Schweiger tritt als FDP-Präsident zurück
Der Präsident der Freisinnig-Demokratischen Partei der Schweiz (FDP), Rolf Schweiger, tritt aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurück.
Die Parteileitung gab dies am Freitag im Bundeshaus bekannt. Der 59-jährige Zuger Ständerat hatte das FDP- Präsidium erst in diesem Jahr angetreten.
Der scheidende FDP-Präsident Rolf Schweiger hat seinen Rücktritt wie folgt begründet: «Genaue Beobachter der politischen Szene haben bemerkt, dass ich mich in den letzten Wochen deutlich weniger in der Öffentlichkeit gezeigt habe, als dies von einem begeisternden und begeisterten Präsidenten der FDP der Schweiz zu erwarten ist.»
Der Grund dafür liege in einem seit Wochen an Intensität zunehmendem Burn-Out-Syndrom, sagte Schweiger. «Der gleichen Krankheit, die mir schon vor gut einem Jahrzehnt eine längere Auszeit abforderte. Die damit verbundenen Erschöpfungs-Zustände und Blockaden verunmöglichen es mir, die mir übertragene Verantwortung weiterhin angemessen wahrzunehmen.»
FDP bedauert
Die FDP nahm Schweigers Rücktritt mit grossem Bedauern zur Kenntnis. In einer Mitteilung wünschte sie ihm eine nachhaltige Genesung, dankte ihm für seinen Einsatz und lobte seine Arbeit während den knapp sieben Monaten an der Parteispitze.
Schweiger habe die Parteistrukturen reformiert und Ruhe in die Partei gebracht. Mit einer positiven Diskussionskultur sei es ihm gelungen, die Partei hinter sich zu scharen. Die Geschäftsleitung der FDP wird das weitere Vorgehen zur Nachfolgeregelung an einer Sitzung am kommenden Montag beschliessen.
Die Koordination der Personalfragen obliegt dabei dem Fraktionsvizepräsidenten Felix Gutzwiller.
Interimistisch übernimmt Vizepräsidentin Marianne Kleiner die Führung der Partei.
«Avenir radical»
Der 59-jährige Schweiger hatte sein Amt mit Begeisterung angetreten und sich von allem Anfang an für einen neuen Kurs der Partei stark gemacht.
Er wollte den Freisinn klarer als liberale, moderne und fortschrittliche Partei positionieren und setzte dabei weniger auf Provokation, als auf einen sachlichen und konsensorientierten Stil.
Ein besonders Anliegen war ihm, dass die Partei einheitlicher auftritt. Die Partei müsse sich zusammenraufen und Gemeinsames vor Trennendes stellen, forderte Schweiger.
Ein Höhepunkt in seiner Amtszeit war die liberale Landsgemeinde in Stans vom vergangenen 12. September. Dort hiess die Parteibasis sechs Ideen aus dem Projekt «Avenir radical» gut, mit denen sich die FDP als wachstumsorientierte und moderne Kraft profilieren will.
Klavierspielen und Akten verzieren
Seine politische Karriere begann der 1945 geborene Baujurist mit eigener Anwaltskanzlei 1970 mit der Wahl in den Zuger Kantonsrat, dem er mit Ausnahme eines zweijährigen Unterbruchs von 1974 bis 1976, bis 1994 angehörte.
1998 wurde er in den Ständerat gewählt. Neben der Politik ist Schweiger auch in der Wirtschaft stark verankert. Mit gut zwei Dutzend Verwaltungsrats-Mandaten steht er an der Spitze des Interessenregisters der Parlamentarier.
Auf seiner Liste stehen allerdings keine Grosskonzerne. Privat liebt er das Klavierspielen und das Kochen. Zu seinen Hobbys gehört auch das Verzieren von Akten mit eigenen Zeichnungen.
Doris Leuthard schockiert
Die Präsidentin der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP), Doris Leuthard, hat den Rücktritt von FDP-Präsident Schweiger mit sehr grossem Bedauern und «ziemlich schockiert» zur Kenntnis genommen.
Sie hoffe sehr, dass Schweiger rasch von seinem Leiden genese. Sie habe gerne mit dem scheidenden FDP-Präsidenten zusammengearbeitet, den sie als verlässlichen und zuverlässigen Menschen kenne.
Für die Nachfolge Schweigers wünscht sich Leuthard eine Persönlichkeit, der sie vertrauen könne und die nicht nur der SVP nachlaufe, sondern die das politische Zentrum stärke und mit der CVP zusammenarbeite.
SVP hofft auf mehr Konstanz
Die Schweizerische Volkspartei (SVP) nahm den Rücktritt Schweigers mit Bedauern zur Kenntnis.
Nun werde auf mehr Konstanz in der Partei gehofft, sagte SVP-Generalsekretär Gregor Rutz. Es sei nicht einfach, bei so vielen Wechseln im Präsidium eine stabile Zusammenarbeit aufzubauen. Die SVP wünsche Schweiger für seine Zukunft alles Gute.
Für die SP ein «Mann des Dialoges»
Als «Mann des Dialoges» bezeichnete Jean-Philippe Jeannerat, Sprecher der Sozialdemokratischen Partei (SP), den zurückgetretenen FDP-Präsidenten. Mit Rolf Schweiger habe sich das Arbeitsklima innerhalb der Bundesratsparteien klar verbessert, auch wenn zwischen den Parteien – etwa bei der Finanzpolitik – fundamentale Unterschiede bestehen.
Die Amtszeit sei zu kurz, um die Arbeit endgültig zu beurteilen, denn Rolf Schweiger sei von seiner Krankheit in seinem Elan gestoppt worden, sagte Jeannerat weiter. Bei Themen wie Bildung und Europa seien die Meinungen von FDP und SP nicht weit auseinander gelegen.
swissinfo und Agenturen
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