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Schweizer Kinder werden zu Strassenkindern

Bei Regen und Sturm müssen die "Schweizer Strassenkinder" keine Lackschuhe reinigen. swissinfo.ch

Um zu überleben, verdienen weltweit Millionen Kinder ihren Lebensunterhalt auf der Strasse. Ihr Schicksal beschäftigt auch die Kinder in der Schweiz.

Mehr als 5300 Kinder wollen helfen und schlüpfen deshalb am 19. und 20. November in die Rolle eines Strassenkindes.

In Bern herrscht stürmisches Wetter. Beinahe orkanartige Winde peitschen den Regen waagrecht durch die Altstadtgassen und über die sonst viel begangenen Plätze.

Nur wer unbedingt muss, hält sich im Freien auf. Aber da sind auch Kinder. Die jungen Menschen harren tapfer aus, oft nur notdürftig geschützt von einem Vordach – und sie arbeiten.

«Nein, das macht mir nichts aus», meint Sandra, die versucht, den hastig ins Einkaufszentrum strömenden Hausfrauen ein Säcklein Erdnüsse zu verkaufen – oft ohne Erfolg.

«Ein paar ignorieren uns. Andere gehen, weil wir nichts für die Schweiz tun, einfach weg», meint ein Sechstklässler, der vor der Migros in Wittigkofen selbstgebastelte Glückwunsch-Karten und kleine Windlichter an den Mann, respektive die Frau zu bringen versucht. Und meint kopfschüttelnd: «Es gibt auch solche, die 500-mal nein, nein, nein,… sagen.»

Strassenkinder-Projekte

Sie putzen auch Schuhe, waschen Autoscheiben und bieten Artikel aus ihrem Bauchladen an. Den Ertrag aus ihrer Strassenarbeit behalten die Kinder nicht für sich: Der Erlös fliesst in die Strassenkinder-Projekte der Schweizer Kinderhilfsorganisation Terre des hommes.

Mit dem Erlös will Terre des hommes 10’000 Kindern in 10 Ländern (Äthiopien, Afghanistan, Bangladesch, Benin, Brasilien, Burundi, Guinea, Rumänien, Senegal, Vietnam) ein Dach über dem Kopf und gesundes Essen ermöglichen, sowie eine Ausbildung.

Gross geschriebene Solidarität

«Strassenkinder gehen nicht zur Schule, sie leben auf der Strasse, sind ohne Essen und saubere Kleider und ohne Geld», weiss eines der Kinder vor der Wittigkofner Migros. Diese Informationen stammen von den Lehrkräften.

Die Kinder fühlen sich aber nicht gedrängt, bei dieser Aktion mitzuhelfen. So meinte eines: «Wir durften in der Schule abstimmen, ob wir da mitmachen. Die ganze Klasse hat darüber abgestimmt und alle waren dafür, heute mitzumachen.»

So erleben die Berner Schülerinnen und Schüler nun hautnah, was für die Strassenkinder in Brasilien, Bangladesch oder Guinea Alltag ist.

Schüler der Ecole cantonale de langue française in Bern haben einen strategisch guten und vor allem wind- und regengeschützten Platz unter den Lauben beim Bärenplatz gefunden, nicht weit weg vom Bundeshaus.

So wurde der Schuhputzkasten nicht vergebens mitgeschleppt. Hier lässt sich ein Passant seine Schuhe putzen, die Schüler streiten fast, wer nun putzen darf.

Mit Feuereifer geht es an die Arbeit: Wie neu präsentieren sich zum Schluss die Schuhe, hoffentlich tun sie das auch noch, wenn die Treter Wind und Regen ausgesetzt werden.

swissinfo, Etienne Strebel, Bern

Am 20.11.1989 verabschiedete die UNO die Konvention über die Rechte des Kindes.
191 Staaten haben das Vertragswerk unterschrieben.
Die Konvention sichert allen Kindern 10 Grundrechte zu.
Dennoch müssen heute weltweit Millionen von Kindern auf der Strasse Geld verdienen, ohne Recht auf Schutz und Ausbildung.
Die Schweizer Kinderhilfs-Organisation Terre des hommes engagiert sich weltweit seit 44 Jahren für Kinder in Not.

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