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Tödlicher Amoklauf mit Armeewaffe

Schweizer Wehrmänner bewahren ihre Dienstwaffen zu Hause auf. Keystone

Ein Amokschütze hat in einem Hotel in Baden einen Mann getötet und vier weitere Personen zum Teil schwer verletzt. Die Tat wurde mit einem Sturmgewehr der Armee begangen.

Die Bluttat dürfte der politischen Debatte um die Aufbewahrung von Dienstwaffen und Munition in Schweizer Haushalten neuen Auftrieb geben. Eine entsprechende Volksinitiative ist in Vorbereitung.

Ein Amokschütze hat am Donnerstagabend in der aargauischen Stadt Baden einen 71-jährigen Mann erschossen und vier weitere Personen verletzt. Beim Täter handelt es sich um einen 26-jährigen Schweizer irakischer Abstammung. Er wurde nach der Tat verhaftet.

Der Amokläufer hatte kurz vor 21.45 Uhr mit einem Sturmgewehr 90 auf einem Hotelparkplatz das Feuer auf zwei Jugendliche eröffnet, die an einem Tisch vor der Bar sassen.

Die Gewehrkugeln verletzten die beiden 15- und 16-jährigen Jugendlichen schwer. Sie hatten zusammen mit ihren Eltern das Restaurant besucht. Trotz ihrer Verletzungen konnten sie ins Innere des Restaurants flüchten.

Ein Toter in der Bar

Der Amokläufer begab sich dann zur Bar und schoss von der Eingangstüre aus erneut auf die an der Theke sitzenden Gäste. Ein 71-jähriger Schweizer wurde von vier Schüssen in Körper und Kopf getroffen und erlag kurze Zeit danach seinen Verletzungen.

Zwei weitere Personen wurden getroffen und verletzt. Danach gab der Täter weitere unkontrollierte Schüsse im Restaurant ab.

Persönliche Dienstwaffe eingesetzt

Nachdem das Magazin leergeschossen war, legte der Amokschütze bei der Rezeption das Gewehr nieder und begab sich auf den Parkplatz. Dort wurde er von einer Patrouille der Stadtpolizei Baden überwältigt und festgenommen.

Für seinen Amoklauf hatte der Schütze seine Dienstwaffe und die dazugehörige so genannte persönliche Taschenmunition benutzt, die den Wehrmännern verschweisst nach Hause mitgegeben wird.

Motiv völlig unklar

Beim Täter handelt es sich nach Polizeiangaben um einen Bankangestellten aus der Region Baden, der bei einer Grossbank in Zürich tätig war.

Das Motiv der Bluttat sei noch völlig unklar, führte der Polizeisprecher aus. Die Einvernahme gestalte sich äusserst schwierig. Die Aussagen des Mannes seien «diffus und widersprüchlich». Dass bei der Tat Alkohol im Spiel gewesen sei, könne ausgeschlossen werden.

Volksinitiative

Nach diesem und anderen Vorkommnissen wird höchstwahrscheinlich eine Volksinitiative gegen die Aufbewahrung der Armeeschusswaffen zu Hause eingereicht werden.

Das Parlament hat eine entsprechende Gesetzesänderung erst kürzlich abgelehnt.

Verschiedene Organisationen und Parteien werden am 25. Mai definitiv über die Lancierung der Volksinitiative «Für den Schutz vor Waffengewalt» entscheiden.

«Im Grundsatz ist die Entscheidung bereits gefallen, die Finanzierung muss noch gelöst werden», sagte Beni Hirt von der Sozialdemokratischen Partei (SP). Jedes neue Drama zeige ein wenig mehr, wie wichtig diese Volksinitiative sei, sagte er weiter.

Die Idee einer Volksinitiative wird von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) getragen sowie der Organisation Stop Suicide, Frauenverbänden, Kirchenvertretern und der SP sowie der Grünen Partei.

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Volksinitiative

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Volksinitiative erlaubt den Bürgerinnen und Bürgern, eine Änderung in der Bundesverfassung vorzuschlagen. Damit sie zu Stande kommt, müssen innerhalb von 18 Monaten 100’000 gültige Unterschriften bei der Bundeskanzlei eingereicht werden. Darauf kommt die Vorlage ins Parlament. Dieses kann eine Initiative direkt annehmen, sie ablehnen oder ihr einen Gegenvorschlag entgegenstellen. Zu einer Volksabstimmung kommt es…

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Keine Munition zu Hause aufbewahren

Die Anliegen der Initiative sind nicht neu. Die Zeitschrift Annabelle hat letztes Jahr rund 17’400 Unterschriften für die Petition «Keine Feuerwaffen im Haus» gesammelt und im September eingereicht.

Hängig ist derzeit im Parlament auch eine Motion, die verlangt, dass die Armee ihren Angehörigen keine Munition für ihre Dienstwaffe mehr mit nach Hause geben dürfe.

swissinfo und Agenturen

In Schweizer Haushalten werden derzeit 231’000 Sturmgewehre und 51’600 Dienstpistolen aufbewahrt.

Laut Schätzungen dürften insgesamt fast 2 Millionen Schusswaffen (militärische und private) vorhanden sein.

Gemäss einer Studie des Instituts für Kriminologie der Universität Lausanne werden pro Jahr fast 300 Menschen mit Armeewaffen getötet.

Oft werden Ordonnanzwaffen für Selbstmorde und bei Familiendramen verwendet.

In der Schweiz wird seit einiger Zeit über Waffen diskutiert, namentlich die Aufbewahrung von Sturmgewehren und Pistolen der Schweizer Armeeangehörigen zu Hause.

Gemäss einer im letzten Jahr veröffentlichten Studie gibt es einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Waffen, die im Umlauf sind, und der Anzahl der Tötungen und Selbstmorde.

Bei der Revision des Waffengesetzes verzichtete das Parlament in der Frühjahrssession darauf, ein zentrales Waffenregister einzuführen. Ein Aufbewahrungsverbot von Armeewaffen zu Hause hatte ebenfalls keine Chance.

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