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Schweiz – Iran:Traditionell gute Beziehungen

Pascal Couchepin wird auf seiner Reise in den Iran von einer hochrangigen Wirtschafts-Delegation begleitet. swissinfo.ch

Wirtschaftsminister Pascal Couchepin reiste am Freitag zu einem offiziellen Besuch nach Teheran. Die bilateralen Wirtschafts-Beziehungen sollen aufgefrischt werden. Die Schweiz unterhält wirtschaftlich wie politisch gute Beziehungen zum Iran.

Für drei Tage reist Wirtschaftsminister Pascal Couchepin nach Teheran. Begleitet wird er von hohen Vertretern der Privatwirtschaft. Das Terrain soll erkundigt werden, wie Florent Roduit von Economiesuisse sagt, Kontakte geknüpft und Probleme gelöst werden. Im Vordergrund steht eine Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen, aber auch einige konkrete Projekte sollen besprochen werden. Ein bilaterales Abkommen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Investitionen soll übrigens am 1. November in Kraft treten.

Laut Eidgenössischem Volkswirtschafts-Departement sind die Beziehungen der beiden Länder von einer dynamischen Entwicklung geprägt. Die islamische Republik mit seine 63 Millionen Einwohner gilt als potentiell interessanter Markt. Eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und dem Iran wird beidseits gewünscht, hängt jedoch von der politischen Entwicklung des Landes wie der ganzen Region ab. Die Terrorbekämpfung der USA und deren Auswirkungen werden auch die Wirtschaftsbeziehungen Schweiz – Iran beeinflussen.

Druck von USA

Schon jetzt spüren gewisse Unternehmen einen verstärkten Druck, den die USA auf ausländische Firmen ausüben, die mit dem Iran Handel betreiben. Amerika hat im August die Sanktionen gegen den Iran um fünf Jahre verlängert. Seit dem 11. September scheint der Druck noch intensiver geworden zu sein. «Ein gewisser Druck ist vorhanden, allerdings wird er sehr individuell empfunden», erklärt Thomas Daum, Direktor von Swissmem.

Der Iran ist nach Saudiarabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten der drittwichtigste Handelspartner der Schweiz im Mittleren Osten. Die Schweiz importiert vor allem Öl, Ölprodukte, Textilien (Teppiche) und Agrarprodukte (Pistazien und Kaviar) aus dem Iran. Exportiert werden hingegen chemische und pharmazeutische Produkte sowie Maschinen. Der Handel hat auf beiden Seiten in den letzten Jahren stark zugenommen: So exportierte die Schweiz Waren im Wert von 393 Mio. Franken im Jahr 2000 und der Export im ersten Halbjahr dieses Jahres hat schon um 33 Prozent zugenommen. Der Import belief sich auf rund 180 Mio. Franken.

Äusserst willkommen

Die Reise des Schweizer Wirtschaftsministers Pascal Couchepin war noch vor den Terroranschlägen in den USA geplant. Infolge der schrecklichen Tat gewinnt sie an Bedeutung. «Es scheint», sagt Rudolf Kummer, Iran-Experte beim secco, «dass der Besuch noch willkommener als vorher ist. Denn der Iran fürchtet, stärker isoliert zu werden.»

Die islamische Republik verurteilte zwar die Attacken auf die USA und bekundete auch ihr Bedauern gegenüber der amerikanischen Bevölkerung. Doch sie wird gemäss Revolutionsführer Khamenei die Anti-Terror-Kampagne der USA nicht unterstützen. Der Iran werde sich jedoch, so das geistliche Oberhaupt des Landes, beim Kampf gegen der Terrorismus unter der Führung der UNO beteiligen. Die Situation ist gespannt – nicht zuletzt, weil die iranische Regierung das Vorgehen des amerikanischen Präsidenten George W. Bush als anti-muslimisch empfindet.

Brückerbauer zwischen den USA und dem Iran

Als Vermittler zwischen den USA und dem Iran fungiert die Schweiz. Sie geniesst in der Republik einen ausserordentlich guten Ruf, da sie sich während und nach der Revolution stets diplomatisch verhalten und ihre Beziehungen zum Land nie unterbrochen hat. Seit 1979 vertritt sie zudem auch die Interessen Amerikas.

Seit dem «schwarzen Dienstag» sind die Dienste des Schweizer Botschafters von Amerika mehr denn je gefragt. Botschafter Tim Guldimann reiste vor wenigen Tagen nach Washington. Doch weder die Schweizer Botschaft noch das Aussenministerium wollen diesbezüglich einen Kommentar abgeben. Die Situation sei zu heikel, heisst es.

Professor Albert Stahel, Militär-Wissenschaftler an der Universität Zürich, sieht zwei Gründe, weshalb Washington die Schweiz als Vermittler benötigt. «Die Vereinigten Staaten möchten den iranischen Luftraum für eventuelle Angriffe benützen», erklärte er gegenüber swissinfo. Zudem sei Washington wohl auch längerfristig daran interessiert, bessere Beziehungen zur Islamischen Republik zu unterhalten. Auch die USA sind sich wohl bewusst, dass der Iran ein interessanter Markt sein könnte.

Carole Gürtler

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