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Terror in den USA:Tausende Tote und Verletzte im World Trade Center und im Pentagon

Tausende von Menschen wurden wahrscheinlich unter den Trümmern des ehemals höchsten Gebäudes New Yorks begraben. Keystone

Die USA sind am Dienstag von einer beispiellosen Terrorwelle überrollt worden. Ziel der Anschläge waren die Wirtschafts- und Machtzentren der USA in New York und Washington. Es herrscht das völlige Chaos, die Behörden rechnen offiziell mit Tausenden von Toten.

Im Abstand von 18 Minuten flogen zwei Passagier-Flugzeuge in die beiden Wolkenkratzer des World Trade Centers in New York. Beide Türme brannten und stürzten dann in sich zusammen. Im World Trade Center arbeiten bis zu 50’000 Menschen.

Etwas später stürzte bei Washington ein Flugzeug auf das Pentagon, das ebenfalls teilweise einstürzte. Und vor dem Aussenministerium explodierte eine Autobombe. Bei Pittsburgh in Pennsylvania stürzte eine weitere Passagier-Maschine ab. Sie sollte angeblich auf den Präsidenten-Urlaubssitz Camp David gelenkt werden.

An Bord der Maschinen, die bei den Anschlägen abgestürzt sind, befanden sich 285 Menschen.

In mindestens einer der Maschinen soll eine Schweizer Bürgerin unterwegs gewesen sein. Dies bestätigt Botschafter Walter Thurnherr vom Schweizerischen Aussenministerium. Angaben über weitere Schweizer Opfer liegen keine vor.

Um die Angriffsziele spielten sich apokalyptische Szenen ab, die ältere US-Bürger an die japanischen Überraschungs-Angriffe auf Pearl Harbour 1942 im Zweiten Weltkrieg erinnerten.

Notstand in New York und Washington

265 Feuerwehrleute, die als Erste zur Stelle des Anschlags auf das World Trade Center in New York geschickt wurden, sind nach Angaben von Stadtbehörden umgekommen. Zudem würden über 85 Polizisten vermisst.

Auch Stunden nach den Anschlägen ist niemand im Stande, Angaben über die Zahl der Toten und Verletzten zu machen. Offiziell rechnen die Behörden mit Tausenden von Toten. Man müsse sich auf einen «schrecklichen Verlust von Menschenleben, mehr als dass wir ertragen können» einstellen, sagte der zuständige Polizeichef.

Es wird angenommen, dass in den Trümmern von naheliegenden Gebäuden noch Überlebende sind, erklärte New Yorks Bürgermeister Rudolph Giuliani. Rettungs- und Bergungsarbeiten in New York könnten laut Giuliani eine Woche oder länger dauern.

Am Abend stürzte ein weiteres 47-stöckiges Gebäude zusammen, das zum Komplex des World Trade Centers gehörte. Das Gebäude war zuvor evakuiert worden.

In Washington werden 100 bis 800 Menschen vermisst. Dies teilt die örtliche Feuerwehr mit. Im Pentagon arbeiten über 20’000 Menschen.

«Offenkundiger Terroranschlag»

In einer kurzen Rede an die Nation hat Präsident George W. Bush am Dienstagabend (Ortszeit) gesagt, niemand werde diesen Tag je vergessen. Die USA hätten das Schlimmste der Menschheit erlebt. «Terroristische Anschläge können zwar das Fundament unserer Gebäude zerstören, aber nicht das Fundament Amerikas.»

Er versicherte, dass das Militär, die Finanzinstitute und das Volk die Prüfung bestehen würden. Die Attentäter würden zur Rechenschaft gezogen, und die USA machten dabei keinen Unterschied zwischen den Tätern und denjenigen, «die ihnen Zuflucht bieten». Er dankte den Regierungschefs und Präsidenten der Welt für die Beileidsbekundungen und Hilfsangebote.

Während der Anschläge auf die US-Einrichtungen am Morgen hatte sich Bush in Florida aufgehalten. Entgegen seiner Ankündigung, nach Washington zurückzukehren, wurde er am Mittag zunächst zum Luftwaffenstützpunkt Barksdale in Louisiana und von dort am Nachmittag zum Hauptquartier des Strategischen Luftwaffenkommandos Nebraska gebracht. Am frühen Abend Lokalzeit flog Bush zurück nach Washington. Mit der Rückkehr Bushs in das Weisse Haus sollte ein symbolisches Signal gesetzt werden.

Erste Schuldzuweisungen

Der Nationale Sicherheitsrat der USA hat bei einer Telekonferenz mit Präsident Bush den saudiarabischen Millionär Osama bin Laden hinter der Anschlagwelle vermutet. Es gebe zwar keinen konkreten Hinweis, aber gute Gründe für den Verdacht, verlautete aus Regierungskreisen. Weiter hiess es, Bush werde während der laufenden Ermittlungen voraussichtlich keine Militäraktion anordnen.

Armee in höchster Alarmbereitschaft

Doch wurden bereits Truppen in Marsch gesetzt, darunter auch ein Infanterie-Regiment. Kriegsschiffe wurden in Richtung New York aufgeboten. Militär-Flugzeuge sollen den Luftraum über der amerikanischen Ostküste sichern. Die Streitkräfte sind weltweit in erhöhten Alarmzustand versetzt worden.

Der Luftraum über den USA wurde gesperrt, Landungen und Starts von Flugzeugen finden zur Zeit keine statt. Flugzeuge im Anflug auf die USA wurden zum Teil umgeleitet oder gar zum Startflughafen zurückgerufen.

CSG: 800 Angestellte unverletzt evakuiert

Gemäss den Kenntnissen der amerikanischen Handelskammer in der Schweiz waren keine Schweizer Unternehmen in den Türmen des World Trade Centers untergebracht. Der Schweizer Finanzkonzern Credit Suisse Group (CSG), der in einem flacheren Teil des Gebäude-Komplexes seine Büros hat, konnte alle 800 Angestellten evakuieren.

14 Schweizer Bürger wohnen laut EDA-Sprecherin Daniela Stoffel im Katastrophengebiet von Manhattan. Eine Person sei kontaktiert worden, sie sei wohlauf. Die restlichen 13 Schweizerinnen und Schweizer konnten noch nicht befragt werden.

swissinfo und Agenturen

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