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Tsunami: Soforthilfe praktisch aufgebraucht

Die Schweizer Aussenministerin möchte für die Katastrophengebiete mehr tun. Keystone

Die 25 Millionen Franken, welche die Schweizer Regierung als Soforthilfe für die Flutopfer in Südasien gesprochen hat, sind praktisch aufgebraucht.

Für Aussenministerin Micheline Calmy-Rey ist es damit allerdings nicht getan.

Sie waren eine der ersten Politikerinnen, die nach der Tsunami-Katastrophe nach Asien reisten. Was hat dieser Besuch gebracht?

Micheline Calmy-Rey: Ich ging nach Thailand und Sri Lanka, weil die Schweiz mit diesen Ländern spezielle Beziehungen hat. So sind wir in Sri Lanka in der Entwicklungshilfe und Friedensförderung tätig.

Und Thailand ist ein beliebtes Urlaubsziel der Schweizer. Dort sind auch die meisten Schweizer ums Leben gekommen. Ich wollte mir selber ein Bild machen vom Ausmass der Katastrophe und wollte wissen, wie es den Schweizern geht.

In Sri Lanka wurde unser Vorschlag, ein «Cash-for-Shelter-Programm» einzuführen, begeistert aufgenommen.

Dieses Programm, bei dem Einheimische Geld dafür bekommen, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen, wurde doch ursprünglich für den Kosovo entwickelt?

M.C.-R.: Das stimmt. Deswegen haben wir auch Erfahrung. Sri Lanka wollte Flüchtlingscamps aufbauen. Aber man weiss, dass es sehr schwer ist, diese wieder aufzulösen.

Unser Vorschlag ist überdies noch billiger und beruht auf der ohnehin schon grossen Solidarität der lokalen Bevölkerung.

Sie mussten einiges an Kritik einstecken. Einige Schweizer fühlten sich von der Schweizer Botschaft in Thailand im Stich gelassen.

M.C.-R.: Ich habe diese Klagen dem diplomatischen Inspektorat weitergeleitet. In einer solchen Ausnahmesituation passieren Fehler. Es kann schon sein, dass ein Botschaftsangestellter vor lauter Übermüdung einmal nicht freundlich genug war. Das kann ich verstehen.

Sollte sich herausstellen, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt, sondern um einen generellen Missstand, dann werde ich handeln. Aber unser Personal in Bern und vor Ort hat sehr starke Motivation gezeigt und insgesamt gute bis sehr gute Arbeit geleistet.

Die Solidarität mit den Katastrophenländern ist beispiellos. Besteht nicht die Gefahr, dass andere Gebiete, in denen grosse Not herrscht, vergessen gehen? Und tragen Reisen von Politikern nach Südostasien nicht noch zusätzlich dazu bei?

M.C.-R.: Eher das Gegenteil ist der Fall. Man sprach plötzlich auch wieder von Afrika und insbesondere von Darfur. Denn gerade die Medien wiesen immer wieder darauf hin, dass man diese Notstandsgebiete nicht vergessen darf.

Das hat auch der Bundesrat nicht. Die 25 Mio. Franken, die wir für die Soforthilfe gesprochen haben, müssen ja nicht anderswo kompensiert werden. Dafür bin ich meinen Kollegen sehr dankbar.

Nun wird der Wiederaufbau geplant. Wie und wo wird sich die Schweiz engagieren?

M.C.-R.: Ich habe vor Ort gesehen, dass man Soforthilfe und Wiederaufbau nicht trennen kann. Das lief in Thailand zum Beispiel parallel. Die Leute haben gleich mit den Aufräumungsarbeiten begonnen.

2,5 Mio. Franken unserer Soforthilfe fliessen ja auch in den Wiederaufbau von drei Dörfern. Und dabei geht es nicht nur um die Infrastruktur, deren Aufbau die Einheimischen selbst an die Hand nehmen.

Wir werden auch helfen, damit die Fischer wieder zu Booten und Netzen kommen, damit sie ihrem Beruf wieder nachgehen können.

Anfangs befürchteten Hilfswerke, die Schweiz baue ein Musterdorf, während die Menschen der ebenfalls zerstörten Nachbardörfer leer ausgehen.

M.C.-R.: So ist es nicht. Wir handeln in Absprache mit der Regierung. Die Hilfe ist koordiniert. Uns ging es auch darum, unsere Gelder effizient einzusetzen und nicht zu verzetteln. So können wir auch eine Erfolgskontrolle vornehmen.

Das Projekt soll aber auch so etwas wie eine Erinnerungsstätte sein für die vielen Schweizer, die in Thailand ihr Leben verloren.

Der Wiederaufbau in den verwüsteten Regionen kostet Unsummen. Wird der Bundesrat weitere Mittel bereitstellen?

M.C.-R.: Es ist zu früh, um das sagen zu können. Unsere Experten sind vor Ort und klären ab, wo welche Hilfe nötig ist. Klar ist: Unsere Schwerpunkte werden mit Sri Lanka und Indonesien jene Länder sein, die am meisten von der Flutkatastrophe betroffen sind.

Klar ist auch: Von den 25 Mio. Franken waren am 14. Januar 23 Mio. Franken schon versprochen oder ausgegeben.

swissinfo © Berner Zeitung, David Sieber

Die Schweiz hat 25 Mio. Fr. Soforthilfe zur Verfügung gestellt.
Davon sind 23 Mio. Fr. schon versprochen oder ausgegeben.
Die Glückskette hat bis am 19. Januar bereits 171 Mio. Fr. gesammelt.
Auch für Darfur kann weiterhin gespendet werden (Vermerk Sudan/Darfur).

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