Umfrage: Waffenschutz-Initiative im Vorteil
Das Volksbegehren, den Zugang zu Waffen zu erschweren, scheint besonders bei Frauen auf offene Ohren zu stossen. Dies zeigt eine Umfrage fünf Wochen vor dem Urnengang. Derweil schreitet der Abstimmungskampf in eine emotionale Phase.
Die Umfrage, die vom Institut gfs.bern im Auftrag der SRG durchgeführt wurde, zeigt eine Unterstützung von 52% der Befragten für die Volksinitiative, während 39% dagegen sind.
«Das Resultat der Abstimmung vom 13. Februar bleibt offen», gibt Instituts-Direktor Claude Longchamp gegenüber swissinfo.ch zu bedenken.
Er erwartet, dass die Gegner ihre Anstrengungen noch steigern, um ihre Wählerschaft und Personen ohne Parteibindung zu mobilisieren.
Dabei könnten unvorhergesehene Ereignisse – wie das Attentat gegen eine Kongressabgeordnete in den USA – noch einen Einfluss auf die Abstimmung haben. «Die Dynamik der Kampagnen wird entscheiden», glaubt der Politologe.
Frauen: Zünglein an der Waage
Die Umfrage zeigt einen wesentlichen Unterschied zwischen der Haltung von Frauen und Männern gegenüber der Initiative, erklärt Longchamp: «Viele Frauen sind der Meinung, heute sei es unnötig, eine Waffe im Haus zu haben, während die Männer um liebgewonnene Schweizer Traditionen fürchten und daher eher gegen die Initiative sind.»
Der Unterschied von 24% zwischen den Geschlechtern ist die grösste von gfs.bern während zehn Jahren Abstimmungs-Forschung gemessene Abweichung, erklärt Longchamp.
Er betont, dass Frauen bereits in früheren Abstimmungen den entscheidenden Unterschied gemacht haben. So etwa, als sie Ende 2008 einer Mehrheit dazu verhalfen, eine Initiative anzunehmen, die die Unverjährbarkeit pornografischer Straftaten an Kindern forderte. Und auch 1994 spielten Frauen bei der Annahme der Alpeninitiative das Zünglein an der Waage.
Die Umfrage zeigt auch, dass Personen, die Mitte-links wählen, derzeit klar für die Initiative sind, während Rechte sie klar ablehnen und Mitte-rechts Wählende sich nicht einig sind.
In Fahrt
Eine Umfrage, die Anfang Jahr vom Konkurrenz-Institut Isopublic durchgeführt wurde, zeigt ähnliche Zahlen: 45% dafür, 39% dagegen. Bei jenen, die sich noch nicht entscheiden haben, ist der Unterschied zwischen den beiden Umfragen allerdings gross: 21% bei Isopublic, 9% bei gfs.bern.
Laut Politologe Longchamp ist diese Lücke auf unterschiedliche Befragungsmethoden zurückzuführen.
Die Kampagnen wurden zwar vor den Festtagen lanciert, kommen aber erst im neuen Jahr langsam in Fahrt. In kurzer Folge haben Komitees dafür und dagegen ihre Argumente lanciert und Abstimmungsplakate präsentiert.
Emotionale Plakate
Die Befürworter setzen auf einen blutenden Teddybären mit einer Schusswunde, die überparteiliche Gegnerschaft benutzt das Bild eines zerknüllten 1.-August-Lampions, während die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) wieder einmal das Thema der kriminellen Ausländer aufgreift und einen rauchenden Mann mit Sonnenbrille zeigt, der auf den Betrachter zielt.
Eine Zeitung porträtierte letzten Sonntag eine Anzahl Parlamentarier, einige stolz posierend mit ihren automatischen Waffen, andere zitierte sie mit der Aussage, dass Waffen im Zeughaus aufbewahrt werden sollten.
Nicht unüblich bei politischen Kampagnen ist, dass sich beide Seiten um Statistiken streiten, wie etwa die Anzahl von Suiziden durch Schusswaffen oder die Investitionen der Schützenverbände in die Kampagne.
Polit-Experte Longchamp weist darauf hin, dass sich eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Gruppen und Organisationen öffentlich zur Initiative geäussert hat. «Durch diese Gruppen erhält das Thema eine emotionale Dimension», sagt er.
Die Umfrage wurde telefonisch bei 1214 Personen in allen Landesregionen zwischen dem 3. und 8. Januar durchgeführt.
52% waren bestimmt oder eher dafür, 39% bestimmt oder eher dagegen, 9% hatten sich noch keine Meinung gemacht.
Der Stichprobenfehler liegt bei +/- 2,9%
Die erste von zwei Umfragen vor dem Urnengang vom 13. Februar 2011 wurde von der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG in Auftrag gegeben, zu der auch swissinfo.ch gehört.
Das Volksbegehren wurde von rund 70 Nichtregierungs-Organisationen eingereicht.
Die wichtigsten Forderungen: Schaffung eines eidgenössischen Waffenregisters, der Bedarf von Waffen muss nachgewiesen und die erforderlichen Fähigkeiten zum Waffenbesitz müssen vorhanden sein, Militärwaffen werden im Zeughaus aufbewahrt, Erwerb und Besitz von besonders gefährlichen Waffen (automatische Waffen, Pump Guns/Vorderschaftrepetierflinten) sind für Privatpersonen verboten.
Mitte-links Parteien und einige rechts der Mitte unterstützen die Initiative, während die Rechte dagegen ist, zusammen mit dem Bundesrat (Landesregierung) und einer Parlamentsmehrheit.
Die Stimmberechtigten sind am 13. Februar aufgerufen, sich brieflich oder an der Urne zur Vorlage zu äussern.
(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)
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