Schweiz und Norwegen – wie Zwillinge
Das norwegische Königspaar, Harald V. und Sonja, ist bei seinem zweitägigen Staatsbesuch von der Landesregierung in Bern empfangen worden.
Bundespräsident Moritz Leuenberger und König Harald V. haben vor allem die Gemeinsamkeiten betont, die beide Länder miteinander verbinden.
Die Gemeinsamkeiten zwischen Norwegen und der Schweiz standen im Mittelpunkt des offiziellen Empfangs des norwegischen Königspaars in Bern. Beide Staaten engagierten sich für den Frieden und die Natur, sagte Bundespräsident Moritz Leuenberger.
Norwegen und die Schweiz seien «Nachbauern», die unabhängig von einander ihre eigenen Felder bestellten und ihre Ressourcen und Energiequellen nutzten. Ihre Höfe hätten sie unterschiedlich organisiert: Konstitutionell monarchisch der eine, direkt demokratisch der andere.
Unabhängig von Grossgrundbesitzern
Beide seien unabhängig von Grossgrundbesitzern. «Gerade deshalb geniesst unsere Arbeit Akzeptanz und Glaubwürdigkeit. Wir wollen das einsetzen, wo immer wir können», sagte Leuenberger. Gemeinsam hätten die beiden Länder auch das Wetter, scherzte er in Anspielung auf Kälte und Schneeregen beim Empfang.
Der jährlich in Oslo vergebene Friedensnobelpreis sei weltweit das stärkste Symbol der Hoffnung auf friedliche Auswege aus Krieg, Konflikt und Unterdrückung. Erster Träger des Friedensnobelpreises sei der Genfer Henri Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes. «Dunant und Alfred Nobel arbeiteten auf der Allmend des Weltfriedens.»
Längste Tunnels der Welt
Die Schweiz und Norwegen engagierten sich für humanitäre Anliegen und teilten in Sachen nachhaltige Entwicklung die gleichen Werte und Ideale, hielt König Harald V. in seiner in Englisch gehaltenen Rede fest. Internationale Konflikte zu lösen und zu verhüten sei ein vorrangiges Anliegen der norwegischen Regierung.
Ein Beispiel für die Zusammenarbeit mit der Schweiz in diesem Bereich seien die Bemühungen um Frieden in Sri Lanka. Norwegen sei Gründungsmitglied der UNO. Nachdem die Schweiz den Vereinten Nationen beigetreten sei, könnten die beiden Länder auch in dieser Organisation zusammenspannen.
Die Schweiz und Norwegen seien mit einer spektakulären und schönen Natur gesegnet, sagte Harald V. Gemeinsam sei auch die Herausforderung, in Berglandschaften sichere Strassen zu bauen. Es sei darum kein Zufall, dass die längsten Tunnels der Welt in der Schweiz und in Norwegen zu finden seien.
Eine andere europäische Integration
«In der Schweiz weckt die EU Ängste in Sachen Finanzen und Landwirtschaft, in Norwegen in Sachen Fischfang und Landwirtschaft», sagt Stephan Kux, Leiter Standortförderung des Kantons Zürich, gegenüber swissinfo. Kux ist auch Autor einer Studie über die europäische Integration der beiden Länder.
In einem grundsätzlichen Punkt unterscheidet sich aber die Europa-Politik Oslos von jener in Bern: Norwegen gehört seit 1994 dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) an.
Das von der EFTA und der EU signierte Abkommen, das vom Schweizer Stimmvolk 1992 abgelehnt wurde, garantiert den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen.
Schwache Wirtschaftsbeziehungen
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind relativ begrenzt: 2005 machten die Schweizer Exporte gerade mal knapp über 1% der norwegischen Gesamtimporte aus. Umgekehrt entsprachen Norwegens Exporte in die Schweiz rund 0,5% der Schweizer Gesamtimporte.
Diese Zahlen wiederspiegeln laut Tony Moré vom Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) nicht ganz die reale Situation. «Wir sehen, dass der Handel mit allen skandinavischen Staaten zuerst via andere Länder läuft, zum Beispiel von Deutschland aus. Mit anderen Worten: Die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und Norwegen werden teilweise unterschätzt.»
swissinfo und Agenturen
Der Staatsbesuch des norwegischen Monarchen ist der 11. königliche Besuch in der Schweiz seit 1965. Der letzte, jener von König Albert II. von Belgien, fand 2000 statt.
1968 besuchte Haralds Vater, Olaf V., die Schweiz.
Am Dienstag weilten Harald V. und Königin Sonja von Norwegen in Genf, wo sie sich mit Vertretern internationaler Organisationen trafen.
Nach seiner Visite in Bern besucht das königliche Paar am Donnerstag die Ostschweiz.
Zudem wird Königin Sonja in Zürich eine Ausstellung zum 100. Todestag des norwegischen Schriftstellers über Henrik Ibsen eröffnen.
Nach seiner Union mit Dänemark und dann mit Schweden ist Norwegen seit 1905 eine unabhängige Monarchie.
In Norwegen leben 4,6 Mio. Menschen auf über 385’000 km2.
Dank seines Ölreichtums, (weltweit drittgrösster Produzent) gehört Norwegen zu den reichsten Ländern der Erde.
2005 hatten die Schweizer Exporte nach Norwegen (vor allem industrielle Maschinen und pharmazeutische Produkte) einen Wert von 596 Mio. Franken.
2005 importierte die Schweiz norwegische Produkte (metallurgische und landwirtschaftliche Produkte sowie Öl) im Wert von 299 Mio. Franken.
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