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Schweizer Luftwaffenchef tritt zurück

Keystone Archive

Korpskommandant Walter Knutti tritt per sofort zurück, da nach dem tödlichen verlaufenen Bootsunfall auf der Kander Unregelmässigkeiten bei der Kaderselektion ans Licht gekommen sind.

Armeechef Roland Nef hatte Knutti den Rücktritt nahe gelegt. Eine exemplarische Massnahme: «Ich will Ordnung in der Armee. Wo keine Ordnung herrscht, werde ich sie durchsetzen», sagte Nef.

Selber bezeichnete er sich am Freitag vor den Bundeshausmedien als «vehementen Verfechter des Ordnungsprinzips». Sein Credo sei das Dienstreglement. «Danach führe und handle ich, und das erwarte ich auch von meinen Untergebenen», sagte Nef.

Daran hatte sich Knutti nicht gehalten. Drei Dossiers mit Vorschlägen für die Ausbildung zu Generalstabsoffizieren hatte er an den Chef der Armee zur Genehmigung weitergeleitet, ohne diese vorher selber zu überpüfen.

Unter diesen Dossiers befand sich auch jenes des Kommandanten der verunfallten Kompanie. Dieser erfüllte jedoch das für diese Ausbildung vorgeschriebene Mindestalter von 30 Jahren nicht. Die nach dem Unfall eingeleitete Untersuchung brachte weitere regelwidrige Vorschläge aus der Luftwaffe ans Licht.

Vertrauensbruch

Für Nef ist dies nicht nur eine Vorschriftswidrigkeit, sondern ein Vertrauensbruch. Es sie die Pflicht jedes Kommandanten eines grossen Verbandes, sich persönlich mit der Person eines Anwärters und dessen Eignung als Generalstabsoffizier auseinanderzusetzen.

Er als Chef der Armee müsse darauf vertrauen können, dass seine direkt Untergebenen diese Aufgabe wahrnähmen, sagte Nef. In einem grossen System wie der Armee passierten Fehler. Unregelmässigkeiten bei der Kaderselektion dürfe es aber nicht geben, betonte Nef.

Pro Jahr absolvieren 30 bis 40 Offiziere den Generalstabslehrgang. Nach Angaben des Armeechefs wurden bei den Vorschlägen der anderen Verbänden keine Unregelmässigkeiten festgestellt.

Vereidigungsminister Samuel Schmid stützt das Vorgehen von Armeechef Roland Nef im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Luftwaffenchef Walter Knutti.

Unterschiedliche Reaktionen

Die Schweizerische Volkspartei (SVP) ist der Ansicht, dass der falsche Mann Konsequenzen aus den Problemen der Schweizer Armee im Zusammenhang mit dem Bootsunglück auf der Kander gezogen habe. «Korpskommandant Knutti ist ein Bauernopfer», sagte Alain Hauert, Sprecher der SVP Schweiz.

Die Hauptverantwortung trage der Chef des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), Bundesrat Samuel Schmid. Er sei derjenige, der nötigenfalls Konsequenzen zu ziehen hätte, sagte Hauert.

Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) hat den Rücktritt des Luftwaffenchefs im Zuge der Schlauchboot-Affäre begrüsst. Knutti übernehme damit Verantwortung, sagte SP-Pressesprecher Peter Lauener. «Das war nicht immer so in der Armee.»

Das genüge jedoch nicht. Der Bundesrat müsse endlich ein umfassendes Konzept für die innere Führung der Armee ausarbeiten. Die SP fordere dies seit Jahren, so Lauener.

Knuttis Abgang hat die FDP überrascht. Die Partei sei erstaunt über den Rücktritt und zugleich beunruhigt über die Begründung, die dazu abgegeben worden sei, sagte FDP-Generalsekretär Stefan Brubpacher.

Hans Altherr, Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission (SIK) des Ständerates, sagte, es sei «ehrenwert», dass Knutti mit dem Rücktritt die Verantwortung übernehme.

Fatale Bootsfahrt

Beim schweren Bootsunglück auf der Kander vom 12. Juni kamen wahrscheinlich fünf Angehörige der Schweizer Armee ums Leben. Vier Opfer wurden inzwischen tot geborgen, ein Teilnehmer der fatalen Bootsfahrt wird nach wie vor vermisst.

Die Suche nach diesem Mann soll auch am kommenden Wochenende unvermindert weitergehen, wie Armeechef Nef bei der Bekanntgabe von Knuttis Rücktritt sagte.

Gegen den Kompaniekommandanten, der beim Kentern der beiden Militärboote einen Kieferbruch erlitten hatte, ermittelt die Militärjustiz wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung.

swissinfo und Agenturen

Der zurückgetretene Luftwaffenchef Walter Knutti (60) wurde vom Bundesrat auf den 1. Januar 2006 zum Kommandanten der Luftwaffe ernannt und zum Korpskommandanten befördert.

Er trat die Nachfolge von Hans-Rudolf Fehrlin an.

Unfreiwillige Rücktritte von Drei-Stern-Generälen sind in der Schweizer Armee eine Seltenheit.

In der Luftwaffe ist der Fall von Werner Jung in Erinnerung. Er trat am 6. März 1992 zurück, nachdem es über Delsberg zu einem Beinahe-Zusammenstoss zwischen einem Airbus der Swissair und einem Tiger der Luftwaffe gekommen war.

Jung war zum Zeitpunkt der Demission erst gut ein Jahr an der Spitze der Luftwaffe gewesen.

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