Thérèse Meyer wird «höchste Schweizerin»
Die Christdemokratin Thérèse Meyer ist am Dienstag mit 128 von 154 gültigen Stimmen zur Präsidentin des Nationalrats gewählt worden.
Die 56-Jährige Freiburgerin präsidiert die grosse Kammer als 7. Frau. Sie ersetzt den krankheitshalber zurückgetretenen Genfer Jean-Philippe Maitre.
Die aus Estavayer-le-Lac stammende Thérèse Meyer sitzt seit 1999 als Abgeordnete für die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) im Nationalrat.
Sie ist Mitglied der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit sowie der Staatspolitischen Kommission. So hat sie massgeblichen Anteil an der Vorlage für eine staatliche Mutterschaftsversicherung, der das Volk im vergangenen September mit 55,4 Prozent Ja-Anteil zugestimmt hat.
Die Wahl erfolgte am Dienstagmorgen. Von den 161 ausgeteilten Stimmzetteln waren 154 gültig. 7 gingen leer ein. Der Luzerner Josef Leu erhielt 16 Stimmen.
Die neu gewählte Präsidentin wünschte nach ihrer Wahl ihrem Vorgänger viel Glück. Sie wünsche sich, dass das Jahr von Maitre geprägt sei.
Angesichts der Umstände ihres Amtsantritts verzichtet Meyer auf eine Feier.
«Mein Land, ich liebe Dich», sagte Meyer nach ihrer Wahl. Sie appellierte an die Anwesenden, die Vielfalt und den kulturellen Reichtum der Schweiz niemals zu vergessen. Sie sehe grosse Herausforderungen auf das Land zukommen.
Mit Herz und Verstand
Das Parlament habe die Pflicht, Lösungen zu finden, die vom Volk angenommen würden und durchgesetzt werden könnten, sagte Meyer weiter.
Das Vertrauen der Bevölkerung müsse zurückgewonnen werden. Die Volksvertreter sollten mit Herz und Verstand politisieren.
Rücktritt wegen Krankheit
Maitre leidet an einem Hirntumor und konnte deshalb das Amt des Nationalratspräsidenten nicht mehr weiterführen. Er war am vergangenen Montag im Rat mit Standing Ovations verabschiedet worden.
Die Nachfolge von Maitre war von einem CVP-internen Ausschuss vorbereitet worden. Neben Meyer wurde auch der Luzerner Josef Leu vorgeschlagen. Die Fraktionsmitglieder gaben jedoch der Westschweizerin den Vorzug.
Siebte Frau zum «Tag der Frau»
Zum internationalen «Tag der Frau» liess Meyer Rosen an ihre Ratskolleginnen verteilen. Die Frauen könnten Erfolge verbuchen, stellte sie fest. Es brauche aber noch viel Arbeit, damit Männer und Frauen gemeinsam weiterkämen.
Meyer ist die siebte Frau, die den Nationalrat leitet und die erste Vorsitzende aus dem Kanton Freiburg seit 24 Jahren.
Auch die erste Nationalratspräsidentin, die Schwyzer CVP-Vertreterin Elisabeth Blunschy, hatte das Amt im Verlaufe des Jahres 1977 «geerbt». Sie folgte auf Hans Wyer (CVP/VS), der nach der Wahl in die Walliser Kantonsregierung zurückgetreten war.
swissinfo und Agenturen
Nach der 1977 gewählten CVP-Vertreterin Elisabeth Blunschy wählte der Nationalrat 1981/82 Hedi Lang (SP/ZH), 1993/1994 Gret Haller (SP/BE), 1996/97 Judith Stamm (CVP/LU), 1998/99 Trix Heberlein (FDP/ZH) und 2001/02 Liliane Maury Pasquier (SP/GE) zur «höchsten Schweizerin».
Thérèse Meyer, geboren am 17. Mai 1948 in Châtel St-Denis/FR, ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.
Die Laborantin war von 1982 bis 1991 Gemeinderätin und dann bis 1999 Gemeindepräsidentin von Estavayer-le-Lac.
Von 1996 bis 1999 sass sie im freiburgischen Grossen Rat.
Am 20. April 1999 wurde sie die Nachfolgerin von Joseph Deiss im Nationalrat, als dieser Bundesrat wurde.
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