Schweinegrippe: Keine Reisen mehr nach Mexiko
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät wegen der Schweinegrippe von Reisen nach Mexiko ab. Nicht unbedingt notwendige Reisen sollten verschoben werden, sagte BAG-Direktor Thomas Zeltner am Dienstag in Bern vor den Medien.
Auch das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (ECDC) rät von allen nicht unbedingt nötigen Reisen nach Mexiko wegen der Schweinegrippe ab.
Die Schweinegrippe sei bisher in 19 der 31 Bundesstaaten von Mexiko aufgetreten, sagte Zeltner. Die Lage sei unübersichtlich und ändere sich rasch.
Die Reise in diese Gebiete beinhalte ein Gesundheitsrisiko. Man wisse nicht genau, was man dort antreffe, und die Situation ändere schnell.
Für andere Gebiete oder Länder, in denen das Virus schon aufgetreten ist, macht das BAG aber zurzeit keine Empfehlungen.
Zeltner bekräftigte zudem, dass beim Platzen eines Behälters mit Schweinegrippe-Viren in einem Intercity-Zug Zürich – Genf vom Vorabend nur ein für den Menschen harmloser Virus betroffen gewesen sei.
Vierte Stufe
Angesichts der weltweiten Ausbreitung der Seuche hob die Weltgesundheits-Organisation (WHO) ihre Pandemie-Warnung von der dritten auf die vierte von insgesamt sechs Alarmstufen an.
Die WHO signalisierte damit, dass das Risiko einer weltweiten Epidemie, also einer Pandemie, deutlich gestiegen ist. Dies bedeute aber nicht, dass eine Pandemie unvermeidlich sei, betonte die Organisation.
Der stellvertretende WHO-Generaldirektor Keiji Fukuda räumte aber ein, dass eine Eindämmung derzeit kaum möglich sei, da das Virus sich bereits auf mehrere Länder ausgebreitet habe.
Schweiz: Neun Verdachtsfälle
Während weltweit die Zahl der vermutlichen Schweinegrippen-Fälle steigt, scheint die Situation in der Schweiz stabil zu sein. Das BAG meldete am Dienstag neun Verdachtsfälle der Schweinegrippe.
Betroffen sind die Kantone Aargau, Bern, Genf, Zürich, Basel-Stadt und Waadt, wie der Leiter der Pandemievorsorge im Bundesamt für Gesundheit, Patrick Mathys, am Dienstagnachmittag in Bern sagte.
Es handelt sich um Fälle von Menschen, die in den Risikogebieten waren und nun die provisorisch definierten klinischen Symptome aufweisen. Hier werden nun die Laboranalysen abgewartet. Einige der Betroffenen sind in Spitälern isoliert.
Bei der Schweinegrippe-Hotline des BAG herrschte am Dienstag Hochbetrieb: rund 700 Anrufe wurden entgegengenommen. Panik oder Hysterie sei bei den Anrufenden aber nicht auszumachen gewesen, hiess es.
«Neue» Grippe
Unterdessen haben die WHO und die Europäische die Schweinegrippe in «Neue Grippe» umgetauft. EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou erklärte in Brüssel, die Bezeichnung «Neue Grippe» solle auch wirtschaftlichen Schäden für die europäischen Schweinezüchter vorbeugen.
«Der Verzehr von Schweinefleisch ist unbedenklich, sofern es gar ist», betonte Vassiliou. Man wolle deshalb nicht fälschlich den Eindruck vermitteln, dass die Menschen auf Schweinefleisch verzichten sollten. «Wir wollen unsere Schweinezüchter schützen.»
Drastische Massnahmen
In Mexiko hat Regierung am Dienstag zu drastischen Massnahmen gegriffen, um eine weitere Ausbreitung der Schweinegrippe zu verhindern: Alle Restaurants in der Hauptstadt Mexiko-Stadt dürfen Essen ab sofort nur noch zum Mitnehmen verkaufen.
Die Bedienung in der Gaststätte sei ab sofort verboten, sagte Innenminister José Angel Avila am Dienstag.
Der Bürgermeister der 20-Millionen-Einwohner-Metropole, Marcelo Ebrard, ordnete auch die Schliessung aller Fitness-Studios und Schwimmbäder an. Auch Kinos, Museen und Zoos müssen geschlossen bleiben. Der Schulunterricht im ganzen Land ist bis auf weiteres ebenfalls ausgesetzt.
swissinfo und Agenturen
Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat eine Hotline zu Fragen rund um die Schweinegrippe eingerichtet.
Sie ist unter der Nummer +4131’322’2100 von 08.00 Uhr bis 18.00 Uhr besetzt.
Über Bandansagen werden unter dieser Nummer auch die wichtigsten Informationen vermittelt.
1918: Die Spanische Grippe gilt als die verheerendste Grippe-Pandemie aller Zeiten. Es handelte sich um den Virenstrang H1N1, der besonders junge, gesunde Erwachsene dahinraffte. Experten schätzen die Zahl der Opfer auf 40 bis 50 Millionen.
1957: Bekannt als Asiatische Grippe, wurde der Virenstrang H2N2 zuerst in China nachgewiesen. Zunächst erkrankten hauptsächlich Kinder, später auch ältere Menschen. Weltweit geht man von etwa 2 Mio. Toten aus.
1968: Die Hongkong-Grippe ist die letzte und schwächste der drei Pandemien. Erstmals wurde 1968 das Virus mit dem Strang H3N2 in Hongkong nachgewiesen, von wo aus es sich über die ganze Welt verbreitete. Besonders ältere Menschen erkrankten, insgesamt gab es etwa 1 Mio. Grippetote.
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