Schweiz soll Rote Laterne beim Vaterschaftsurlaub abgeben
Die Schweiz ein Entwicklungsland? In Sachen Vaterschaftsurlaub Ja! Eine gesetzliche Grundlage dazu fehlt bis heute. Dies will eine Volksinitiative ändern, die Anfang Sommer in Bern eingereicht wurde. Darin wird ein Urlaub von 20 Tagen für frischgebackene Väter. Eigentlich eine moderate Lösung, wie der internationale Vergleich zeigt.
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Schreibt bei SWI swissinfo.ch seit 2015 über Demokratie. Versteht diese als Toolbox zur politischen Teilhabe und als Mindset. Vorher bei Reuters, Bluewin und Tageszeitungen. Studium der Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Bern.
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Ein ganzes Jahr: so viel haben Väter in Südkorea und Japan zu gut, um sich um ihren Nachwuchs zu kümmern.
Im Schnitt beträgt der Vaterschaftsurlaub in den 35 Ländern, die zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zählen, zwei Monate. Dies zeigt die Rangliste der Organisation von 2015.
Mit den vier Wochen, welche die Initiative vorschlägt, läge die Schweiz also immer noch klar unterhalb des OECD-Schnitts. Aktuell müssen Sie bis ganz nach unten fahren, wenn Sie die Schweiz suchen.
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Bis die Schweizerinnen und Schweizer über den Vaterschaftsurlaub abstimmen können, dürften aber noch drei bis vier Jahre ins Land gehen. Über die Chancen des Begehrens kann heute nur spekuliert werden. In einer repräsentativen Umfrage, welche die Initianten Externer Link2015 veranlassten, befürworteten aber 81% eine bezahlte «Papa-Zeit».
Aufgrund der dornenvollen Geschichte der Mutterschaftsversicherung wäre es ein Wunder, wenn es gleich im ersten Anlauf klappen würde.
Der Kampf zur Einführung der Mutterschaftsversicherung hatte volle 70 Jahre gedauert: 2004 schlussendlich sagte das Schweizer Stimmvolk Ja dazu, 2005 wurde sie Realität. Der entsprechende Verfassungsauftrag datierte aus dem Jahr 1945. Seit 12 Jahren haben arbeitstätige Mütter, und nur sie, nach der Geburt eines Kindes Anrecht auf 14 Wochen Urlaub. In dieser Zeit erhalten sie 80% ihres Lohnes.
Zusammen mit den nun geforderten vier Wochen Urlaub für die Väter ergäbe das dann einen Elternurlaub von 18 Wochen.
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