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Schweizer Wasserprogramme mit grosser Wirkung

Frauen an einem Brunnen in Mali. DEZA/Suzanne Linder

Für ein kleines Geberland hat die Schweiz im Wasserbereich eine grosse Wirkung. Das sagt die Evaluationsleiterin einer breit angelegten Analyse. Untersucht wurden insgesamt 23 Wasserprogramme, an denen die Schweiz beteiligt ist.

«Der Einfluss der Schweiz besteht darin, dass sie Wissen besonders aus der humanitären Hilfe und der Rettungstechnologie einbringt und die Ziele der Armutsbekämpfung durch Innovation angeht, zum Beispiel mit Wasserpumpen», sagt Susanne Neubert.

Die Wissenschafterin vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik untersuchte knapp zwei Dutzend Wasserprogramme in Entwicklungsländern und Staaten des ehemaligen Ostblocks auf ihre Wirkung.

Die Untersuchung führte sie im Auftrag der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) durch.

Weniger Armut

Im Wasserbereich sei der Beitrag zur Minderung der Armut gegeben, lautet die Bilanz des externen Berichts.

Die Investitionen im Wassersektor haben zudem ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis: In den untersuchten Projekten entstand für jeden investierten Franken ein sozialer und wirtschaftlicher Nutzen von mindestens 3 bis 5 Franken.

Die stundenlangen Beschaffungswege von Frauen und Mädchen wurden drastisch reduziert. Der verbesserte Zugang zu Trinkwasser bringe so vielerorts beträchtliche Zeitersparnis, die anderen Arbeiten zugute komme und die Produktivität steigere.

Weniger Wasserverluste

Sehr positiv sind die Erfahrungen etwa in Nicaragua. Ländliche Trinkwasserversorgung und Latrinen wurden Teil einer umfassenden nationalen Wasserpolitik. Die Folge davon war, dass sich die Zivilgesellschaft organisierte, was in andere Lebensbereiche ausstrahlt.

Als Qualitätsmerkmal von Schweizer Programmen wertet Neubert den Aufbau von institutionellen und gesellschaftlichen Kapazitäten. Die Wasserprogramme zeichneten sich auch durch eine langfristige Perspektive aus.

Weniger Konflikte

Die Schweiz biete zudem gute Instrumente der Konfliktbearbeitung an, betont Neubert. Diese habe zum Beispiel im wasserarmen zentralasiatischen Ferghanatal Früchte getragen.

Wegen Mängeln und unerlaubter Nutzung waren die Wasserverluste im dortigen Kanalsystem immens. Das Schweizer Programm setzte auf organisatorischen Massnahmen und hatte Erfolg.

«Weil sie nun weniger Konflikte über die Zuteilung des Wassers haben und die Felder weniger überwachen müssen, können die Bauern im Ferghanatal heute besser schlafen», sagt die Wissenschafterin. Auch wirtschaftlich hätten die Menschen dank der funktionierenden Bewässerung stark profitiert.

Wirtschaftlicher Aufschwung

Besonders gute «wirtschaftliche Wirksamkeit» erreichte die Schweiz gemäss Neubert in der ungarischen Stadt Debrecen.

Die Sanierung der Abwasserklärung war zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, nämlich noch vor dem EU-Beitritt, so dass die Stadt auch ein attraktiver Wirtschaftsstandort ist. Aufgrund des Schweizer Engagements wurde zudem der verschwenderische Wasserverbrauch stark eingeschränkt.

Ähnliches gilt für die Investitionen zur Trinkwasser-Aufbereitung und Abwasserentsorgung in Usbekistan: Hier mangle es aber an technischer Nachhaltigkeit, weil Ersatzpumpen aus der Schweiz importiert werden müssten und dies enorme organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten bereitete.

Etliche Herausforderungen bleiben

Vor allem in ehemaligen kommunistischen, aber auch in einigen afrikanischen Ländern, sind es die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder die häufigen Dürren wie in Niger, welche die positiven Wirkungen der Schweizer Programme wieder zunichte machen können.

Während die Schweiz in Moldawien mit Dorfgemeinden Sanitäreinrichtungen verbesserte, fehlt der nationalen Politik der Wille, in die Wasserversorgung zu investieren.

Eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten liege jedoch in der konsequenten Umsetzung eines ganzheitlichen Wassermanagements unter Berücksichtigung der Risiken des Klimawandels, resümiert Neubert.

«Umweltfragen und ein umfassend integriertes Vorgehen müssen künftig international weit mehr beachtet werden.»

swissinfo und Viera Malach, InfoSüd

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) wollten mit dem in Auftrag gegebenen Gutachten eine kritische Aussensicht auf die Wirkung ihre Programme.

Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) wurde wegen seiner hohen Expertise im Bereich der Evaluierung und besonders wegen der von Susanne Neubert entwickelten und vielfach erprobten MAPP-Methode mit der Wirkungsanalyse beauftragt.

Das Institut untersuchte in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen FAKT insgesamt 23 Wasserprojekte: 10 in Partnerländern der Schweiz, 11 multilaterale Programme sowie die Arbeit von zwei schweizerischen Netzwerken.

Die UNO will im Rahmen ihrer Millenniumsziele bis 2015 die Zahl der Menschen halbieren, die keinen Zugang zu sauberem Wasser hat.

Die Kosten dafür belaufen sich jährlich auf 10 Mrd. Dollar – gleich viel, wie in Europa für den Konsum von Glacé ausgegeben wird.

Laut einem UNO-Bericht müssten die derzeitigen Investitionen aber verdoppelt werden, um das Millenniumsziel zu erreichen.

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