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Schweiz schickt Hilfe für «monumentale Katastrophe»

Massive Schäden in Rangun nach dem Wirbelsturm Nargis, der Zehntausende Tote forderte. Keystone

Die Schweiz hat eine erste Zahlung von 700'000 Franken nach Burma überwiesen. Ein starker Wirbelsturm hat im südasiatischen Land bisher mindestens 22'000 Menschenleben gefordert und Tausende obdachlos gemacht.

Die Schweizer Hilfe konzentriert sich auf Versorgung, Trinkwasser und Unterkunft. Sie ist Teil einer internationalen Hilfswelle für die Opfer des Zyklons Nargis. Dieser war am Samstag durch wichtige Reisgebiete und durch Rangun, die grösste Stadt des Landes, gefegt.

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) stellt eine halbe Million Franken zur Verfügung, das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) 200’000.

Vier Katastrophenhelfer sollen in die betroffenen Gebiete reisen, sobald die Militärbehörden die Visa ausgestellt hätten, sagte Toni Frisch, Chef der Humanitären Hilfe bei der DEZA.

Zusätzlich sollen drei Personen nach Thailand fliegen, um zusammen mit UNO- und Nichtregierungs-Organisationen zu arbeiten.

«Logistisch wird das ein sehr herausfordernder Einsatz», sagte Matt Cochrane von der internationalen Föderation vom Roten Kreuz und Roten Halbmond in Genf.

«Der Wirbelsturm hatte schwere Auswirkungen auf eine nur sehr rudimentäre Infrastruktur. Strassen wurden einfach weggeschwemmt oder sind nicht mehr passierbar», sagte er gegenüber swissinfo. «Auch Kommunikation und Elektrizität funktionieren nicht mehr.»

Frustration

Helfer vom Roten Kreuz waren kurz nach der Katastrophe bereits im Land, um die Schäden im Distrikt Rangun abzuschätzen. Sie verteilten Wasserreinigungs-Tabletten und Moskito-Netze gegen die Verbreitung von Malaria.

«Ich verstehe, dass es teilweise Frustration gibt, doch wir stehen erst am Anfang einer Reaktion auf diese monumentale Katastrophe», sagte Cochrane. «Wir sind aber optimistisch, dass der Zugang zum Land verbessert wird und die Hilfe für die Betroffenen schneller vorankommen kann.»

Laut Satellitenbildern der Vereinten Nationen (UNO) konzentrieren sich die Sturmschäden auf ein Gebiet von 30’000 Quadratkilometern (3/4 der Fläche der Schweiz) um die Andamanische See und den Golf von Martaban.

Dies entspricht zwar weniger als 5% der Fläche des Landes, doch in dieser Küstenregion lebt rund ein Viertel der burmesischen Bevölkerung von insgesamt 57 Millionen Menschen.

Riesenwelle

Am Dienstag sprach die burmesische Militärregierung offiziell von 22’500 Toten, doch weitere 41’000 Personen werden noch vermisst.

Der Sturm hatte auch den Fluss Irrawaddy getroffen und dort eine Riesenwelle verursacht.

«Mehr Menschen wurden durch die Welle getötet als durch den Sturm selber», sagte Maung Maung Swe, Minister für Hilfe und Wiederansiedlung, an einer Pressekonferenz in Rangun, wo es an Nahrung und Trinkwasser mangelt.

«Die Welle war bis zu 3,5 Meter hoch und fegte in tiefliegenden Dörfern die Hälfte der Häuser am Fluss weg», erklärte er in einer ersten Beschreibung der Lage. «Die Menschen hatten keine Möglichkeit zur Flucht.»

Nargis war der schlimmste Zyklon in Asien seit 1991. Damals verloren in Bangladesh 143’000 Menschen ihr Leben.

Die Naturkatastrophe hat die isolierten Generäle der Militärregierung zu seltenen Zugeständnissen gezwungen. Nach dem Tsunami im Indischen Ozean Ende 2004 hatten sie noch jede Hilfe abgelehnt.

Wegen der verheerenden Katastrophe will die Junta eine Verfassungsabstimmung in den am schlimmsten betroffenen Gebieten Rangun und Irrawaddy-Delta auf den 24. Mai verschieben.

swissinfo, Thomas Stephens
(Übertragen aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

Regierungen und Hilfsorganisationen auf der ganzen Welt haben Hilfe und technische Unterstützung für über 10 Mio. Franken zugesagt.
Ein fünfköpfiges Katastrophenteam der UNO hat sich in Bangkok versammelt.
Das Kinderhilfswerk Unicef entsandte Teams in drei der fünf Katastrophengebiet.
Die burmesische Regierung will 5 Mrd. Kyat (4,5 Mio. Fr.) für Hilfe und Wiederaufbau bereitstellen.

Seit 1962 wird Burma, auch Myanmar genannt, von einer Militärjunta regiert.

Im letzten September kam es nach einem massiven Anstieg des Benzinpreises zu anhaltenden Protesten in der Bevölkerung.

Polizei und Armee eröffneten das Feuer auf die Demonstranten und setzten dem Aufstand ein Ende.

Nach Angaben der UNO gibt es unter dem Junta-Regime in Burma über 1100 polititische Gefangene.

Die Friedensnobelpreis-Trägerin und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi verbrachte 11 der letzten 17 Jahre unter Hausarrest.

Seit September 2003 erhielt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) keine Erlaubnis mehr, sie zu besuchen.

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