Schweizer Spitäler am Tropf
Viele Spitäler verzeichnen erhebliche Verluste, benötigen Hilfen in Millionenhöhe und müssen Leistungen kürzen. Erfahren Sie mehr zum Thema aus den verschiedenen Landesteilen und diskutieren Sie mit auf der mehrsprachigen "dialog"-Debattenplattform.
Die meisten Spitäler in der Schweiz sind in finanziellen Schwierigkeiten und machen Verluste. Ein Problem, das seit Jahren besteht und sich mit der Corona-Pandemie noch verschärft hat. Dies, obwohl es immer weniger Spitäler gibt, die eine Grundversorgung anbieten.
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Verschlimmert hat sich die Situation noch durch die Inflation, da Krankenhäuser ihre Tarife nicht an die steigenden Preise anpassen können. In der Folge mussten einige schliessen, andere entliessen Personal, wiederum andere waren auf staatliche Hilfe angewiesen.
Millionen für das Kantonsspital Freiburg
Ein Beispiel ist das Kantonsspital Freiburg, das seit 2016 Verluste schreibt und unterdessen ein Minus von über 60 Millionen Franken aufweist. Zwar hat die Führung eine Reorganisation eingeleitet; bis die Massnahmen aber greifen, muss der Kanton einspringen.
So hat das Kantonsparlament eine Bürgschaft von über 100 Millionen und ein Darlehen von 70 Millionen gesprochen, doch das letzte Wort hat das Stimmvolk am 9. Juni, wie der Beitrag des Regionaljournals zeigt:
Chur behält seine Kinderintensivstation
Eine Schliessung drohte der Kinderintensivstation am Kantonsspital Graubünden. Dagegen jedoch formierte sich Widerstand, 30’000 Unterschriften wurden gesammelt. Vor Kurzem nun hat das nationale Fachgremium für hochspezialisierte Medizin (HMS) dem Spital die Leistungsaufträge für die Intensivstation für weitere sechs Jahre erteilt, berichtet die RTR-Sendung Telesguard:
Hohe Preise für Medizinprodukte im Tessin
Vor diesem Hintergrund finanzieller Schwierigkeiten hat der Verkauf von Herzschrittmachern, die im Tessin mit über 10’000 Franken um ein Mehrfaches teurer waren als in anderen Kantonen, für Diskussionen gesorgt.
Es ist ein Fall, der das sehr undurchsichtige System des Medizinproduktemarktes verdeutlicht und gegen das sich die Politik auflehnt, berichtet die RSI-Sendung «Seidisera».
Die Desillusionierung junger Ärzt:innen
Für das Schweizer Gesundheitssystem zeichnet sich ein weiteres Problem ab: Ein Drittel der Medizinstudierenden möchte den Beruf aufgrund der Arbeitsbedingungen aufgeben, wie RTS Externer Linkberichtet.
Der Mangel an menschlichen Kontakten, langen Überstunden und die Zeit, die man mit administrativen Aufgaben statt mit der Betreuung von Patientinnen und Patienten verbringt, lassen die Begeisterung oftmals schnell schwinden.
Im «Forum» des Westschweizer Radios RTS gibt der Leiter des Gesundheitswesens in Neuchâtel dazu Auskunft.
Auf der Suche nach Personal im Ausland
Nicht nur die Finanzen machen den Spitälern zu schaffen, sondern auch der Fachkräftemangel. Das zwingt sie dazu, vermehrt im Ausland nach geeignetem Personal zu suchen. Wie eine ausführliche Analyse von SWI swissinfo.ch zeigt, ist eine Doppeloffensive im Gange, um dem entgegenzuwirken: So soll die Ausbildung verstärkt und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Interessant ist dabei, dass die Schweiz bereits über eine der höchsten Dichten an Pflegekräften im Verhältnis zur Bevölkerung verfügt.
Hier können Sie den ganzen Artikel von SWI swissinfo.ch lesen:
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Wie die Schweiz Pflegepersonal im Ausland rekrutiert
Allerdings wird es einige Zeit dauern, bis die besagten Massnahmen Früchte tragen, während die Gesundheitskosten für die Schweizer Bevölkerung weiterhin ein grosses Problem darstellen.
Übertragung aus dem Italienischen: Susanne Stöckl
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