Ballaman für "La Liberté")
Alexandre Ballaman (Alex) La Liberté
Gleichheit zwischen den Geschlechtern in der Schweiz? Keine Spur. Um die Vertretung der Frauen in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten von Schweizer Firmen zu erhöhen, beschliesst das Parlament im Sommer Frauenquoten von 20% resp. 30%. (Tony Marchand für "Feuille d'Avis du District de Courtelary")
Tony Marchand Feuille d'Avis du District de Courtelary
Superwoman mit einer Bilanz von plus 17 (Sitzen): Regula Rytz, Präsidentin der Grünen Partei der Schweiz, führte diese bei den Parlamentswahlen von Ende Oktober zum historischen Sieg. Seit 100 Jahren gelang keiner Partei ein solcher Zuwachs. Als neu viertstärkste Kraft im Nationalrat erhoben Partei und Rytz Anspruch auf einen der sieben Sitze in der Schweizer Regierung. (Michael Streun für "Nebelspalter")
Michael Streun Nebelspalter
So sieht der Angriff der Grünen auf den Bundesratssitz von Aussenminister Ignazio Cassis aus! Allerdings: In der Ausmarchung im Schweizer Parlament vom 11. Dezember blieb Grünen-Präsidentin Regula Rytz ohne jede Chance. (Patrick Chappatte für "NZZ am Sonntag")
Patrick Chappatte NZZ am Sonntag
Wenn sich der US-Präsident Grönland kaufen will, haben es Karikaturisten und Zeichnerinnen schwer, dies noch zu toppen. Doch die Schweizer Zunft der spitzen Feder hat die Herausforderung angenommen.
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Schreibt bei SWI swissinfo.ch seit 2015 über Demokratie. Versteht diese als Toolbox zur politischen Teilhabe und als Mindset. Vorher bei Reuters, Bluewin und Tageszeitungen. Studium der Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Bern.
Der Irrsinn, das Bizarre und das Absurde – «The New Normal», der neue Normalzustand in der heutigen Politik. Das sagte die brasilianische Journalistin Daniela Pinheiro in einer Debatte zum 20. Geburtstag von SWI swissinfo.ch. Doch die Karikaturisten und politischen Zeichnerinnen der Schweiz – und weltweit – haben im auslaufenden Jahr wacker entgegengehalten.
Felix Schaad zeichnete Donald Trump, der schmollend am Tisch sitzt wie ein kleines Kind. Denn er kriegt Grönland nicht. Doch sein Aussenminister hat schon Abhilfe parat: Eine andere Insel sei günstig zu haben – Grossbritannien. So kündet er Staatsgast Boris Johnson an, der in der Türe steht und mit dem Union Jack grüsst.
Der gezeichnete Jahresrückblick findet bereits zum zwölften Mal im Museum für Kommunikation in Bern statt und ist noch bis am 9. Februar 2020 zu sehen.
In der Ausstellung «Gezeichnet 2019Externer Link» stellen rund 50 Zeichnerinnen und Zeichner aus der ganzen Schweiz über 200 Werke aus.
Sie steht unter dem Patronat des Schweizer Satiremagazins «Nebelspalter» und zieht über den Jahreswechsel jeweils mehrere Tausend Besuchende an.
Die Realität allerdings ist weit weniger harmlos. Das betrifft auch gerade die Meister der spitzen Feder selber, die jegliche Absurdität der «starken Männer» mit einer noch grösseren Absurdität kontern und entlarven.
2019 hat es Patrick Chappatte erwischt. Der Westschweizer ist zwar Weltstar und die unbestrittene Nummer 1 der zeichnenden Politkommentatorinnen und -kommentatoren der Schweiz, dennoch hat 2019 seine Bühne bei der internationalen Ausgaben der «New York Times» verloren.
Einer seiner Karikaturisten-Kollegen hatte mit einem Cartoon eine derartig virulente Debatte ausgelöst, dass die renommierte Zeitung entschied, politische Karikaturen gänzlich aus ihrem Angebot zu kippen.
Es war der Schweizer, der den Entscheid öffentlich machte. In einem Beitrag für swissinfo.ch beschrieb Chappatte, was der Abschied der Zeitung vom Medium Karikatur für ihn signalisiert.
Der vergnügliche Rückblick auf das Politjahr 2019, den wir Ihnen mit unserem kleinen Querschnitt präsentieren, ist also auch mit einem bitteren Nachgeschmack behaftet. Nämlich jenem, dass die Luft für die freien, für eine Demokratie unverzichtbaren Geister wie Chappatte & Co. dünner wird.
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So sahen Schweizer Karikaturisten das Jahr 2018
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«Der garantiert humorvollste Jahresrückblick!», wie das Berner Museum für Kommunikation schreibt, lässt die grossen Themen des vergangenen Jahres nochmals Revue passieren. In der Ausstellung «Gezeichnet 2018»Externer Link sind aktuelle Werke von 48 Schweizer Pressezeichnerinnen und -zeichnern zu sehen. Die Ausstellung hat den Anspruch, die kulturellen Grenzen der vier Sprachregionen der Schweiz zu überwinden.
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Wie jedes Jahr seit 2008 zeigen an die fünfzig Karikaturisten ihre besten Pressezeichnungen im Rahmen der Ausstellung «GezeichnetExterner Link» im Museum für Kommunikation in Bern. Die Besucher werden aufgefordert, aus den 200 gezeigten Werken die Zeichnung des Jahres zu wählen. Die Ausstellung hat den Anspruch, die kulturellen Grenzen der vier Sprachregionen der Schweiz zu überwinden.…
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Seit 2008 präsentieren rund 50 Schweizer Karikaturisten ihre Arbeiten im Rahmen der Ausstellung «Gezeichnet»Externer Link. Dieses Jahr ist sie zum ersten Mal im Berner Museum für Kommunikation zu sehen. Das Publikum wird dabei aufgerufen, die Karikatur des Jahres zu wählen. Die Ausstellung will auch versuchen, die kulturellen Grenzen der vier Sprachregionen der Schweiz zu überwinden.…
Chappatte veräppelt Schweizer, Europa und Ausländer
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«Europa umzingelt uns! Die Grenzgänger sind unter uns! Die Ausländer überfüllen unsere Züge!», ist auf dem Rücken des neuen Buches mit über 120 Zeichnungen von 1992 bis 2014 ironisiert zu lesen. Die Themen Schweiz, Ausländer und Europa stehen im Zentrum, umringt von der omnipräsenten Figur des Volkstribuns Christoph Blocher und seiner rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP).…
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Selbst in seinen schärfsten Karikaturen beweist Chappatte Sensibilität: Ohne seine Objekte je bösartig ins Lächerliche zu ziehen, arbeitet er die Eigenheiten seiner Figuren pointiert aus. Sein Augenmerk richtet sich auf Situationen, Konflikte oder Widersprüche, jedoch nie direkt auf die Person. Der Westschweizer Karikaturist arbeitet für die «Herald Tribune», «Le Temps» und die «NZZ am Sonntag».…
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Ausgebildet im Paris der Französischen Revolution, liess sich Töpffer aber von britischen Karikaturen inspirieren, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr angesagt waren. Die Zeichner griffen darin nicht nur die herrschenden Politiker an, sondern auch Moral und Religion. In Genf fiel das von Töpffer eingebrachte neue Medium auf fruchtbaren Boden, weil sich dort…
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Der Schweizer Karikaturist hat die Ereignisse des arabischen Frühlings humorvoll zusammengefasst, seit sie vor einem Jahr international in die Schlagzeilen gerieten. Diese Zeichnungen erschienen in der International Herald Tribune, im Genfer Le Temps und in der NZZ am Sonntag.
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Die Ausstellung wurde anlässlich des 4. Weltkongresses gegen die Todesstrafe (24.-26. Februar) im Internationalen Konferenz-Zentrum in Genf gezeigt. (www.un-eu.org)
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