Von der WM für die Euro 2008 lernen
Für die Organisation der Fussball-Europameisterschaft wird sich die Schweiz am deutschen WM-Modell orientieren. Zwei Jahre vor dem Anlass schreiten die Vorbereitungen planmässig voran.
Um die Fans zu motivieren, ihre Autos zu Hause zu lassen, wird im Eintritts-Ticket auch ein landesweit gültiges Billet für den gesamten öffentlichen Verkehr für 36 Stunden eingeschlossen.
Deutschland habe Massstäbe gesetzt, sagte Sportminister Samuel Schmid am Dienstag vor den Medien in Bern. Von der Schweiz und Österreich werde nun dieselbe Perfektion erwartet.
Diese Erwartung gelte es zu erfüllen. «Wir haben gesehen, dass es möglich ist», sagte Schmid.
Alle loben Deutschland
Voll des Lobes für Deutschland waren auch Ralph Zloczower, Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV), und Matthias Remund, Direktor des Bundesamtes für Sport (BASPO).
Es gelte nun, aus der WM Lehren zu ziehen. Die Schweiz habe ein gutes Image, sagte Remund. Entsprechend hoch seien die Erwartungen. «Wir wissen, wo’s lang geht – packen wir’s an.»
Planbarer Verkehr
Der Verkehr gehört zu den planbaren Faktoren. Das Parlament hat dafür ebenfalls Geld locker gemacht.
Das Eintrittsticket gilt während 36 Stunden auch als Generalabonnement für den öffentlichen Verkehr. Noch offen ist, ob sich auch Österreich daran beteiligt.
Planungsmässig auf Kurs
Bei der Planung sei die Schweiz auf Kurs, hiess es. So seien die Kredite gesprochen und die Führungsposten besetzt. In einem nächsten Schritt geht es unter anderem um Vertragsverhandlungen auf Stufe der Städte.
Die Verträge der Städte mit dem Europäischen Fussballverband (UEFA) sollen bis Ende Jahr unter Dach sein. Dabei geht es auch um die Frage der Sponsoren in den Fan-Zonen.
Die UEFA werde ihre Marken schützen, aber flexibel sein, sagte Zloczower. In Deutschland sei in den Fan-Zonen neben dem Bier des UEFA-Sponsors auch einheimisches Bier verkauft worden.
Grosses Interesse für Fan-Zonen
Das grosse Interesse der Bevölkerung an Fan-Zonen mit Grossleinwänden gehört zu den Erkenntnissen, welche die Schweiz während der WM gewonnen hat.
Angesichts des Booms von «public viewing» rechnen die Organisatoren nun mit 20’000 bis 100’000 Fans ausserhalb des Stadions pro Spiel.
Das Wichtigste für das Gelingen sei, dass die Bevölkerung hinter dem Anlass stehe, gab Remund zu bedenken.
Verordnet werden soll die Begeisterung indes nicht: Sie komme dann auf, wenn alle Beteiligten ihr Bestes gäben, angefangen bei der Nationalmannschaft, sagte der BASPO-Direktor.
Hooligan-Datenbank
Auch bei der Sicherheit will sich die Schweiz ein Beispiel an Deutschland nehmen. Das Auftreten der Sicherheitsleute in Deutschland sei vorbildlich gewesen.
Remund sprach von einer «sympathischen und dennoch entschlossenen Präsenz». Wichtig für die Sicherheit seien auch die Hooligan-Datenbank und die internationale Vernetzung.
Noch knapp 700 Tage
Die Polizei wird während der EURO von der Armee unterstützt werden. Armee und Fans würden nicht in Kontakt kommen, versicherte Schmid. Es handle sich um einen subsidiären Einsatz.
Rund 10’000 Armeeangehörige dürften daran beteiligt sein, etwa doppelt so viele wie jeweils am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.
Bis zum Anpfiff des Eröffnungsspiels im St. Jakob-Stadion in Basel dauert es noch knapp 700 Tage. Im Herbst soll das Motto der EURO 08 bekannt gegeben werden. Die Verantwortlichen hoffen, dass es sich ebenso in den Köpfen festsetzen wird wie Deutschlands «Die Welt zu Gast bei Freunden».
swissinfo und Agenturen
Die Fussball-EM 2008 wird in der Schweiz und in Österreich ausgetragen.
15 der insgesamt 31 Spiele finden in der Schweiz statt.
Austragungsorte sind Basel, Bern, Genf und Zürich.
Ein wichtiger Aspekt ist die Sicherheit, da die Gewalt in Schweizer Stadien generell zugenommen hat.
So kam es bei einem Meisterschaftsspiel im letzten Mai in Basel zu Ausschreitungen mit über 100 Verletzten.
Als Gegenmassnahme soll nun ein Hooligan-Gesetz eingeführt werden. Dagegen wurde das Referendum ergriffen. Am 12. Juli läuft die Frist zur Einreichung der Unterschriften aus.
Die Kosten der Schweiz bei der Fussball-Europameisterschaft 2008 werden heute auf 182 Mio. Franken geschätzt.
82,5 Mio. Franken bezahlt der Bund, das sind rund 20 Mal mehr als ursprünglich angegeben.
28,7 Mio. Franken übernehmen die Kantone.
70 Mio. (45%) bleiben den Austragungsorten.
Die Euro 2008 soll der Schweiz Einnahmen von rund 500 Mio. Franken bringen.
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