Schweiz wehrt sich gegen Transit-Tiertransporte
Trotz dem Druck von Seiten der EU verbietet das neue Tierschutzgesetz weiterhin Transit- Schlachttiertransporte durch die Schweiz. Doch Brüssel wird den Druck bei den kommenden Agrarverhandlungen erhöhen.
Jährlich werden Millionen von Schweinen, Lämmern, Rindviechern, Geflügel und Pferden quer durch Europa auf die Schlachtbänke in Südeuropa transportiert. Doch keiner dieser Transporte führt durch die Schweiz.
Internationale Schlachttiertransporte sind in der Schweiz verboten. Auch das neue Tierschutzgesetz, welches am 1. September in Kraft getreten ist, verbietet die Transporte.
«Typisches Beispiel sind Schweine aus Holland, die in Italien zu Schinken verarbeitet werden. Leider ist es billiger, lebende Tiere zu transportieren, als gefrorenes Fleisch», erklärt Cathy Maret, Sprecherin beim Bundesamt für Veterinärwesen.
Der Transport durch die Schweiz brächte den Transportfirmen Einsparungen bei den Kosten und beim Zeitaufwand. Deshalb drängt die EU die Schweiz auf eine Lockerung.
2006 – bei den Verhandlungen zum bilateralen Vertrag über das Veterinärwesen – argumentierte Brüssel, die schweizerische Gesetzgebung stelle eine Behinderung des Handels dar.
Druck in der Schweiz ist gross
«Aus unserer Sicht sind solche Transporte über lange Distanzen nicht vereinbar mit dem Tierschutz. Es wäre besser, die Tiere im Herkunftsland zu schlachten und die Toten Tiere zu transportieren», sagt Cathy Maret.
Der Druck in der Schweiz gegen die Tiertransporte ist gross. Tierschutzorganisationen oder die Schweizerische Gesellschaft der Tierärzte pochen regelmässig auf einen strengen Vollzug des Gesetzes.
Auf politischer Ebene sind verschiedene Vorstösse und Initiativen hängig, die eine Beibehaltung des Verbots der Transit-Transporte zum Ziel haben. Auch die politischen Parteien stehen alle hinter dem Verbot.
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Stolperstein Freihandelsabkommen?
Die Frage ist jedoch, wie lange die Schweiz das Verbot aufrecht erhalten und damit dem Druck der EU Widerstand leisten kann. Im vergangenen März hat die Schweizer Regierung entschieden, mit der EU ein Agrar-Freihandelsabkommen zu verhandeln. Bei diesen Verhandlungen wird die Frage der Tiertransporte wieder zur Sprache kommen. «Das haben wir mit der EU noch nicht ausdiskutiert», stellt Cathy Maret fest.
Doch auch innerhalb der EU sind sich die einzelnen Länder nicht einig in der Frage der Tiertransporte. «Es gibt Länder, welche die Transporte einschränken wollen. Die Konsumenten und Konsumentinnen reagieren empfindlich auf die Transporte. Andere Länder jedoch bremsen in der Frage», so Maret.
In den vergangenen Jahren hat Brüssel verschiedene Vorschriften verschärft. So sind minimale Platzanforderungen, eine Obergrenze für die Streckenlängen und minimale Ruhezeiten eingeführt worden.
Doch Tierschutzvereinigungen prangern regelmässig Verstösse gegen die Vorschriften an.
swissinfo, Carole Wälti
(Übertragung aus dem Französischen: Andreas Keiser)
Schätzungsweise 30 Mio. Rinder, Schweine und Schafe werden jährlich durch ganz Europa gekarrt.
Gemäss einer Umfrage äusserten sich drei Viertel der Befragten in der Schweiz gegen die Aufhebung des Transitverbots für Schlachttiere.
80% der 1000 Befragten bezeichneten die internationalen Schlachtviehtransporte als tierquälerisch.
Verstösse gegen das Tierschutzgesetz können mit Busse bis zu 40’000 Franken, in gravierenden Fällen mit Gefängnis bestraft werden.
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